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Rettung in letzter Sekunde: Melly Böwe (Lina Beckmann, r.) und Evelyn Sonntag (Judith Engel).

© NDR/Christine Schroeder/NDR/Christine Schroeder

„Polizeiruf“ über Missbrauchsfolgen: Beschweren könnte sich allenfalls die SM-Szene

Der Rostocker „Polizeiruf“ ist ein bedrückender Krimi zum Thema Kindesmissbrauch. Dabei bleibt dieses Format seiner Tradition treu.

Eine junge Frau treibt scheinbar leblos im Wasser, ein gefesselter Mann wird gequält. Die schemenhaften Bilder zu Beginn locken das Krimi-Publikum mit Andeutungen und warnen es gleichzeitig vor. Denn die Rostocker Polizeiruf 110“-Episode „Nur Gespenster“ (ARD, 17.12., 20.15 Uhr) handelt von den schrecklichen Folgen sexuellen Missbrauchs.

Die Inszenierung von Regisseur Andreas Herzog und die Handkamera von Marcus Kanter erzeugen von Beginn an eine diffus-unbehagliche Stimmung. Und Drehbuch-Autorin Astrid Ströher bringt es fertig, das Entsetzen über die seelischen Verstümmelungen in einer besonderen Szene am Ende noch einmal zu steigern.

Es genügt ein einziger Satz, der wohl nicht nur Kommissarin Melly Böwe (Lina Beckmann) und Profilerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) sprachlos zurücklassen wird. Der Rostocker „Polizeiruf“ bleibt seiner ungemütlichen Tradition treu.

Beschweren könnte sich allenfalls die SM-Szene, denn die wird hier in die Nähe von Kindesmissbrauch gerückt. Der ermordete Arzt Kai Wülker war jedenfalls Kunde in einem Club der Sadomaso-Szene. Am Tatort finden sich jedoch auch Haare von Jessica Sonntag, die als Teenager vor 15 Jahren spurlos verschwand und vor drei Jahren für tot erklärt wurde.

Dass sich Jessica gerade bei ihrer Mutter, die bei der Telefonseelsorge arbeitet, gemeldet hatte, verschweigt Evelyn Sonntag (herausragend: Judith Engel) der Polizei. Im Gegensatz zu ihrem Mann Robert (Holger Daemgen) hatte sie die Hoffnung nie ganz aufgegeben, dass ihre Tochter noch lebt.

Böwe und König suchen in einer auch im Team angespannten Atmosphäre nach den Gründen für das Verschwinden des Mädchens. Doch weder Jessicas Bruder Henrik (Adrian Grünewald) noch ihre Freundin Michelle (Senita Huskić) erinnern sich an besondere Vorkommnisse. Ein spannender, bedrückender Fall.

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