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Vom „Traumschiff“ auf die Jurorenbrücke von „Deutschland sucht den Superstar“. Schlagersänger Florian Silbereisen (links) bewertet zusammen mit Musikproduzent Toby Gad und der holländischen Sängerin Ilse DeLange die DSDS-Kandidaten.

© RTL / Stefan Gregorowius

Hart aber herzlich bei "Deutschland sucht den Superstar": Was sich mit Florian Silbereisen bei „DSDS“ ändert

„DSDS“ ohne Dieter Bohlen - Florian Silbereisen will nicht den Bundesabkanzler geben.

Nur noch mal kurz zur Erinnerung einige Zitate von Pop-Titan Dieter Bohlen, mit denen er Kandidaten und Kandidatinnen der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ abgekanzelt hat. Einer lautete „Bei mir kommen solche Geräusche aus anderen Öffnungen“, ein anderer „Ich bin ja die Klobürste von DSDS – an mir bleibt immer die Scheiße hängen“. Nicht nur mit seinen Anleihen aus der Fäkalsprache konnte Bohlen sehr direkt und verletzend sein, auch sonst nahm der Chefjuror von „DSDS“ kein Blatt vorm Mund. Mitunter klang sogar eine Portion Menschenverachtung aus Wertungen wie „Wenn du deine Stimmbänder in die Mülltonne schmeißt, ist das artgerechte Haltung“ oder „Das ist fast aktive Sterbehilfe, wenn du singst!“ durch.

Die Frage, ob Florian Silbereisen als neuer Juryvorsitzender der RTL-Talentshow auch den Dieter Bohlen geben kann, relativiert sich bei solchen Zitaten eigentlich von selbst. Denn eines ist sicher: Die Ära des Verbal-Rüpels Bohlen ist nach beinahe zwanzig Jahren vorbei – der ehemalige Modern-Talking-Sänger bildete mit Thomas M. Stein, Shona Fraser und Thomas Bug die Ur-Jury der Casting-Show. Die neue Jury steht unter einem ganz anderen Motto: „Warmherzig, emotional, aber auch ehrlich und mit absolut klarer Kante – das ist ,DSDS’ 2022.“ Oder wie Silbereisen sagt: er werde kein „Bundesabkanzler“ sein.

[„Deutschland sucht den Superstar“, RTL, Samstag, 20 Uhr 15]

Der neuen Jury gehören neben dem erfolgreichen Sänger und Schauspieler („Das Traumschiff“) Florian Silbereisen die holländische Singer/Songwriterin Ilse DeLange (beim ESC 2014 belegte sie den zweiten Platz) und Produzent Toby Gad an, der mit Beyoncé und Madonna zusammengearbeitet hat. Der gebürtige Münchener lebt und arbeitet seit dem Jahr 2000 in den USA. Genügend Erfahrung als TV-Moderator hat der aus Bayern stammende Schlagersänger Silbereisen zuerst beim MDR und seit 2004 mit seiner ARD-Samstagabendshow „Feste der Volksmusik“ gesammelt. Nun macht er dem Ersten auf diesem Sendeplatz mit Pop-Musik bei „DSDS“ Konkurrenz.

Vom Schlager lernen heißt Siegen lernen

Großen Wert will Silbereisen dabei auf einen anderen Umgang mit den Kandidaten legen. „Ich würde definitiv jeden Job in einer Show ablehnen, in der man nicht respektvoll mit Menschen umgeht“, sagt er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn der Ton in einer Sendung respektlos ist, dann darf man sich nicht wundern, wenn sich auch allgemein die Tonart im Umgang miteinander nach und nach ändert. Ich möchte nicht, dass ein Kind sich gegenüber seiner Mutter auf mich berufen kann: ,Aber der Silbereisen hat das doch auch gesagt …‘“

Die Grund-Idee von „DSDS“ hält Silbereisen noch immer für unschlagbar. Allerdings schränkt er ein: „Ein bisschen Geduld und Zeit werden wir auf jeden Fall brauchen, um Schritt für Schritt neue Zuschauerinnen und Zuschauer vom neuen ,DSDS’ zu überzeugen.“ Aber das Gewinnen von neuen Zielgruppen, das habe beim Schlager ja auch geklappt: durch neue Shows und „den konsequenten Aufbau neuer Stars“ wie Helene Fischer oder Andreas Gabalier.

An den Erfolg der ersten „DSDS“-Staffel von 2002/2003 mit Sieger Alexander Klaws und Daniel Küblböck – seinerzeit schalteten rund 9,5 Millionen Menschen ein – konnte die Show zwar nicht anknüpfen, aber mit Zuschauerzahlen von über sechs Millionen in der siebten Staffel 2010 war „DSDS“ weiterhin ein Quotenhit. Seit der 14. Staffel dümpelt die Show hingegen mit Quoten um die 2,5 Millionen vor sich hin – Tendenz fallend.

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In der Staffel von 2021 vertrat Thomas Gottschalk bei zwei Shows den erkrankten Bohlen. Vertretungsweise hat Silbereisen „DSDS“ ebenfalls bereits früher kennen gelernt. 2017 sprang er für den in die Kritik geratenen Xavier Naidoo in der „DSDS“-Jury ein. Nun aber steht Silbereisen klar im Mittelpunkt des Interesses – und ist sich dessen bewusst: „Da setze ich mich freiwillig auf den ,heißesten Stuhl‘, den es derzeit im deutschen Fernsehen gibt.“

Mit der neuen Staffel soll nun alles besser und vor allem jünger werden. Bohlen ist inzwischen 67 Jahre alt, Silbereisen hingegen erst 40. „Ich versuche, als Juror sehr streng zu sein.“ Und wenn ein Bewerber Schlager singe, sei er sogar noch ein bisschen strenger. „Gerade weil ich den Schlager liebe, bin ich der schärfste Kritiker!“

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