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Theodoros Paraskevopoulos

© dpa

Der Grexit-Talk bei "Günther Jauch": "Muss ich jetzt meinen Ouzo selbst bezahlen?“

Zum x-ten Male der Schuldenstreit bei Günther Jauch. Ein Grieche ereifert sich, Edmund Stoiber möchte Griechenland aus der EU geleiten, bis zum Ende des Jahres wird es wohl kein anderes Thema mehr geben.

Man weiß natürlich nicht, ob sich Günther Jauch und sein Team eigentlich darüber ärgern oder freuen, dass sie im Prinzip seit Wochen immer die gleiche Talkshow machen. Am Sonntagabend lautete der Titel der Sendung „Showdown im Schuldenstreit – was wird aus Griechenland?“ – vor einer Woche lautete der Titel der Sendung: „Countdown zum Staatsbankrott - Scheitert die Griechenland-Rettung?“ Vor zwei Wochen: „Grexit – Katastrophe oder Chance für den Neuanfang?“ Am kommenden Sonntag wird die Sendung wahrscheinlich „Goodbye Greece – muss ich jetzt meinen Ouzo selbst bezahlen?“ heißen. Und wahrscheinlich wird auch dann wieder Theodoros Paraskevopoulos zu Gast sein.

Paraskevopoulos ist bekanntlich Berater der griechischen Regierung, aber eigentlich könnte man dem Mann zu jedem Thema einladen, zum Beispiel, wenn es darum geht, wie man mit einer Kreditkarte bezahlt. Davon hat der Mann jedenfalls mehr Ahnung als Anja Kohl, und die wurde immerhin vorgestellt als „die Börsenexpertin der ARD“. Wenn die Frau redete, dann bekam man den Eindruck, sie wolle ganz gerne zu einem Griechenlandboykott aufrufen – bis ihr Paraskevopoulos erklärte, man könne in Griechenland selbstverständlich mit einer Kreditkarte bezahlen, auch wenn die Banken geschlossen hätten. Überzeugen ließ sich Anja Kohl allerdings nicht.

Wenn es nicht eh schon so traurig wäre

Man hätte darüber lachen können – wenn es nicht eh schon so traurig wäre, dass man Europa nicht mehr als eine Idee definiert, sondern nur noch über das Thema Geld. Man hätte deshalb auch über Edmund Stoiber lachen können, der sich die ganze Zeit über irgendetwas aufregte und sich wohl vorgenommen hatte, sich durch die gesamte Sendung zu schreien. Aber als er dann sagte, man müsse Griechenland „hinausbegleiten“, da konnte man dann über diesen alten Mann nicht mehr lachen, der sich wohl für Europa eine Art Türsteher wünscht, der Länder, die sich auffällig verhalten, rausschmeißt.

Sigmund Gottlieb wäre für so einen Job vielleicht der richtiger, der durfte am Sonntag bereits nach der „tagesschau“ ran und moderierte einen „Brennpunkt“ zu Griechenland. Paraskevopoulos nannte diese Sendung bei Jauch „Propaganda“, worauf Jauch dann tatsächlich schmunzelte. Gerne hätte man erfahren, was Paraskevopoulos über den „Polizeiruf“ zu sagen hat, bei dem man ja stellenweise vermutete, Barbara Auer hätte das Opfer zu Tode gelangweilt. Aber natürlich redeten sie bei Jauch nicht über den „Polizeiruf“, obwohl man eigentlich nicht genau wusste, worüber die denn dann eigentlich redeten, was vielleicht daran lag, dass mindestens zwei Menschen in der Runde sehr wenig Ahnung von den Dingen hatten, über die sie redeten.

Du kannst nicht der gefühlte Bundespräsident sein

Und Jauch? Hatte eine Stunde lang irgendwie gute Laune. Seit sein Abgang verkündet wurde, wirkt er auf eine Art wie befreit. Nicht, dass die Sendung dadurch besser geworden wäre – es ist eher die Haltung des Moderators, dem es wurscht zu sein scheint, wenn er jetzt bis zum Ende des Jahres jede Sendung über Griechenland machen müsste müsste, und immer ist Anja Kohl zu Gast. Oder aber Jauch lachte sich in seiner Sendung immer noch kaputt über das, was Frank Plasberg im „Spiegel“ über ihn gesagt hat: „Aber das alles lässt sich eben nicht vereinen mit der Aufgabe eines konsequenten Fragers, der nicht die Sympathien auf sich zieht, der eher wie ein Oberlehrer oder arrogant daherkommt.“ (...) „Du kannst nicht der gefühlte Bundespräsident sein und ein kantiger erster Journalist.“ Das Plasberg über Jauch redet, spricht vor allem für Jauch – und gegen Plasberg, der sich quasi selbst zum „ersten Journalisten“ der ARD ausgerufen hat.

Das Thema der Sendung „hart aber fair“ am Montag lautet übrigens: „Griechen-Poker im Bürgercheck – ist das unser Europa?“ Ach, man weiß es nicht. Was man weiß: Das ist unser Fernsehen.

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