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Ahnungsloser Chef? ADAC-Präsident Peter Mayer.

© dpa

ADAC-Chef Meyer zu Gast bei Jauch: Krisenmanagement sieht anders aus

ADAC-Präsident Peter Meyer kündigt beim Polit-Talk von Günther Jauch radikale Aufräumarbeiten in seinem Verein an. Die Wahrscheinlichkeit, dass es auch ihn selbst treffen könnte, ist durch die Sendung allerdings gestiegen.

Was ist los beim Pannenverein ADAC? Jeden Tag bringen neue Enthüllungen über Ungereimtheiten den Club in Erklärungsnot, zuletzt gerieten auch die unantastbaren Pannenhelfer ins Zwielicht. Angeblich verkaufen die “Gelben Engel” ohne Not Autobatterien - weil ihnen der Arbeitgeber eine Prämie dafür zahlt. Günter Jauch hatte am Sonntagabend ADAC-Präsident Peter Meyer zu einer virtuellen Mitgliederversammlung ins Talk-Studio eingeladen. Jeder vierte Zuschauer zahlt statistisch gesehen einen ADAC-Beitrag, 19 Millionen Deutsche insgesamt. Kein leichtes Spiel also für Peter Meyer, der sich bei Jauch eine Stunde lang Mühe gab, seine Anspannung zu verstecken. Am Ende bedankte sich Jauch bei Meyer: “Ich weiß, dass Sie sich schwer getan haben, in die Sendung zu kommen.” Dabei konnte der ADAC-Präsident zumindest einen beruhigenden Gedanken mit nach Hause nehmen: Einen neuen Skandal enthüllte Jauch, der sich gleich drei Journalisten zur Unterstützung eingeladen hatte, nicht. 

Was los ist beim ADAC, führte Meyer dennoch vor: “Wir liegen wirklich am Boden”, eröffnete der 64-Jährige gleich zum Auftakt der Runde. Und weil wirklich niemand mehr etwas anderes erwartet, kündigte Meyer drastisch an: “Wir werden und wollen die Axt anlegen.” Dabei brauche der ADAC die Hilfe externer Berater, die nun ans Werk gingen. Wenn man so lange so erfolgreich gewesen sei wie der ADAC, dann sei man womöglich blind auf einem Auge geworden. “Da meint man ja, alles funktioniert”, sagte Meyer. Aber: “Es muss jetzt etwas passieren.” 

Meyer lehnt Rücktritt weiterhin ab

Dass die Axthiebe der Aufklärung auch Meyers Stuhl treffen könnten, dürfte nach Jauchs Sendung noch etwas wahrscheinlicher geworden sein. Wenngleich Meyer einen Rücktritt abermals ablehnte. Das ADAC-Präsidium wolle die Skandalfälle nun “gemeinschaftlich bearbeiten”, seine “Kontakte nutzen” und erst dann gehen, wenn die Hauptversammlung der Mitglieder die Vertrauensfrage stelle. Einen Termin dafür gibt es nicht.

Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Macht. Die Sendung vergab die Chance, mit Meyer darüber zu streiten, warum die Pannenserie den 111 Jahre alten Autoclub von einem sehr hohen Sockel stößt. Stattdessen durfte sich der Präsident in den Details verlieren: Autoschutzbriefe, Vertragsanwälte, Batterieeigenschaften, Steuerprivileg. Auch ein kleiner Schlagabtausch mit dem Duisburger Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer verlief im Nichts. Dabei hätte die Nähe des streitbaren und umstrittenen Experte zum ADAC doch einen schönen - von Jauch anmoderierten - Streit im Studio entfachen können. “Die Diskussion führt am Thema vorbei”, versuchte Uwe Ritzer von der “Süddeutschen Zeitung”, aufs Grundsätzliche zu kommen. Vergeblich. Einspielfilme, die den Zuschauern noch einmal die ganze Misere des Clubs vor Augen führten, kommentierte Meyer immer gleich: “Das ist mir so nicht bekannt.” 

"Es wird eng!"

Ein Präsident eines Riesen-Vereins, der das alles nicht kennt, der nichts bemerkt haben will, der nach 44 Jahren Pannenstatistik nicht wissen will, dass auch hier getrickst wird? “Merken Sie das, Herr Meyer”, setzte Jauch nach. “Es wird eng!” Doch es half nichts. Ein seltenes Lächeln stand Meyer im Gesicht, als die Journalistin Maragaret Heckel Erinnerungen an die guten alten ADAC-Zeiten aufflackern ließ. Damals, in der Kindheit, als der Club dem Vater bei der Brenner-Überfahrt half, auf dem Weg in den Italien-Urlaub. Ja, schön war die Zeit. Vorbei ist die Zeit. “Sie werden nie mehr so mächtig sein”, rief Heckel Meyer zu. 

Und der ging plötzlich ein bisschen aus sich heraus. Die quälenden Recherchen und Berichte der Medien “finde ich ganz toll”, ließ er das heitere Studio-Publikum wissen. “Das hilft uns ja, die Dinge zu erkennen.” An diesem Montag soll es Zahlen geben, wie viele Mitglieder der ADAC in den vergangenen Wochen verloren hat. Nur “rund 5000” sollen es nach Meyers Angaben gewesen sein. Auch diese Zahl musste Günter Jauch dem ADAC-Präsidenten mühsam entlocken. Krisenmanagement sieht anders aus.

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