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Detective Inspector Jimmy Perez (Douglas Henshall) von den Shetlands ermittelt zum zweiten Mal in der ARD.

© ARD Degeto/ITV Studios

Nervenkitzel im Ersten: Reif für den Insel-Krimi

Shetland und Neuseeland: Im Sommerprogramm schließt das Erste weiße Flecken auf der Thriller-Landkarte.

Für den ARD-Sonntag hat die Sommerpause nun richtig begonnen. Die nächste Ausgabe von „Anne Will“ ist für den 25. August vorgesehen. Und statt neuer Folgen von „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ gibt es in den nächsten Wochen um 20 Uhr 15 nur Wiederholungen. Erst am 11. August geht mit der „Polizeiruf“-Folge „Mörderische Dorfgemeinschaft“ aus Magdeburg der ARD-Sonntagskrimi in die neue Saison. Eine Woche später folgt dann mit „Nemesis“ der erste neue „Tatort“ aus Dresden.

Bis dahin herrscht auf dem ARD-Sonntagsplatz nach der „Tagesschau“ Wiederholungszeit. Ganz anders auf dem „Anne Will“-Platz. Der wird im Sommer traditionell genutzt, um dem deutschen Fernsehpublikum Krimireihen aus anderen Teilen Europas – und in diesem Jahr aus anderen Regionen der Welt – zu zeigen. Nach den vielen Thrillern aus England, Skandinavien, insbesondere Dänemark und Schweden oder Belgien nun also die Shetlands und Neuseeland.

So viel vorweg: Dass die ARD die zuvor weißen Flecken auf der Krimi-Landkarte füllt, ist eine erfrischende Abwechslung zum üblichen Einerlei. Auch jenseits der Sommerpause könnte es nicht schaden, statt immer neuer Regionalkrimis lieber die eine oder andere bislang unentdeckte Weltregion in den Blick zu nehmen.

Zunächst steht „Mord auf Shetland“ auf dem Krimi-Programm. Die erste Episode des Dreiteilers sollte ursprünglich am vergangenen Sonntag ausgestrahlt werden. Wegen des Finalspiels der U21-Fußball-Europameisterschaft, bei der das deutsche Team gegen Spanien unterlag, wurde der Termin verschoben.

Für Detective Inspector Jimmy Perez ist es bereits der zweite Einsatz im deutschen Fernsehen, nachdem die ARD bereits die erste Shetland-Reihe 2016 gezeigt hatte. Während es sich dabei allerdings um drei in sich abgeschlossene Storys handelte, die auf Romanen der Schriftstellerin Ann Cleeves fußten, geht es nun um einen einzelnen, dafür aber sehr verzwickten Fall, den Inspector Perez und sein Team aufklären müssen. Die Figuren basieren zwar wiederum auf den Romanen von Ann Cleeves, die Drehbücher stammen nun aber von Gaby Chiappe, Robert Murphy und Alexander Perrin.

Die Startepisode „Der Vermisste“ beginnt relativ unspektakulär. Auf der Überfahrt zu den Shetlands lernen sich der sympathische 19-jährige Altenpfleger Robbie (Andrew Rothney) und die junge Urlauberin Leanne (Sara Vickers) kennen. Als Robbie am nächsten Morgen verschwunden ist, gibt Leanne eine Vermisstenanzeige bei der Polizei auf, die zunächst nur DI Perez ernst nimmt.

Country-Musik. Ob's allen gefällt?

Robbie war kurz zuvor mit einem Mann in Streit geraten, der erst seit kurzer Zeit auf der Insel lebt. Perez’ Hauptaugenmerk gilt anfangs jedoch einem anderen Fall. Ein kleiner Junge hat am Strand mehrere Beutel mit bunten Pillen gefunden. Die vermeintlichen Süßigkeiten entpuppten sich als gefährliche Drogen, im Krankenhaus mussten die Ärzte um das Leben des Jungen kämpfen. Nach äußerst gemächlichem Start kommt der Krimi erst langsam in Fahrt. Dabei nimmt der Fall Dimensionen an, die über die Shetlands weit hinausgehen.

Auffällig ist, dass mit Cirán Hinds und James Cosmo zwei der Antagonisten mit Schauspielern besetzt wurden, deren weltweite Popularität durch ihre Rollen in der Fantasy-Seriensaga „Game of Thrones“ zuletzt zugelegt hatte. Unterdessen erinnern die melancholischen Anwandlungen von Inspector Perez an jenen Kommissar Wallander, der im Fernsehen von Rolf Lassgard verkörpert wurde – auch wenn das Gefühlsleben des Schotten bei Weitem gefestigter ist als das des Schweden es war.

In eine ganz andere Weltgegend geht es in der ARD ab dem 21. Juli. Die vierteilige „Brokenwood“-Reihe spielt auf der Nordinsel von Neuseeland. Die Krimis verstehen es zu begeistern. Das ist neben tollen Aufnahmen von der „Herr der Ringe“-Insel vor allem Neill Rea zu verdanken, dessen Detective Mike Shephard ein äußerst gewinnendes Wesen hat – auch wenn er auf Äußerlichkeiten wenig Wert legt.

Er trägt etwas zu viel Gewicht mit sich herum, zum geöffneten obersten Hemdknopf passt die gelockerte Krawatte. Die Zeit zum Rasieren scheint ihm ebenfalls zu fehlen. Mehr Wert legt er dafür auf den tadellosen Zustand seines Dienstfahrzeuges – eines 1971er Oldtimers, der zwar nicht über ein Funkgerät, aber über ein Kassettenradio verfügt.

Detective Senior Sergeant Mike Shephard (Neill Rea) aus Neuseeland hat sein deutsches TV-Debüt.

© ARD Degeto

Und darauf lässt Shephard am liebsten Country-Musik laufen, egal ob die anderen Mitfahrer wie etwa seine junge Kollegin Kristin Sims (Fern Sutherland) diesen Musikgeschmack teilen oder nicht.

So nachlässig Shephard in Kleidungsfragen auch sein mag, in seiner Arbeit ist er äußerst gewissenhaft. Die örtliche Polizei in Person von Gary McLeod (Mark Clare) will in der Auftaktfolge „Blut und Wasser“ den Tod des unbeliebten Farmers Nate Dunn rasch als Selbstmord zu den Akten legen. Als Motiv vermutet McLeod verspätete Schuldgefühle für den Tod von Dunns Ehefrau zehn Jahre zuvor.

Doch Mike Shephard gibt sich mit dieser Begründung nicht zufrieden. Der Kommissar aus dem übergeordneten Bezirk Auckland beginnt mit seinen Ermittlungen. Sie führen ihn weit in die Vergangenheit. Bis dann im August mit dem neuen „Polizeiruf“ aus Magdeburg die Zukunft der neuen Krimi-Saison in der ARD beginnt.

„Mord auf Shetland“, 7., 13. und 14. Juli; „Brokenwood – Mord in Neuseeland“, vier Episoden, ab 21. Juli, alle Filme jeweils ab 21 Uhr 45 in der ARD

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