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Lange vor Kolumbus: Leif Eriksson (Sam Corlett, links) gilt inzwischen als eigentlicher Entdecker Amerikas.

© Netflix/Walsh

Netflix-Serie „Vikings: Valhalla“: Rache, Raub und Ränke

Was an Serien wie „Vikings: Valhalla“ jenseits des ständigen Schlachtengetümmels faszinierend sein kann.

Welche Assoziationen verbinden wir mit den Wikingern? Bei Wikipedia werden sie als Angehörige von kriegerischen, seefahrenden Personengruppen aus meist nordischen Völkern des Nord- und Ostseeraumes im mitteleuropäischen Frühmittelalter geführt. Die Webseite „Planet Wissen“ bezeichnet sie gar als „Terroristen des Mittelalters“, die Dörfer Europas eroberten, Klöster plünderten, Bewohner versklavten und alles niederbrannten, was sie nicht mitnehmen konnten.“ Wobei es gleich im Anschluss heißt: „Doch sie waren mehr als mordlüsterne Barbaren.“

Ein Phänomen sind nicht nur die Wikinger selbst, auch der Erfolg der TV-Serie „Vikings“ kann als solches gelten. Sechs Staffeln lang haben die Schicksale von Ragnar Lothbrok und Schildmaid Lagertha, des begnadeten, aber etwas irren Schiffbauers Floki, von König Harald und Ragnars Kindern Björn, Ubbe, Hvitserk und Ivar eine stetig wachsende Zahl von Zuschauern in den Bann gezogen.

[„Vikings: Valhalla“, acht Episoden, bei Netflix]

Nach insgesamt 89 Folgen war dieser Erzählstrang nach Meinung von Showrunner Michael Hirst an seinem Ende angekommen. Nun geht die Geschichte der Wikinger weiter – beim Streaminganbieter Netflix, der das Spin-Off „Vikings: Valhalla“ rund 100 Jahre nach den bisherigen Ereignissen angesiedelt hat. Der dänische König Knut vereint die Wikingerstämme für einen Rachefeldzug gegen England, nachdem König Aethelred das „Wikinger-Problem“ auf blutige Weise gelöst hatte.

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Ebenso wie die Ursprungsserie besteht „Vikings: Valhalla“ aus einer gehörigen Portion Gewalt, daran gibt es nichts zu Rütteln. Wer mit martialischen Schlachtenszenen ein Problem hat, wird auch der Fortsetzung nicht viel abgewinnen können. Zugleich kann eine TV-Serie nicht über so lange Zeit so erfolgreich sein, wenn nur Raubzüge und das Einschlagen von Köpfen glorifiziert werden. Das sieht auch Jeb Stuart so, der Showrunner des Spin-Off: Für ihn ist „Vikings: Valhalla“ zunächst einmal eine zeitlose Geschichte, wobei die Serie sogar einen historisch belegten Kern hat: das so genannte St.-Brice’s-Day-Massaker im Jahre 1002.

Erneut einige historische Figuren

Auch einige der zentralen Figuren der Serie beruhen erneut auf historischen Figuren. Da ist Leif Eriksson (Sam Corlett), der als erster Europäer gilt, der amerikanischen Boden betrat – Jahrhunderte vor Christoph Kolumbus. An Leifs Seite kämpft seine Schwester Freydis Eriksdotter (Frida Gustavsson). Und auch Harald Sigurdsson (Leo Suter), der spätere König von Norwegen, spielt eine entscheidende Rolle in Stuarts Erzählung.

Einige der Schauspieler haben durchaus das Potenzial zu Identitätsfiguren, auch wenn es beinahe unmöglich ist, an die geniale Besetzung der Ursprungsserie heranzukommen. Für eine möglichst authentische Darstellung wurde jedenfalls erneut der Historiker Justin Pollard engagiert, der bereits bei den „Pirates of the Caribbean“-Filmen oder Serien wie „Vikings“ und „The Tudors“ seine Expertise einbrachte.

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Zur neuen Erzählung gehört der immer heftigere Glaubenskrieg innerhalb der Wikinger. Auf der einen Seite die Anhänger der alten Gottheiten, auf der anderen die beinahe inquisitorisch agierenden Verfechter des christlichen Glaubens. Da ist nicht immer erkennbar, wer eigentlich der Feind ist.

Erneut gelungen ist noch etwas anderes: „Valhalla“ zeigt die Seiten der Wikinger, die jenseits der Gewalt faszinieren können: ihren Entdeckergeist und eine Gesellschaftsordnung, in der Frauen Königreiche regieren und Eigentum besitzen konnten. Auch wenn die Wahl ihrer Mittel gerade jetzt so gar nicht in die Zeit passt.

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