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Bei seiner Rückkehr zu den Germanen ist die einstige Geisel Roms noch ein loyaler Offizier des römischen Reichs. Noch liegt ein langer weg vor Arminius (Laurence Rupp), bis er dem großen Imperium die Stirn bietet.

© Katalin Vermes/Netflix

Netflix-Serie „Barbaren“: Raus aus der Rüstung

Was die Showrunner von „Barbaren“ an einer Serie über dunkle Wälder, sumpfige Wiesen und archaische Germanen reizt.

Arne Nolting, Jan Martin Scharf und Andreas Heckmann, mit der emotionalen Drama-Serie „Club der roten Bänder“ über eine Kinderstation eines Krankenhauses haben Sie im Privatsender Vox die Herzen der Zuschauer erobert. Für Netflix haben Sie jetzt die erste deutsche Historienserie „Barbaren“, die am Freitag startet, über den Sieg der Germanen über die Römer in der Varusschlacht als Showrunner in Szene gesetzt. Ein ganz schöner Spagat.

NOLTING: Wir sind als Autoren breit aufgestellt. Uns interessieren packende, emotionale, spannende Geschichten, das Genre spielt dabei erstmal keine Rolle. Wir hätten auch nie gedacht eine Krankenhausserie zu machen. Wir drei sind große Fans von Historienserien. Andreas Heckmann kam schon vor vier Jahren zu uns mit der Idee, etwas über Germanen zu erzählen. Er hat uns damit sofort angezündet. Dass wir keine Erfahrung mit Historienserien hatten, liegt in der Natur der Sache: So etwas wurde in Deutschland noch nicht gemacht.

Was fasziniert Sie an den Germanen?
HECKMANN: Ich komme aus dem nördlichen Ruhrgebiet. Da ist der Teutoburger Wald nicht weit. Die Varusschlacht haben wir schon als Kinder gespielt, ich habe auch Geschichte studiert. Das ist ein Teil der deutschen Geschichte, den man neu erzählen kann.

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Aber selbst möchte man ja nicht in dunklen Wäldern und sumpfigen Landschaften leben.
SCHARF: Uns hat die Rohheit und das Archaische dieser Welt begeistert. Es gibt keine Polizei, es gilt das Recht des Stärkeren. Das Leben ist kurz und es gibt kaum Medizin. Alles ist dreckig, nur die römischen Rüstungen glänzen. Die Varusschlacht ist David gegen Goliath, es gibt unzählige Kraftzentren, die uns getriggert haben. Das hat bei uns ganz viele Geschichten und Situationen freigesetzt.
NOLTING: Genau das ist es ja, dass man da nicht gelebt haben will. Umso lieber will man einen Blick dahin werfen, zu einem Ort und einer Zeit, in der jede Entscheidung Leben oder Tod bedeuten kann, und in der Zivilisation etwas sehr Fremdes ist. Trotzdem kann man dort die Gefühle moderner Menschen in jeder Situation wiederfinden.

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Sind Sie eigentlich „Vikings“-Fan, Herr Heckmann?
HECKMANN: Ja, diese Serie finde ich toll. Aber unseren Stoff finde ich einzigartig. Den Kontrast zwischen dieser erdigen, naturverbundenen Kultur und dieser marmornen, geordneten, römischen Überkultur fand ich schon immer spannend. An der Figur des Arminius interessiert mich besonders diese Zerrissenheit. Er ist klassische tragische Dilemma: Er lebt zwischen zwei Welten und muss sich für eine davon entscheiden. Und egal, für welche er sich entscheidet: er muss die andere verraten.

Dass Arminius als Junge den Cheruskern entrissen wurde, bei den Römern sogar zum Offizier aufstieg und dann zu den Germanen zurückkehrte, ist in den Geschichtsbüchern nachzulesen. Wie historisch verbürgt ist die Serie darüber hinaus?
NOLTING: Wir hatten historische Fachberatung bis hin zur Ausstattung und den Kostümen. Unser Ziel war, es so authentisch wie möglich aussehen zu lassen. Erzählerisch mussten wir uns einige Freiheiten nehmen, weil vieles im historischen Dunkel liegt und somit nicht belegt ist. Über den emotionalen Kern der Geschichte – wieso Arminius die Seiten gewechselt hat – darüber kann man ohne verlässliche Quelle nur spekulieren.

