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Medien: Mord in der Gerüchteküche

„Bella Block“ Nummer 16: Ein Kammerspiel mit der fulminanten Hannelore Hoger

In einem Hamburger Hotel. Bella Block (Hannelore Hoger) und ihr Lebensgefährte Simon Abendroth (Rudolf Kowalski) treffen sich mit Simons Literaten-Freundin Meredith, um fein zu speisen. Just zum selben Zeitpunkt findet in besagtem Hotel eine „Murder-Mystery-Konferenz“ statt. Und, wie es der Zufall denn so will, fällt Frau Block über eine Leiche. Doch irgendetwas ist hier faul. Mehr und mehr Menschen kommen dazu, einige haben Papiere dabei, in denen sie herum wurschteln. Und als ein gewisser Herr Färber, der Leiter einer „Murder-Mystery-Night“, auftritt, wird klar: Diese Leiche ist ein Fake. Ein Statist, der den Toten spielt. In einem Hotel-Spiel, in dem die Teilnehmer einen Mord aufklären müssen.

Bella is not very amused. Es dauert nicht lange, da pflastert eine weitere Leiche in den Hotel-Fluren ihren Weg – nur, diesmal ist sie echt. Es ist der Hotel-Direktor Walter Moosbach (Hans Kremer), in seinem Rücken steckt ein Küchenmesser. Spätestens hier hört das Mörderspiel auf. Wer hat die günstigen Umstände genutzt und Moosbach auf dem Gewissen? Die junge Kellnerin Milena (Anne Kanis) soll er vergewaltigt haben. Und was stimmt mit Küchenchef Laszlo (Tim Wilde) nicht? Epressung, Geldgier fehlen auch nicht. Bella Block muss ein verzwicktes Beziehungsgeflecht auflösen.

„Hinter den Spiegeln“ ist der 16. „Bella Block“, im Übrigen der zweite von Torsten Näter inszenierte („Bella Block - Kurschatten“, 2003). Nach dem großen Erfolg des 15. Falls, „Das Gegenteil von Liebe“, der auf eine Quote von 6,61 Millionen und einen Marktanteil von exakt 20 Prozent gelangte, dürfte auch dieser Kriminalfall wieder für höchst zufriedene Gesichter auf dem Mainzer Lerchenberg sorgen. „Bella Block“, das ist eine der ganz wenigen Erfolgs- und Qualitätsmarken mit Kontinuumsfaktor. Schon formal gewährt man dem „Bella-Block“-Termin seltene Freiheiten, so ist auch ihr jüngster Fall nicht auf die berühmten 88 Minuten 30 Sekunden Länge des 20 Uhr 15-Formats zurechtgestampft, nein, dieser Film geht über satte 100 Minuten. Eine Freiheit, die nicht jeder hat. Selbst Iris Berbens Zehn-Jahres-Jubiläum von „Rosa Roth“ (am 13. März im ZDF) muss um 21 Uhr 45 enden.

Der heutige „Bella Block“ um die schnoddrig-nassforsche, offenherzig-warme Kommissarin aus Hamburg, ist so eine Art Hotel-Kammerspiel, deutlich angelehnt an die Tradition des britischen „Who-dunnit“-Krimis. Agatha Christies Miss Marple lässt aus der Ferne grüßen. Und hinter den Spiegeln, das ist dort, wo die Menschen sie selbst sind, wo Fassaden bröckeln, wo Vorgegebenes zusammenbricht.

Dorthin will Bella diese Hotel-Menschen bringen, in dieser verworrenen Welt der Gerüchte, Gefühle und Grausamkeiten. Und dass man dieses Vordringen an das Wesentliche, an den Kern des Menschen und sein authentisches Ich dieser Bella Block und ihrer Darstellerin immer (noch) glaubt, das mag das eigentliche Geheimnis dieser Ausnahme-Reihe sein.

Ach, übrigens, Hannelore Hogers Tochter Nina, sie spielt hier die Frau des erdolchten Hoteliers Moosbach. Mutter und Tochter gemeinsam vor der Kamera, das ist sehr selten bei den Hogers.

„Bella Block“: ZDF, 20 Uhr 15

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