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Im Auftrag der Götter: Ex-Knacki Shadow Moon (Ricky Whittle, links) chauffiert Mr. Wednesday (Ian McShane).

© Amazon

Serie "American Gods" geht weiter: Götterdämmerung

Gewalt, Rassismus, Sexismus – die zweite Staffel der Amazon-Serie „American Gods“ hat noch mehr aktuelle Bezüge

Wenn Götter streiten, sollten sich Menschen besser nicht einmischen, die griechische Mythenwelt lässt daran keinen Zweifel. Andererseits entstehen gerade bei solchen Auseinandersetzungen die spannendsten Geschichten, das wusste auch der britische Fantasy-Autor Neil Gaiman, als er den Roman „American Gods“ verfasste. Seine Götter sind so vielschichtig wie die amerikanische Gesellschaft. Der Kampf, den Gaiman beschreibt, findet nicht zwischen den Göttern der Vorväter statt. In „American Gods“ bäumen sich die alten Götter ein letztes Mal gegen die neuen Heilsbringer der Technik, der Drogen und der Medien auf. Dieser Kampf, der als Fernsehserie vor zwei Jahren beim Streamingdienst Amazon Prime begann, wird von Montag an mit einer zweiten, mindestens ebenso bildgewaltigen Staffel fortgesetzt.

Der Mann, der zwischen die göttlichen Fronten gerät, heißt Shadow Moon, ist ein Ex-Knacki und wird vom Schauspieler Ricky Whittle dargestellt. Mit ihm soll sich der Zuschauer identifizieren, seine Ängste sollen sich auf das Publikum übertragen, sagte er dem Tagesspiegel. „Es ist sehr wichtig, eine menschliche Perspektive in der Geschichte zu haben“, so Whittle. Durch diese menschliche Figur wird die Serie geerdet. Mit der Erdung ist es bei „American Gods“ allerdings nicht so weit her. An Shadow Moons Seite steht seine Ehefrau Laura, bei der es sich allerdings um eine Untote handelt. Sie starb bei einem Autounfall, als sie sich während der Haft ihres Mannes beim Autofahren mit einem anderen Mann vergnügte. Nur wegen eines göttlichen Zufalls liegt sie noch nicht unter der Erde. Stattdessen fährt sie mit Shadow und dem Kobold Mad Sweeny über die Highways. Die drei begleiten Mr. Wednesday (genial gespielt von Ian McShane), hinter dem sich kein Geringerer als Odin verbirgt. Der germanische Gottvater will den neuen Göttern nicht kampflos das Feld überlassen und sucht nun im House oft he Rocks – einem gigantischen Kuriositätenkabinett – unter den alten Göttern nach Mitstreitern für den finalen Kampf.

Gewalt wie im realen Amerika

Zu brutalen Kampfhandlungen kommt es bei diesem mythischen Roadmovie allerdings bereits lange zuvor bei einer Schießerei in einem Landstraßen-Diner. Da fliegt dann schon einmal etwas Gehirn auf die Tischplatte. „Sicher, diese Szene ist sehr brutal“, gibt Emily Browning zu, „aber solche Gewalttätigkeit gibt es tatsächlich in den Vereinigten Staaten.“ Da musste keine Fantasie bemüht werden. „American Gods“ sei eben eine Geschichte über Amerika und über all die unterschiedlichen Bestandteile des Landes. Über Gut und Böse, und was dies hervorbringt.

Das Buch stammt zwar aus dem Jahr 2001, doch bei der Umsetzung als Serie blieben aktuelle Bezüge nicht aus. Der amtierende US-Präsident Donald Trump wird zwar nicht direkt thematisiert, aber durch die Wahl der Themen spielt die gegenwärtige US-Politik durchaus eine Rolle. „In der zweiten Staffel geht es um Rassismus, Homophobie, Sexismus. Es ist wichtig, an diesen Themen dran zu bleiben, weil sonst diejenigen, die andere unterdrücken, damit weitermachen“, meint der Darsteller von Shadow Moon.

Doch welche Götter sind nun furchteinflößender? Aus der Perspektive von Shadow Moon und seinem Chef Mr. Wednesday/Odin sind dies die Vertreter der neuen technisierten, auf Gewinnmaximierung ausgelegten Welt. Emily Browning findet sie alle erschreckend. „Was mich und mein Leben angeht, fürchte ich wohl eher die neuen Götter der Technik, weil ich so viel Zeit mit meinem Smartphone verbringe, indem ich Netflix, Amazon und Hulu schaue.“ Damit sollte man allerdings frühestens nach der neuen Staffel von „American Gods“ aufhören, die vermutlich nicht die letzte sein wird. Kurt Sagatz

„American Gods“, Amazon, ab Montag, wöchentlich neue Folgen.

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