"Es ist immer gut, nicht genau das zu tun, was alle erwarten"

Warum wurde mit Laurence Rupp ein Österreicher als Arminius gewählt und nicht Ronald Zehrfeld, der in der Serie ja auch eine Rolle übernommen hat?
SCHARF: Erstens ist es immer gut zu überraschen und nicht genau das zu tun, was alle erwarten. Zweitens hatten wir einen längeren Castingprozess. Und drittens ist es in der Rolle angelegt, dass die Figur in die eine Kultur geboren und von der anderen geprägt wurde. Laurence Rupp verkörpert diesen Charakter für uns am überzeugendsten. Häufig ist es auch gut, jemanden nicht ganz so bekanntes auszuwählen, um viel direkter in die Geschichte einzutauchen. Seine Nationalität war uns dabei egal. Zumal wir bei Netflix eine Geschichte für 190 Länder erzählen.

Ziemlich beste Freunde: Die cheruskische Fürstentochter Thusnelda (Jeanne Goursaud) und Krieger Folkwin (David Schütter). Fehlt nur noch der Dritte im Bunde: Arminius.

© Netflix/Katalin Vermes

Wie weit hat Netflix bei dieser Entscheidung mitgewirkt? Und welche Rolle spielte dabei die internationale Vermarktung?
NOLTING: Wie vieles andere auch wurden die Besetzung mit Netflix in engem Kontakt besprochen. Wir hatten unsere kreativen Freiheiten, haben aber eng mit Netflix zusammengearbeitet. Im Gegensatz zu vielen deutschen Sendern, die wir kennen, ist die Prominenz des Schauspielers weniger relevant als die Frage, wie er die Rolle verkörpert.

"Latein klingt fantastisch"

Sprechen die Römer in der Serie tatsächlich Latein oder handelt es sich um Italienisch?
HECKMANN: Es ist tatsächlich Latein. Die Dialoge wurden für uns von einem Berliner Experten übersetzt. Uns was das sehr wichtig, um das Gefühl dafür zu bekommen, dass sich die Römer und Germanen tatsächlich nicht verstanden hatten. Wir wollten authentischer werden als andere historische Serien, in denen alle deutsch reden. Außerdem klingt es fantastisch. Die Römer werden von italienischen Schauspielern gespielt, die dem Ganzen noch ihren Zungenschlag geben.

Varus (Gaetano Aronica) vor der Schlacht, die für immer mit seinem Namen verbunden bleiben wird - auch wenn er daraus nicht siegreich hervorging.

© Katalin Vermes/Netflix

Von den germanischen Stämmen gab es ja nicht nur die Cheruskern, sondern einige Dutzend mehr. Wie sieht es eigentlich mit einer Fortsetzung der „Barbaren“ aus?
SCHARF: Im Augenblick konzentrieren wir uns auf die erste Staffel und hoffen darauf, dass sie die Leute begeistert.

Auch die Varusschlacht ist einmal zu Ende. Und anders als bei den Wikingern, die über Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen haben, wurde von den Germanen nach Arminius nicht mehr viel überliefert.
NOLTING: Von den Germanen weiß man auch vor der Schlacht im Teutoburger Wald nicht so wahnsinnig viel. Aber die Historie, so man denn Bescheid weiß, bietet noch Einiges. Das kann man bis zur Völkerwanderung im vierten Jahrhundert nach Christi Geburt erzählen. Schließlich waren die Germanen in ganz Europa unterwegs.

Der Plot: Auf Arminius' Spuren

Mit dem Sieg der Germanen über die römische Besatzungsmacht im Jahre neun nach Christi Geburt ist es so wie mit vielen anderen Ereignissen in den Geschichtsbüchern: Aus der historischen Fernsicht betrachtet wirken sie beinahe zwangsläufig. Doch wie erfolgversprechend sah das Unterfangen damals aus? Wie gelang es Arminius, die zerstrittenen Stämme zu vereinen und eine Strategie zu ersinnen, um den übermächtigen Feind zu schlagen?

Allein auf diese Fragen haben sich die Macher der sechsteiligen Netflix-Original-Serie „Barbaren“, die am Freitag startet, nicht verlassen. Das historische Action-Drama wird um eine emotionale Geschichte über Freundschaft und Liebe erweitert. Drei Freunde aus Kindheitstagen, einer von ihnen – Arminius (Laurence Rupp) – wird seiner Familie entrissen und kehrt als römischer Offizier zurück, trifft Jahre später auf seine Freunde Folkwin (David Schütter) und Thusnelda (Jeanne Goursaud).

Welche Erwartungen Netflix an diese Serie hat, zeigt sich auch an den Nebenrollen, zumal Ronald Zehrfeld selbst einen guten Arminius abgegeben hätte.

Manche Dialoge sind allerdings so hölzern wie die Häuser der Germanen und die Story mitunter so zugig wie das Zelt eines römischen Legionärs.

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