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Malaika Mihambo freut sich über Gold im Weitsprung und dass Olympia doch noch stattfindet – die ARD, ZDF und Eurosport tun es ihr gleich.

© Michael Kappeler/dpa

Olympia-Bilanz der TV-Sender: Keine Sieger, aber zufrieden

Bei den Olympischen Spielen in Tokio schauen deutlich weniger Menschen zu als bei den Spielen in Rio. Die Marktanteile bleiben aber stabil. Eine Bilanz.

Am Dienstag gab es so einen Gänsehautmoment, als Malaika Mihambo mit dem letzten Versuch die Goldmedaille im Weitsprung errang. „Mehr Dramatik wäre ja schon kitischig“, kommentierte Eurosport die Zitterpartie. „Ich bin so dankbar, dass Olympia doch stattfindet“, sagte die Olympiasiegerin nach ihrem 6,97-Meter-Sprung in das Mikrofon der ARD.

Diese Dankbarkeit dürfte man auch beim Eurosport-Mutterkonzern Discovery sowie bei ARD und ZDF empfinden, schließlich haben sich die Sender die Rechte beziehungsweise die Sublizenzen viel Geld kosten lassen. Für die vier Spiele von 2018 bis 2024 soll Discovery 1,3 Milliarden Euro hingeblättert haben. Ein Ausfall der Spiele von Tokio wäre einer Katastrophe gleichgekommen.

Inzwischen sind die Olympischen Spiele in Japan so gut wie vorbei. Einige Entscheidungen stehen zwar noch aus, bevor am Sonntag um 13 Uhr die Abschlussfeier auf dem Programm steht (Eurosport/ARD). Eine erste Bilanz ist dennoch schon möglich.

Discovery vermeldet Rekordzahlen

Discovery und der Sender Eurosport ziehen angesichts „von Rekordzahlen auf den digitalen Plattformen von Discovery in Europa“ sowie „von Eurosport.de und der Eurosport-App“ ein „durchweg sehr positives Fazit“. In den ersten neun Tagen seien 100 Millionen Olympia-Zuschauer in ganz Europa über die TV- und Digitalplattformen von Discovery erreicht worden.

„Unser Ziel ist es, die Marke Eurosport und die Olympischen Spiele noch stärker bei den Jüngeren zu verankern – eine Zielgruppe, für die wir die ausführlichste Berichterstattung aller Zeiten auf digitalen Plattformen auf die Beine gestellt haben“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.

Insbesondere Kooperationen wie die mit TikTok hätten sich als der richtige Weg erwiesen. Mit einer täglichen Show und den Live-Übertragungen seien User angesprochen worden, die Olympia nicht im linearen TV verfolgt haben. „Wir sind mit dem Zuspruch und dem positiven Feedback unserer Zuschauer sehr zufrieden – jetzt nehmen wir alle Erfahrungen mit und richten den Blick nach vorne: Denn bis Peking 2022 sind es nur noch 180 Tage.“

ARD sieht enormen Aufwand gerechtfertigt

Ein direkter Vergleich von Tokio mit Rio 2016 ist freilich wegen der unterschiedlichen Zeitzonen nicht möglich, wie auch Axel Balkausky, der Sportkoordinator der ARD, betont. Rio kam auf einen Zuschauerschnitt von 2,55 Millionen, Tokio auf bislang 1,26 Millionen. Legt man allerdings die Marktanteile als Maßstab an, ergibt sich ein anderes Bild. Mit 21,6 Prozent bei diesen Spielen liegt die Quote nur 0,2 Prozentpunkte hinter Rio.

„Das Interesse an unserem vielfältigen und umfangreichen Angebot von den Olympischen Spielen in Tokio auf allen Verbreitungswegen ist sehr groß. Das freut uns natürlich, und es rechtfertigt den enormen Aufwand, den wir redaktionell und in den Bereichen Produktion und Technik investieren, auch wenn uns in diesem Jahr die Corona-Pandemie noch einmal vor deutlich größere Herausforderungen stellt als bisher“, wertet Balkausky diese Zahlen.

ZDF: Haben starke Resonanz bei Zuschauern erreicht

Das vorläufige Fazit von Thomas Fuhrmann, dem Sportchef des ZDF, geht in die gleiche Richtung. „Unsere Bilanz fällt positiv aus: Unter schwierigen Corona-Bedingungen haben wir die ganze Vielfalt des olympischen Sports gezeigt und damit eine starke Resonanz bei den Zuschauerinnen und Zuschauern im linearen TV und im digitalen Bereich erzielt“, sagte er dem Tagesspiegel. In Zahlen gesprochen schauten bis einschließlich Donnerstag durchschnittlich 1,32 Millionen Zuschauer an den ZDF-Tagen die Olympischen Wettbewerbe im Zweiten, der Marktanteil lag mit 21,3 Prozent sogar etwas höher als im Ersten. Vor allem die Eröffnungsfeier mit 2,21 Millionen Zuschauern wurde überproportional eingeschaltet.

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Das bislang höchste Zuschauerinteresse an den ARD-Tagen erreichten die Übertragungen vom Vielseitigkeits-Springen (Gold-Medaille Julia Krajewski) und die Leichtathletik-Sendung von vergangenen Samstag-Nachmittag. Im ZDF war die quotenstärkste Olympia-Übertragung die Zusammenfassung des Tennisspiels Alexander Zverev mit 4,5 Millionen Zuschauern. Am zweitstärksten wurde die Leichtathletik-Strecke unter anderem mit dem 100-Meter-Finale der Herren im ZDF eingeschaltet (4,44 Millionen).

Neben der TV-Übertragung hatten die Zuschauer diesmal die Wahl zwischen zehn zeitgleichen Online-Streams über die entsprechenden Webseiten, Apps und die Smart-TV-Funktionen. Die ARD verzeichnete bis Donnerstag mehr als 16 Millionen Livestream-Abrufe. Das ZDF berichtet von durchschnittlich 1,46 Millionen Online-Sichtungen pro Tag. Auch hier lag das Tennis-Finale mit Zverev mit 441.000 Sichtungen ganz vorn.

Doch auch die anderen Wettbewerbe haben ihre Zuschauer. „Für mich persönlich ist es wieder einmal schön zu sehen, wie groß das Interesse auch an Sportarten ist, die sonst nicht so im Fokus stehen – wie Ringen, Tischtennis, Judo oder Klettern, und wir sind dankbar, dass wir diesen und vielen anderen Sportarten im Moment so eine große Bühne bieten können“, sagte Balkausky.

Die Rechtefrage für die kommenden Spiele ist zudem geklärt. ARD und ZDF werden neben Eurosport die Winterspiele 2022 in Peking und die Sommerspiele 2024 in Paris übertragen.

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