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Kandidat nach der "Dschungelprüfung".

© Tsp

Dschungelcamp IX: Gute und schlechte Tage für das Fernsehen

Einst war der Samstag der Fernsehtag der Nation. Heute ist der Samstag die größte Strapaze der Woche. RTL zeigt das Dschungelcamp fast in doppelter Länge.

Es gibt gute und schlechte Tage für das Fernsehen, ein guter Tag ist der Sonntag, die Sender zeigen am Sonntag gerne, was sie können, was sie so eingekauft haben an Filmen und an Serien. Am Sonntag, das wissen die beim Fernsehen ganz genau, bleiben die Menschen gerne zu Hause.

Das war, wie so vieles, natürlich einmal anders. Da war der Samstag der Fernsehtag der Nation, Rituale wurden um das samstägliche Fernsehprogramm herum in das Familienleben integriert, für Kinder hieß das beispielsweise: „Sportschau“, Badewanne, „Wetten, dass...?“ Der Samstag im Fernsehen war Show, Glamour, großes Kino. Eine Entschädigung für die Strapazen der Woche. Heute ist der Samstag die größte Strapaze der Woche.

Unnötigerweise zeigt RTL am Freitag und am Samstag „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ fast in doppelter Länge – so als ob an diesen Tagen spektakulär mehr passieren würde, so als ob sich die Kandidaten an diesen Tag richtig ins Zeug legen würde. So als ob die Gagschreiber von Bach und Zietlow an diesen Tagen plötzlich witzig wären. Es gibt keinen vernünftigen Grund für die Verlängerung, es sei denn, das die Programmverantwortlichen selber am besten wissen, dass der Samstagabend eh verloren ist als Fernsehtag. Dass man sich da erst recht keine Mühe geben muss. Wenn man schon die ganze Technik in Australien angemietet hat, dann kann man auch ruhig durchsenden, ist ja auch teuer, so eine Sendung.

Der Rest des RTL-Samstagabends ist schon billig genug: Das Kostspieligste an „Deutschland sucht den Superstar“ wird wohl die Gage von Dieter Bohlen, die zwei Komiker, die sich dann eine Stunde bis auf das Dschungelcamp 2012 vorbereiten, werden schon mit geregelten Mahlzeiten zufrieden sein. Wenn man sich daran erinnert, was das Fernsehen früher am Samstag aufgefahren hat, dann erinnert das RTL-Programm vom Aufwand her an Kulenkampffs Nachtgedanken.

„Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ ist teueres Fernsehen. Der Trick ist, dass es nicht danach aussieht. Am Samstag wurde sogar an einer neuen Dschungelprüfung gespart: Peer Kusmagk musste die Prüfung machen, die Sarah Knappik vor ein paar Tagen nach einer Minute abgebrochen hatte. Kusmagk erspielte sich ein zerfleddertes Krokodil.

Was war sonst noch? Die Kandidaten knutschen sich mittlerweile wahllos ab, Mathieu Carrière hat gefroren, Indira weiß nicht, wie sie sich Jay annähern soll, und Eva Jacob wurde von den Zuschauern rausgewählt.

Es gibt eben gute und schlechte Tage für das Fernsehen.

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