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Caren Miosga moderiert seit 2007 die „Tagesthemen“ im Ersten. Sie hatte Anne Will in dieser Funktion abgelöst.

© Bockwoldt/dpa

Interview mit „Tagesthemen“-Sprecherin Caren Miosga: „Was glauben Sie, wie oft wir uns die Haare raufen?“

TV-Moderatorin Caren Miosga über mehr Arbeit, Bürgernähe in den „Tagesthemen“ und Sorgen um Grundrechte.

Frau Miosga, ab September müssen Sie bei den „Tagesthemen“ fünf Minuten länger arbeiten, dann dauert das Format 35 Minuten. Normalerweise freut man sich nicht, wenn man länger arbeiten muss …

Ganz im Gegenteil: Was glauben Sie, wie oft wir uns die Haare raufen, dass wir nicht alles in dreißig Minuten unterkriegen, was wir gerne hätten. Also: große Freude.

Platz darin wird dann auch sein für die neue Rubrik „tagesthemen mittendrin“, die Sie bereits am Freitag erstmals präsentieren. Es soll da mit crossmedialer Berichterstattung mehr in die Regionen gehen.
Stimmt. Jetzt am Anfang gleich nach Thüringen.

Gerade in den ostdeutschen Bundesländern wird den öffentlich-rechtlichen Sendern immer öfter Misstrauen entgegengebracht, das Stichwort „Staats-Medien“. Glauben Sie, dass so ein bürgernahes Format daran wirklich etwas ändern kann, weil man näher an die Leute geht?
Als wir im vergangenen Herbst anlässlich des 30. Mauerfalljahres in Sachsen-Anhalt waren und aus dem Grenzort in Zicherie-Böckwitz eine ganze Live-Sendung produzierten, haben mir die Leute erzählt, wie wenig wahrgenommen sie sich von allen Medien fühlen. Und es war für sie eine enorme Wertschätzung, dass wir mit großem Aufwand, Mannschaft und Übertragungswagen angereist sind, um ihre Geschichten zu hören. Klar, als Medium erreichen Sie nie alle, auch der Tagesspiegel nicht. Wenn wir mit dieser neuen Rubrik ein paar Menschen mehr erreichen, ist schon etwas gewonnen.

"Unter den Protestierenden sind nicht nur Spinner"

Sind Sie, als Anchorwoman eines der größten Nachrichtenformate in Deutschland, von dieser Anti-ARD-ZDF-Stimmung nicht doch sehr genervt, die einem in den Demos mit Verschwörungstheoretikern in deutschen Städten, auch im Westen der Republik, entgegenschlägt?
Ich gucke und höre mir das an und sortiere sehr genau, wer was aus welchen Gründen von sich gibt. Ein großer Teil ist an den Haaren herbeigezogen. Wir berichten durchgehend differenziert sowohl über die Politik in der Pandemie als auch über die Anti-Corona-Proteste. Denn unter diesen Protestierenden sind ja nicht nur Spinner, sondern Leute, die sich ernsthafte Sorgen um ihre Grundrechte machen.

Was glauben Sie, kann man diese Leute überhaupt erreichen? Mit ihnen reden, wie es Sachsens Präsident Kretschmer gemacht hat, wofür er ja auch sehr kritisiert wurde? Sprich: Wären Sie Reporterin, würden Sie es auch wie Kretschmer machen?
Als Reporterin würde ich immer jedes Gespräch suchen, solange ich zivilisiert zurückbehandelt und nicht bepöbelt oder gehauen werde.

Zum Format „Tagesthemen“: Ob nun 30 oder 35 Minuten, es dürfte weiter so sein, dass die KollegInnen Kleber und Slomka mehr Zuschauer erreichen, weil sie mit dem „heute-journal“, außer freitags, früher senden. Das muss Ihnen was ausmachen ...
Klar macht mir das was aus. Die Kollegen senden nicht nur früher, da sind halt noch mehr Menschen wach, sie senden auch pünktlicher. Dafür haben wir aber demnächst mehr Zeit. Vielleicht macht das ja den KollegInnen etwas aus.

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