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Der erste Fall für Kriminalhauptkommissar Jakob Stiller (Ulrich Noethen) im Wendland reicht weit zurück in die Vergangenheit.

© ZDF und Maor Waisburd

Mischung aus Sherlock Holmes und Dr. Watson: Ulrich Noethen weckt im Wendland die Geister der Vergangenheit

Der erste Fall der neuen ZDF-Krimi-Reihe erinnert daran, dass Menschen schon vor 40 Jahren für die Zukunft des Planeten aktiv geworden sind.

Für einen Polizisten ist es nicht unbedingt ratsam, sich als Romanautor zu versuchen. Zumindest dann nicht, wenn man darin Vorwürfe gegen einen Kollegen so unverblümt einbaut, wie es Jakob Stiller (Ulrich Noethen) von der Asservatenkammer des LKA Hamburg getan hat.

Stiller beschuldigt den Kollegen, bei einem SEK-Einsatz den Tod einer unbeteiligten Mutter verschuldet zu haben, was dann vertuscht wurde. Weil Stiller ein angesehener Polizist ist, wird er nicht gefeuert, sondern weggelobt: Ins Wendland als Dienststellenleiter in ein Kaff namens Dahlow. Er soll dort Jürgen Fauth (Dominic Raacke) ablösen. Und wird im neuen ZDF-Krimi „Wendland – Stiller und die Geister der Vergangenheit“ sogleich mit seinem ersten Fall konfrontiert.

Der Samstagabend mit Krimis wie „Ein starkes Team“, „Helen Dorn“, „Kommissarin Lucas“ und „Wilsberg“ ist eine feste Quotenbank für das ZDF. Mit Ulrich Noethen und „Wendland“ erweitert das ZDF von diesem Samstag an das Spektrum um eine weitere vielversprechende Reihe.

Im jährlichen Turnus werden Jakob Stiller und seine beiden jungen Kollegen Kira Engelmann (Paula Kalenberg) und Oliver Klasen (Malte Thomsen) in der idyllischen Gegend mit den pittoresken Orten vor neue Herausforderungen gestellt. Die Dreharbeiten für den zweiten Film „Wendland – Stiller und das große Schweigen“ beginnen in der kommenden Woche. Zwei weitere Filme sind in der Entwicklung. Der Titel der Fortsetzung hätte durchaus auch zur Auftaktfolge gepasst, denn die Beteiligten wollen über die Geschehnisse von damals am liebsten schweigen.

Wie nicht anders zu erwarten bei einer Reihe, die den Namen Wendland im Titel trägt, hat der erste Fall mit jenen Jahren zu tun, in der das damalige Zonenrandgebiet durch die Proteste gegen ein Endlager für Atommüll in Gorleben bundesweit Schlagzeilen machte. Die Atomkraftgegner besetzten das Gelände an der geplanten Tiefbohrstelle im Mai 1980, bis die Polizei im Juni das Hüttendorf gewaltsam räumte und zerstörte.

Die Erinnerung an die „Republik Freies Wendland“ ist indes in der beliebten Urlaubsregion lebendig geblieben. Auf dem Weg zum Tatort begegnet Stiller mehreren Schildern aus dieser Zeit. Unweit des damaligen Hüttendorfes wird die Leiche des Bio-Landwirts Stefan Kraus (Hans Heller) gefunden.

Dem ersten Eindruck nach handelt es sich um Selbstmord. Doch Stiller findet einige Anhaltspunkte, die einen anderen Schluss nahelegen. Es soll nicht lange dauern, bis sich seine Vermutung bestätigt: Es war Mord. Der zwar nicht von den titelgebenden Geistern begangen wurde, dessen Motive aber in jener Vergangenheit zu suchen sind.

Das Drehbuch zu „Wendland – Stiller und die Geister der Vergangenheit“ stammt von Josef Rusnak, der zugleich Regie geführt hat. Rusnak hat internationale Filme wie „The Contractor“ und „The Art of War II” – beide mit Wesley Snipes – gedreht. Zuletzt war er für zwei Episoden der ZDF-Reihe „Neben der Spur“ verantwortlich, in der Ulrich Noethen ebenfalls einen Hamburger Polizisten spielt.

In „Wendland“ hat der Autor und Regisseur einiges historisches Foto- und Filmmaterial aus den 1980er Jahren eingebaut. Es erinnert daran, dass nicht erst die Generation Klimaprotest bereit war, sich aktiv für die Zukunft des Planeten einzusetzen. Und sich nicht scheute, es mit einer Staatsmacht aufzunehmen, die ihre vermeintlichen Interessen mit aller Gewalt durchsetzen wollte.

Am liebsten sind mir tote Dinge, gut in Plastik verpackt und beschriftet.

Ulrich Noethen als Jakob Stiller

In der Auftaktfolge geht es zugleich darum, die Figur des Jakob Stiller einzuführen – wobei der Nachname durchaus als Omen zu verstehen ist. „Am liebsten sind mir tote Dinge, gut in Plastik verpackt und beschriftet“, sagt der neue Dienststellenleiter in einer Szene.

So verschlossen und desillusioniert Stiller auch sein mag, mit seiner exzellenten Beobachtungsfähigkeit und seiner ausgeprägten Kombinationsgabe hat er durchaus etwas von einem norddeutschen Sherlock Holmes. Stiller besitzt zwar nicht die exzentrische Art des britischen Privatdetektivs, mit seiner Direktheit brüskiert er gleichwohl seine Mitmenschen.

Sein Gerechtigkeitssinn sowie die Neigung, die Fälle zu Papier zu bringen, erinnern hingegen an Sherlock Holmes Freund und Kollegen Dr. Watson. Vielleicht ist es für einen Polizisten doch kein Fehler, Romane zu schreiben.

„Wendland – Stiller und die Geister der Vergangenheit“, ZDF, Samstag 8. Oktober, 20 Uhr 15

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