zum Hauptinhalt
Stephanie Pieper ist Programmchefin des RBB Inforadio und Leiterin der Abteilung „Multimediale Information“.

© rbb/privat

Zu meinem ÄRGER: Polarisierung und Personalisierung pur

Auch in Wahlkampfzeiten sachlich bleiben, darauf drängt Inforadio-Programmchefin Stephanie Pieper mit Blick auf die Plagiatsvorwürfe bei Annalena Baerbock.

Stephanie Pieper, sie sind Programmchefin des RBB Inforadio und Leiterin der Abteilung „Multimediale Information“. Worüber worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien besonders geärgert?

Geärgert habe ich mich darüber, dass es offenbar in Wahlkampf-Zeiten besonders schwer ist, sich im journalistischen Geschäft an der Sache zu orientieren. Sichtbar wurde das am erregten Streit um die Plagiatsvorwürfe gegen das Buch von Annalena Baerbock. Die einen waren sofort im Angriffsmodus gegen die grüne Kanzlerkandidatin; die anderen waren sofort im Verteidigungsmodus und wittern eine groß angelegte Schmutzkampagne gegen die Partei und ihre Spitzenfrau. Polarisierung und Personalisierung pur – statt sauber zu sortieren: Worum geht es eigentlich im Kern? Wer sagt was über wen und warum? Wer verfolgt welche Interessen?

Worüber haben Sie sich gefreut?
Über den Cartoon im „Daily Telegraph“ am Tag nach dem EM-Achtelfinale in Wembley. Ein Ehepaar in seinem Wohnzimmer, er sitzt im Sessel, sie steht vor dem Fernseher, auf dem steht: „England schlägt Deutschland“ – und die Frau kommentiert dies mit den Worten: „Ich dachte, Boris hätte versprochen, dass alles wieder zur Normalität zurückkehrt.“

Das ist natürlich auf Corona und die ersehnte Lockdown-Lockerung durch den britischen Premier Johnson gemünzt, man könnte es aber sogar auch auf den Brexit beziehen.

Auch manche Schlagzeilen der britischen Boulevard-Presse zum Fußball-Klassiker haben mich zum Schmunzeln gebracht – etwa: „Historische Souvenir-Edition! England hat NICHT gegen Deutschland verloren“ oder „Nein, es war kein Traum! Wir haben Deutschland wirklich geschlagen“.

Was empfehlen Sie aus dem Internet?
Es lohnt sich immer, auf die Website des „New Yorker“ zu klicken, schon weil die Schrift so herrlich altmodisch ist. Wer ein Abo abschließt, kann dort auch die großen Geschichten des Magazins lesen, vor allem die grandiosen Porträts – immer hervorragend recherchiert, immer genial geschrieben, immer mit großem Erkenntnisgewinn. Leider schaffe ich es meist nur im Urlaub, diese zu genießen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false