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Anne Will und ihre Gäste diskutieren den Ukraine-Konflikt.

© von https://daserste.ndr.de/annewill/index.html

„Anne Will“ diskutiert Ukraine-Konflikt: Ist Putin ein „durchgeknallter russischer Nationalist“?

Anne Wills Gäste haben unterschiedliche Ansichten darüber, wie ein Krieg verhindert werden kann. Sahra Wagenknecht verteidigt den russischen Präsidenten Putin.

Die Frage plagt jeden, insofern muss sie auch die Talkshow von Anne Will beschäftigen: Wie lässt sich ein neuer Krieg in Europa verhindern? Nun wäre es zu viel verlangt, dass eine Diskussionsrunde im Ersten Deutschen Fernsehen einen Friedensplan entwickelt, dem schon am Montagmorgen alle betroffenen Parteien mit Begeisterung zustimmen.

Nein, das schafft keine Talkshow, und weil sie das nicht schafft, muss sie wenigstens die unterschiedlichen Positionen, Interessen und Faktoren aufzeigen, die in diesen Konflikt um die Ukraine hineinspielen.

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Den drei beteiligten Frauen – Sicherheitsexpertin Constanze Stelzenmüller, Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen – haben unter dem gekonnten Frageregime von Anne Will Aufklärung geleistet.

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Für Stelzenmüller muss sich der russische Präsident Wladimir Putin von der demokratischen Transformation im Osten Europas bedroht fühlen, der Autokrat im Kreml hat bisher, gleich ob in den Tschetschenien-Kriegen oder bei der Annexion der Krim, mit militärischer Gewalt die Einflusssphäre Russlands sichern wollen. Selbst wenn sich Putin provoziert fühlt – „der Westen provoziert nicht“, sagte die Sicherheitsexpertin. Und sie betonte, der Kreml sei besorgt, was die angedrohten Sanktionen für Russland bedeuten könnten.

Putin-Versteherin Wagenknecht

Spiegelbildlich zeichnete Sahra Wagenknecht, eine Putin-Versteherin, das gegenteilige Bild von Russland und seinem Präsidenten. Beide hätten sie berechtige Sicherheitsinteressen, wie würden wohl die USA reagieren, wenn Raketen nur 150 Kilometer von Washington entfernt auf die amerikanische Hauptstadt gerichtet wären.

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Für die Linke-Politikerin ist die Sache klar: „Die Amerikaner sind die einzigen Gewinner der aktuellen Krisenlage.“ Hier, und nur hier wurde die Debatte emotional. Stelzenmüller nannte Wagenknechts Argumentation „Quatsch“ und „Unsinn“, diese verwahrte sich dagegen, dass Putin als „durchgeknallter russischer Nationalist“ beschrieben werde.

Ursula von der Leyen als Joker

Das hätte noch emotionaler ausfallen können, aber Anne Will hatte sich quasi einen Joker in den Ärmel gesteckt: ein Interview mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Mehrfach wurde sie zugeschaltet und ihre Botschaft war luzide: EU und Nato agieren entschlossen und geschlossen wie selten zuvor, und was sie in der Hand haben, das sei massiv. Russlands Wirtschaft sei schwach, der russische Staatshaushalt zur Hälfte von den Einnahmen der Exportgüter Gas, Kohle und Öl abhängig.

Harte Sanktionen würden Russland hart treffen, dass auch die Volkswirtschaften im westlichen Europa und damit die deutsche unter dem Wegfall russischer Energiegüter zu leiden hätten, spielte sie etwas herunter, nicht zuletzt mit Verweis auf die angelaufenen Lieferungen von Flüssigerdgas. Wie immer der Konflikt ausgeht, für von der Leyen steht fest, dass Deutschland seine Abhängigkeit von russischen Rohstoffen dringend reduzieren muss.

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Männer saßen auch in der Runde, zwei waren es: Norbert Röttgen, CDU-Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, und SPD-Chef Lars Klingbeil. Röttgen hob das feste Zusammenstehen des Westens hervor, Klingbeil die „ausgestreckte Hand“ Richtung

Russland. Wie er es mit der noch nicht in Betrieb genommenen Pipeline Nord Stream 2 hielte, wurde er von Moderatorin Will bedrängt. Klingbeil wich aus, sagte, die Pipeline würde zum Repertoire möglicher Sanktionen gehören. Erkennbar wurde, dass Klingbeil die Außenpolitik seinem Kanzler Scholz überlassen will.

Sind wir am Ende der Diplomatie, fragte Anne Will wieder und wieder in die Runde. Das wollte keine und keiner bejahen. Sind Worte wirksam gegen Waffen? Wer sollte das verneinen.  

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