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Es diskutieren von links nach rechts: Moderator Till Nassif, Roxanna Witt (Wissenschaftlerin und Sinteza-Aktivistin), Svenja Flaßpöhler (Philosophin) und Aladin El-Mafaalani (Soziologe).

© WDR/Claus Langer

WDR-Themenabend zur "Letzten Instanz": Rassismus ohne Rassisten

Der WDR wollte seinen Meinungstalk "Die letzte Instanz" reparieren. Das ist halbwegs gelungen. Ein Kommentar

Alles nur eine Frage der Twitter-Konjunktur? Der WDR-Meinungstalk „Die letzte Instanz“ diskutierte Ende November 2020 über „Das Ende der Zigeunersauce“. Die Sendung kam, ging, Stille. Wiederholt wurde sie am 29. Januar 2021. Twitter-Alarm, Empörungswogen, der WDR wurde immer kleinlauter und akzeptierte letztlich den Vorwurf, in der „Letzten Instanz“ sei Rassismus das Wort geredet worden.

Nach der Sünde die Buße an diesem Donnerstag. Das WDR-Fernsehen bündelte unter dem Titel „Freiheit, Gleichheit, Hautfarbe! Warum hat Rassismus mit uns allen zu tun?“ Reportage, Diskussion und Gruppenspiel zum Themenabend. Den stärksten Eindruck machte die Reportage, in der unter anderem ein Schauspieler, eine Altenpflegerin, ein WDR-Mitarbeiter schilderten, welche Diskriminierungen und Demütigungen sie in Deutschland erfahren. Das war eindrücklich, weil erkennbar vor Augen und Ohren gebracht wurde, dass Rassismus kein randständiges, sondern ein zentrales Thema für die Gesellschaft sein muss. Die Diskussion blieb dahinter zurück: Zu abgehoben, zu akademisch, zu sehr ins Definitorische verstrickt, mittendrin Programmdirektor Jörg Schönenborn im Büßer-Business-Dress.

Geglückter Themenabend? Jein

Hat der Themenabend seine Aufgabe erfüllt? Jein. Der WDR hat sich seiner Verantwortung gestellt – was der frühere WDR nicht getan hätte. Da herrschte in den Funkhäusern (wie in den Verlagen) Selbstgewissheit bis zur Arroganz. Medien haben sich in Diskussionsplattformen gewandelt. Das hat auch dieses vermaledeite Twitter erreicht.
Rassisten vor der Studiotür, Nichtrassisten im Studio, das ist nur die halbe Lösung, insofern Rassismus mit uns allen zu tun hat. Es müssen nicht die finstersten Gestalten sein, die Vollzeit-Rassisten sein, da reicht ein Ensemblemitglied des Schauspielhauses Düsseldorf, der einen People-of-Colour-Kollegen bepöbelt und bedroht hat. Warum hat er das getan? Seine Antwort hätte, sehr zu hoffen jedenfalls, das Thema schärfer gestellt als das x-te Lippenbekenntnis. Bitter zu sagen, aber Rassismus funktioniert nur mit und wegen Rassisten.

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