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„Internationaler Frühschoppen“, eines der Markenzeichen von Phoenix.

© phoenix

Mehr Anspruch, mehr Kosten: Phoenix soll höher fliegen

Arbeit für Tagesschau24, Ausbau als Politikplattform: ARD-Intendanten sollen Mehrkosten genehmigen.

Tagesschau24 soll sich nach dem Willen der ARD-Intendantinnen und -Intendanten zu einem ernstzunehmenden Nachrichtenkanal auswachsen. Was die ARD-Vorsitzende, RBB-Chefin Patricia Schlesinger, angeschoben hat, erfordert eine genaue, austarierte Abstimmung mit dem ZDF. Das Zweite und das Erste betreiben seit 25 Jahren gemeinsam den Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix, ein Programm, das durch den Ausbau von Tagesschau24 nicht eingeschränkt und schon gar nicht gefährdet werden soll.

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Nun gibt es eine Beschlussvorlage für die nächste interne Sitzung der ARD-Chefs am 21./22. Juni in Weimar. Das Papier stammt von den beiden WDR-Direktoren Andrea Schafarczyk und Jörg Schönenborn, der Westdeutsche Rundfunk ist die federführende ARD-Anstalt für Phoenix.

Die Vorlage samt Anlagen ist überschrieben mit: „Phoenix-Mehrbedarf in Folge der Intendant:innen-Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit der Tagesschau zu einer Weiterentwicklung als Politikplattform“. Konkret: Die personelle Ausstattung und die finanziellen Mittel müssen beim Ereignis- und Dokumentationskanal aufgestockt werden, um „für Tagesschau24, Tagesschau.de, die ARD-Mediathek und auf Wunsch auch für die ARD-Audiothek die gestiegene Nachfrage an Live-Inhalten zu planen, gegebenenfalls simultan zu übersetzen und bereitzustellen“.

Multimediale Politikplattform

Zum anderen soll Phoenix zu einer multimedialen Politikplattform weiterentwickelt werden „und damit auch im Digitalen Politik erlebbar zu machen und dem öffentlich-rechtlichen Auftrag gerecht zu werden“. Liefere Phoenix in den digitalen Verbreitungswegen nicht ebenso verlässlich und kompetent wie im linearen das „ganze Bild“ (so der eigene Anspruch des Senders), drohe dies auf den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk zurückzufallen.

Die beiden Programmziele bei Phoenix wie bei Tagesschau24 erfordern neue Ressourcen. Bei Punkt 1 wird bis zum Ende der Beitragsperiode 2024 wird mit einem Mehrbedarf von 905 000 Euro gerechnet, bei Punkt 2 mit 960 000 Euro. Die Kosten bei Punkt 1 beziehen sich zwei weitere Stellen, Mehraufwand beim Honorar und technischer Bereitstellung. Die aufsummierten 905 000 Euro müssen die neun ARD-Anstalten allein finanzieren, da es „sich um eine ARD-seitige Zusammenarbeit handelt“.

Mehrbedarf von 960 000 Euro

Beim zweiten festgestellten Mehrbedarf von 960 000 Euro, auch hier ausgelöst durch erhöhte Honorare, weitere technische Ausstattung und Distribution, muss das ZDF ins Boot geholt werden, „um die anteilige Finanzierung abzustimmen“.

Das Papier argumentiert einerseits mit den stark gestiegenen Zugriffszahlen auf Phoenix-Inhalte in der Mediathek, der März sei mit fast 2,5 Millionen Aufrufen der erfolgreichste Phoenix-Monat in der ARD-Mediathek aller Zeiten gewesen. Dann soll Phoenix „eine der Adressen“ der Social Media User für Bundestagsdebatten und andere politische Live-Ereignisse und könnte damit auch eine der Adressen für demokratischen Austausch sein.

Das Papier stammt wie gesagt von der WDR-Spitze. Und es atmet „Kölner Luft“, sprich es wirbt vehement für die Aufstockung von ARD-WDR-ZDF-Phoenix und spricht mit leicht belegter Stimme davon, was diese Berliner RBB-Idee, Tagesschau24 weiter zu ertüchtigen, auszubauen, an zusätzlichen Mitteln erfordert.

Zwangsgemeinschaft ARD

Der Verteilerkreis für die Vorlage zeigt einmal, wie viele Menschen in der ARD sich über ein Projekt beugen können, und es zeigt, dass die ARD mindestens eine Gemeinschaft wie eine Zwangsgemeinschaft ist.

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