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Auch in der nächsten Staffel von "Babylon Berlin" geht es wieder in die Zeit der Weimarer Republik.

© X FILME CREATIVE POOL GMBH

Neues Fernsehen: Drehstart zur dritten Staffel "Babylon Berlin"

In zwölf neuen Episoden zeigt „Babylon Berlin“ den Aufstieg des Tonfilms – und will gleichzeitig die Zukunft der TV-Unterhaltung sein.

Von Markus Lücker

Eigentlich war „Babylon Berlin“ ja schon immer eine Geschichte des televisionären Wandels. Vor allem für das öffentlich-rechtliche Fernsehen: Weg mit der Routine des „Tatort“-Sonntags, wo nach spätestens 90 Sekunden die Leiche auftauchen muss und pünktlich vor der Talkshow „Anne Will“ alle Beweise gefunden und alle Täter gefasst sind. Stattdessen versuchte sich die Senderkooperation von ARD und Sky am epischen Erzählen, wie man es sonst nur von Streamingdiensten à la Netflix kennt. Wer die ersten Folgen verpasst hatte, musste das entweder über die Mediathek nachholen oder ging in der komplexen Geschichte um den Kommissar Gereon Rath, die Extreme der Weimarer Republik und Verschwörungen der Schwarzen Reichswehr schlicht unter.

Nun haben die Filmarbeiten zur dritten Staffel der Serie begonnen. Und die dreht sich mit einer gewissen Selbstreferenzialität ganz um das Thema des technischen Wandels in der Filmbranche. Mit dem Aufkommen des Tonfilms zu Beginn der dreißiger Jahre kommt es zu Intrigen zwischen den Pionieren der neuen Technik und der Elite der alten Stummfilmgeneration. Das Konfliktthema durfte bereits mehrmals als Ausgangspunkt für Hollywoodproduktionen herhalten, etwa bei „Singin’ in the Rain“ oder dem mit dem „Oscar“ ausgezeichneten „The Artist“. Vorlage der dritten „Babylon“-Staffel ist der zweite der sieben Rath-Romane von Volker Kutscher. Wie bei den ersten beiden Staffeln soll das Buch jedoch eher den Rahmen liefern. Die Handlung wird sich nur lose am Roman „Der stumme Tod“ orientieren.

Zwölf Episoden sollen es werden. Für das Ensemble und die drei Regisseure Tom Tykwer, Achim von Borries und Hendrik Handloegten werden es nach aktueller Planung 110 Tage vor der Kamera. Die Erstausstrahlung ist für Ende 2019 bei Sky angesetzt. Im Herbst 2020 läuft „Babylon Berlin“ dann auch im Ersten. Die Kosten pro Folge sollen ähnlich hoch bleiben. Für die ersten beiden Staffeln kamen die Produzenten insgesamt auf ein Budget von knapp 40 Millionen Euro. Den größten Anteil davon wird wieder die ARD tragen, zusammen mit Sky übernimmt der Sender die Hälfte der Kosten. Der Rest finanziert sich über Fördergeld und Beta Film, verantwortlich für den Weltvertrieb. Mittlerweile wurden die Ausstrahlungsrechte für „Babylon Berlin“ in hundert Länder verkauft. Zumindest an der Stelle kommt das investierte Geld wieder zurück. Vielleicht schicke ihm die Stadt Berlin irgendwann mal einen Dankesbrief für die ganze Gratis-PR, sagte Produzent Stefan Arndt während einer Pressefahrt zur neuen Staffel. Erste Bustouren zu den verschiedenen Drehorten der Serie werden bereits seit einigen Monaten angeboten.

Auch in den neuen Folgen werden wieder Volker Bruch als Gereon Rath und Liv Lisa Fries als Charlotte Ritter die Protagonisten geben. Neuzugänge sind Ronald Zehrfeld, Meret Becker, Sabin Tambrea und Martin Wuttke. Gedreht wird neben den bereits bekannten Orten auch am Bode-Museum, das in der Serie zum Eingangsbereich für ein luxuriöses Hotel wird. Für einen Monat wird die Filmcrew auch nach Nordrhein-Westfalen ziehen. Dort sucht das Team aktuell noch nach passenden Schauplätzen für die Handlung.

7,83 Millionen Menschen schauten Ende September die erste Folge von „Babylon Berlin“ – ein Marktanteil von 24,5 Prozent. Mit den späteren Folgen gingen die Zuschauerzahlen zwar deutlich zurück, die zusätzlichen Aufrufe in der Mediathek eingerechnet wird das Gesamtresultat von Produzenten und Sender durchaus als Erfolg gerechnet.

Die Herausforderung für die dritte Staffel: die verbliebenen rund 3,6 Millionen Zuschauer des letzten Staffelfinales auch in zwei Jahren wieder für „Babylon Berlin“ zu begeistern. Für Produzent Stefan Arndt ist deshalb wichtig, mit den deutschen Serien „in eine Form des industriellen Produzierens zu kommen“ und so das Publikum an neue, langfristige Formen des Erzählens zu gewöhnen. Dabei gehe es auch um Regelmäßigkeit, mit der neue Serien und Folgen geliefert werden. Dafür müsse an den bestehenden Netzwerken wie zwischen ARD und Sky festgehalten werden sowie an der internationalen Verbreitung der Serien. „Ich schaue immer etwas neidisch auf das Budget für ,House of Cards‘“, sagte Arndt. Dessen Dreh in ein paar Büros und einem Reihenhaus habe fast das Fünffache von „Babylon Berlin“ gekostet. Das Ziel müsse eine Amerikanisierung des Fernsehmarktes sein, ohne in derart überbordende Produktionskosten zu verfallen.

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