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DCI John Barnaby (Neil Dudgeon) bekommt es diesmal mit einem Wolfmonster zu tun. Das Phantom - halb Mensch, halb Wolf - verletzt seine Opfer zunächst mit Stahlkrallen, bevor es sie mit einer Silberkugel aus einer antiken Vorderladerpistole tötet.

© ZDF und Mark Bourdillon

Meistverkaufte britische TV-Show weltweit: Zur Freude der Queen

Halt und Verlässlichkeit: "Inspector Barnaby" geht in die 22. Staffel

Allmählich mache sie sich Sorgen, konstatierte Queen Elizabeth II. vor einigen Jahren, ob denn angesichts der hohen Mord-Frequenz in der – fiktiven – Grafschaft Midsomer überhaupt noch Einwohner vorhanden seien. Die Queen ist bekennende Zuseherin von „Inspector Barnaby“ und steht damit wahrlich nicht alleine da: Die Reihe, die vom englischen Fernsehsender ITV im ersten Quartal 1997 gestartet wurde und somit zu Jahresbeginn 2022 ihr 25-Jahr-Jubiläum begehen kann, hat sich zu einem veritablen Dauerbrenner entwickelt, dessen Ende offenbar (noch) nicht absehbar ist. „Inspector Barnaby“ ist eine der ins Ausland meistverkauften britischen TV-Shows weltweit – „Barnaby“ ist längst Kult, die Reihe ein erstaunliches Phänomen.

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Inzwischen ist die 22. Staffel produziert und in Großbritannien im Herbst 2021 gelaufen, im deutschsprachigen Raum startet sie mit vier neuen 90-Minütern just am Geburtstag von Hauptdarsteller Neil Dudgeon am 2. Januar. Eine hübsche Koinzidenz. Zumal der deutschsprachige Raum zu den dankbarsten Abnehmern mit den loyalsten „Barnaby“-Fans zählt: Kommen im ZDF alljährlich die jeweils neuen Staffel-Folgen sonntags zur Erstausstrahlung, so werden montags auf ZDFneo alte Folgen wiederholt – mit Quoten von bis zu drei Millionen, von denen andere Sender mit anderen Produktionen, zumal nach mehrfacher Wiederholung, nur träumen können.

[„Inspector Barnaby“, ZDF, Sonntag, um 22 Uhr 15[]
Dieses ungebrochene Erfolgsphänomen dürfte in einer Zeit, in der nichts mehr sicher und in der Umbruch auf Umbruch folgt, in der Verlässliches selten und (hier: britische) Tradition ein Fremdwort geworden zu sein scheint, einen Hauch von Verlässlichkeit und Halt geben: wenn „Inspector Barnaby“ – im Original „Midsomer Murders“ – über den Bildschirm flackert, mit britischem Understatement und abstrusesten Skurrilitäten, dann ist nicht nur für betulich-heimelige Spannung mit Witz, Charme und Esprit gesorgt. Vor allem mag sich da ein Gefühl einstellen: Da kommt etwas, worauf man sich noch verlassen kann. Und dieses Verlässliche ist eingebettet in eine Wohlfühl-Atmosphäre und ein Ambiente, in dem noch immer geblümte Sofas am Kamin stehen und der Five-o’clock-tea gereicht wird. „Inspector Barnaby“ vermittelt für kostbare anderthalb Stunden eine Stabilität, die es in dieser zusehends instabilen, unberechenbaren Welt schlichtweg nicht mehr gibt.

Auch wenn alles ein bisschen retro ist, die roten Telefonzellen im fiktiven Midsomer zum Glück noch stehen, Inspector Barnaby geht mit Smartphone und der Zeit, die Spurensicherung auf dem Revier mit neuester forensischer Digitaltechnik. Es ist nicht so, dass Reihe und Charakter des Inspector Barnaby von gestern wären, er vermittelt nur etwas, was irgendwann endgültig ganz wegbrechen wird. Insofern macht „Barnaby“-Sehen immer auch die gesellschaftliche, historische und kulturelle Zäsur überdeutlich sichtbar, an der wir stehen. Nostalgie und Wehmut sind dabei nur die eine Seite der Medaille.

50. Fall mit Neil Dudgeon

Die neue Staffel, deren vierter Film „Die Vogelscheuchen-Morde“ tatsächlich der 130. und zugleich der 50. des zweiten Barnaby-Darstellers Neil Dudgeon ist – nach 81 Filmen mit dem originären Barnaby-Darsteller John Nettles, der nach 14 Jahren 2011 auf eigenen Wunsch ausschied –, wird mit der hübsch betitelten Folge „Das Wolfmonster von Little Worthy“ eröffnet. Little Worthy, das ist eine der zahlreichen kleinen Ortschaften in Midsomer, und die beiden einzigen Attraktionen in Worthy sind der Campingplatz, der von den Betreibern zum Glamping mit Glamour, Wellness und Esoterik umgestaltet wird, sowie ein neues Internetcafé, „The Hub“, das zudem eine Ausstellung über einen regionalen Mythos bietet, dem sogenannten Wolfmonster. Diese mythologische Figur, mit einem surreal stilisierten Wolfskopf versehen, mit scharfen langen Metallklauen, einem Spazierstock mit silberner Wolfspfote sowie mit einem Vorderlader mit Silberkugel, mordet nun in Midsomer und versetzt Little Worthy in Angst und Schrecken.

Sound mit Wolfsgeheul

Wann immer das Wolfmonster mordet, kündet es sein Tun zuvor an, indem ein Paar glühend rote Wolfsaugen über die Tür des nächsten Opfers gesprayt werden. Dem atmosphärisch wabernden „Barnaby“-Soundtrack ist diesmal naturgemäß daher auch Wolfsgeheul beigemischt. DCI John Barnaby und sein Assistent Sergeant Jamie Winter (Nick Hendrix) müssen dem Wolfmonster also zuvorkommen, gilt es doch nicht zuletzt, „Barnaby“-Fan Queen Elizabeths Sorge ernst zu nehmen, dass nicht wirklich eines schönen Tages Midsomer ohne Einwohner ist. Indeed!

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