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Joachim "Jo" St. Clair (Jean Reno, links) und sein Partner Marc Bayard (Tom Austen) klären Mordfälle in Paris auf.

© Promo

Tatort Paris: Jean Reno ermittelt für Sat 1 in einer TV-Serie

Der französische Schauspieler Jean Reno ist wieder als Kommissar unterwegs – diesmal nicht im Kino, sondern in einer TV-Serie.

Jean Reno kennt beide Seiten. Der französische Schauspieler hat sowohl Schurken wie in „Léon – der Profi“ oder „Ronin“ als auch Männer des Gesetzes wie Kommissar Niémans in „Die purpurnen Flüsse“ auf genial lakonische Weise dargestellt. Die introvertierten Figuren, die er in diesen Filmen spielte, verloren nie allzu viele Worte, doch eines zeichnete sie alle aus: ein spürbares Verständnis für die gegnerische Seite. Diese Fähigkeit ist auch Jo St. Clair gegeben. Wieder einmal schlüpft Jean Reno in die Rolle eines Polizisten, genauer gesagt in die eines Kommissars der Pariser Mordkommission. Diesmal jedoch nicht in einem Kinofilm, sondern in einer TV-Serie. „The Cop – Crime Scene Paris“ ist eine internationale Koproduktion. Zu den Partnern gehört der deutsche Privatsender Sat 1, bei dem die Serie an diesem Donnerstag im Spätprogramm läuft. Produzent und Autor ist der Kanadier René Balcer, der für „Law und Order“ mit dem Emmy ausgezeichnet wurde.

In Frankreich ist die Serie unter dem Titel „Jo“ gelaufen, dem Spitznamen von Joachim St. Clair. Auch zu seinem Nachnamen gibt es eine Geschichte. St. Clair ist der Name der Straße, in der er als Sohn einer Prostituierten zur Welt kam. Nicht nur diese Pariser Straße kennt St. Clair wie früher die Menschen ihre Westentaschen. Vor allem aber kann er sich in Täter hineinversetzen und in Taten lesen. So auch im ersten Fall, dem Mord an einem Star-Organisten, dessen Leiche vor Notre-Dame abgelegt wurde. Mit einem Blick erkennt der Kommissar, dass die Augen des Toten auf einen Engel im Portal der Kirche gerichtet sind. Doch die Trompete des Engels hätte der Organist auch zu Lebzeiten nicht hören können, da man ihm die Trommelfelle zerstört hat. Dieser Mord ist ein Racheakt, schließt St. Clair ohne weitere Untersuchungen oder einen pathologischen Befund.

Jean Reno wirkt müde, ihm fehlen Schärfe und Humor

Persönlich läuft es für den Kommissar hingegen weniger gut. Seine Wohnung sieht aus wie ein gut sortierter Spirituosenladen, wenn auch nicht so aufgeräumt. Seine Tochter Adele (Heida Reed), zu der er nach langen Jahren den Kontakt wieder aufbauen will, entdeckt, dass Jo St. Clair genauso tablettenabhängig ist wie sie selbst. Das macht das Aufeinanderzugehen nicht leichter. Glücklicherweise kann die unkonventionelle Nonne Karyn (Jill Hennessy) vermitteln. Eine weitere tragende Rolle spielt Marc Bayard (Tom Austen), der als Partner von St. Clair gelernt hat, mit dem einsilbigen Kommissar zurechtzukommen. Zur Besonderheit der Serie gehört es, dass die Verbrechen mit den größten Pariser Wahrzeichen verbunden sind, mit Notre-Dame genauso wie mit dem Eiffelturm, der Oper oder den Katakomben.

Nach einer weiteren Staffel sieht es nicht aus, der französische Sender TF1 hat im Juni die Einstellung der Serie bekannt gegeben, und das trotz 6,2 Millionen Zuschauern. Allerdings hat jede der acht Folgen rund zwei Millionen Euro gekostet, also mehr als ein deutscher „Tatort“, der mit anderthalb Stunden doppelt so lang ist wie eine Folge von „The Cop“. Aber auch Jean Reno hat seinen Anteil: Er hat immer verschlossene Typen gespielt, als Kommissar St. Clair wirkt er überdies müde. In der zweiten Folge, beim Mord an einem Ex-Model, kommt die Serie zwar etwas stärker in Fahrt. Doch weder die Schärfe noch der Witz, die Reno seinen Kinofiguren sonst mitgab, sind bei diesem „Cop“ zu spüren. Kurt Sagatz

„The Cop – Crime Scene Paris“, Sat 1, donnerstags um 22 Uhr 15

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