„LOL“ nach dem Tod von Mirco Nontschew: Lachen verboten?

The Show must go on. Wenn es eines weiteren Beweises für die Gültigkeit des Satzes bedarf, dann liefert ihn wohl gerade Amazon Prime mit der Antwort auf die Frage: Sollen wir „LOL – Last One Laughing“, die dritte Staffel der Unterhaltungsshow mit Mirco Nontschew ausstrahlen, obwohl der Komiker wenige Woche nach Aufzeichnung des Formats in der vorvergangenen Woche gestorben ist? Der Streamingdienst hat entschieden: Ja, das machen wir, das bestätigte ein Sprecher von Amazon Prime dem Tagesspiegel.

Man kann sich vorstellen, wie sich Christoph Schneider und Philip Pratt, die beiden Spitzen von Amazon Prime Deutschland, die Köpfe zerbrochen haben in den Tagen nach Nontschews überraschendem Tod mit nur 52 Jahren in einer Berliner Wohnung. Die Begleitumstände haben sich bis zum Sonntag immer noch nicht geklärt. „LOL3“ kommt trotzdem. Der Streamer teilt über seine Beweggründe nichts mit. Es ist davon auszugehen, dass alle Szenarien durchdacht, Rücksprache vor allem auch mit den Angehörigen und den beteiligten KomikerInnen gehalten worden sind.

Rausschneiden oder gar neu drehen hätte man das in einem Fluss durchinszenierte Studio-Format – bei dem zehn Komiker wie Anke Engelke, Carolin Kebekus, Christoph Maria Herbst oder Nontschew das Lachen vor der Kamera vermeiden müssen und bei Verfehlungen nach und nach aussortiert werden – nicht. Social-Media-Debatten machen deutlich, dass der Streamingdienst mit seiner Entscheidung auch den Bitten von Fans folgt, die neuen Folgen zu zeigen. Die erste Staffel war die meistgestreamte Serie bei Prime Video in Deutschland aller Zeiten.

Klar wird das Ganze im Frühjahr 2022 nicht so unkommentiert über die Streamingbühne gehen können. Amazon Prime dürfte das Andenken von Mirco Nontschew bei, vor oder mit der Ausstrahlung in irgendeiner Form würdigen, so wie es in der vergangenen Woche RTL mit Programmänderungen und ausführlichen Würdigungen nach dem Tod von Nontschew getan hatte.

Koch verunglückt schwer

Der Comedian war als Ensemble-Mitglied von „RTL Samstag Nacht“ in den 90er Jahren bekannt geworden. Nach der Jahrhundertwende spielte der Berliner in der „7 Zwerge“-Filmreihe von Otto Waalkes den Zwerg Tschakko. Sein – sichtbar übermotiviertes – Comeback feierte Nontschew mit „LOL - Last One Laughing“ in der ersten Staffel im Frühjahr 2021 (deren Folgen man sich jetzt auch noch mal ganz anders anschaut). Kurz vor seinem Tod hatte Nontschew die dritte Staffel abgedreht.

Das bewegt, auch seine KollegInnen. „Danke lieber Mirco, Du warst ein großes Geschenk!“. Mit diesen Worten nahmen alle Comedy-Kolleginnen und Kollegen, die am Amazon-Format teilgenommen haben wie Engelke, Kebekus und Gastgeber Bully Herbig in einer Traueranzeige in der „Süddeutschen Zeitung“ Abschied.

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The Show must go on. Wir erinnern uns an tragische Fernsehunterhaltungmomente: Am 4. Dezember 2010, das ist auch schon wieder elf Jahre her, tritt Samuel Koch bei der ZDF-Show Wetten, dass..? auf. Seine Wette: Mit Sprungfederstelzen auf ihn zufahrende Geländewagen überspringen. Koch verunglückt schwer, die Live-Übertragung wird abgebrochen. Thomas Gottschalk gibt nach mehr als zwei Jahrzehnten die Moderation infolge des Unglücks ab. „Wetten, dass..?“ geht in die lange Pause. „LOL“ und Amazon Prime machen weiter. Und das ist, bei aller Unvergleichbarkeit der Fälle, wahrscheinlich richtig so.

Niemand will sich hier Pietätlosigkeit vorwerfen lassen. Der Aufzeichnung der dritten Staffel sieht man ja nichts an. Oder vielleicht doch, und man wird dann als Zuschauer nicht umhin kommen, in Mirco Nontschews Gesicht nach Antworten zu suchen.

Vielleicht lässt sich aber gerade mit Nontschews Können in der Amazon-Prime-Show zu guter Laune zurück finden – mit den Erinnerungen an einen großartigen Komiker, der viel zu früh gestorben ist.