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Schönes Durcheinander: Der zweite Teil der Reihe mit Diplomatin Karla Lorenz (Natalia Wörner) läuft vor dem ersten.

© ARD Degeto/Hans-Joachim Pfeiffer

Gefährliche Gotteskrieger: Natalia Wörner kämpft in der neuen ARD-Reihe „Die Diplomatin“ für das Gute

Es hört niemals auf: An Krisen mangelt es zurzeit nicht, insofern dürften der ARD-Reihe „Die Diplomatin“ mit Natalia Wörner die real anmutenden Stoffe nicht so schnell ausgehen.

Gleich im ersten Film konfrontieren die Macher das Publikum mit einem hoch dramatischen Szenario: Die deutsche Botschaft in Tunis wird von einer islamistischen Miliz überfallen, Botschafter Saalmüller (Hans-Jochen Wagner) und sein Stab werden als Geiseln genommen.

Die Forderung der Geiselnehmer: Binnen 48 Stunden sollen ihre in tunesischen Gefängnissen inhaftierten „Brüder und Schwestern“ freigelassen werden. Hinter den Kulissen beginnt das Gefeilsche der deutschen und tunesischen Regierung um die Forderungen und das Leben der Geiseln. Neben dem Drama im Botschaftsgebäude sind die Krisenstäbe in beiden Ländern die wesentlichen Handlungsorte.

Diplomatie und Politik sowie deren dunkle, schmutzige Seiten spielen in „Das Botschaftsattentat“ eine große Rolle. Schwierige Entscheidungen müssen verhandelt werden, man misstraut sich, schließlich geht es auch um nationale und innenpolitische Interessen: Welche Zugeständnisse kann Deutschland dem Land machen, dem einzigen, das nach dem Arabischen Frühling einen demokratischen Weg eingeschlagen hat, falls deren Regierung auf die Forderung eingeht und sich damit den Islamisten beugt?

Der Berliner Krisenstab im Auswärtigen Amt schickt Thomas Eick (Thomas Sarbacher) an den Ort des Geschehens. Der Bundesnachrichtendienst (BND) mischt auf eigene Rechnung mit. Der Film von Elmar Joos (Drehbuch) und Elmar Fischer (Regie) ist fürs deutsche Fernsehen, das sich sonst mit Polit-Thrillern schwertut, packend erzählt.

Das Klischee des einfältigen, blutrünstigen Gotteskriegers?

Die Titelheldin selbst ist erst einmal nur eine Randfigur, Karla Lorenz (Natalia Wörner) gehört zu den Geiseln in der Botschaft. In Tunis leitet sie die Sicherheitsübung, die von der Miliz zum Stürmen der Botschaft genutzt wird. Lorenz ist klug, eigenwillig, nervenstark. Während der Geiselnahme bemüht sie sich vor allem darum, der einzigen weiblichen Geiselnehmerin ins Gewissen zu reden. Denn Lorenz kennt und schätzt Esra (Halima Ilter), die eine Mitarbeiterin der Botschaft ist und zuvor in Deutschland gelebt und studiert hat.

Auch Raid (Navid Navid), der Anführer der Miliz, entspricht ganz und gar nicht dem Klischee des einfältigen, blutrünstigen Gotteskriegers. Dass hier die wichtigsten arabischen Figuren fließend Deutsch sprechen, mag ein Zugeständnis ans Publikum sein, aber es erschwert auch die Distanzierung von den zu allem entschlossenen Anti-Helden.

Lorenz ist ungebunden, aber nicht ohne Vorleben, wie bei einer Begegnung mit Eick schon mal angedeutet wird. Natalia Wörner bringt zweifellos die Überzeugungskraft und auch die körperliche Power für diese starke weibliche Titelrolle mit – und angesichts der Liebesbeziehung mit Bundesjustizminister Heiko Maas zufällig auch eine gehörige Portion Publicity.

Kurios und falsch ist die Entscheidung der ARD, die Reihenfolge beider Filme zu ändern. Mit „Entführung in Manila“ sollte die Reihe im vergangenen November starten, doch die Ausstrahlung wurde angesichts der Terror-Anschläge in Frankreich verschoben. Nun haben sich die Programmplaner entschieden, den eigentlich als zweite Folge geplanten Film „Das Botschaftsattentat“ an den Anfang zu setzen.

Das führt nicht nur dazu, dass Lorenz in Manila plötzlich den pfiffigen, jungen Kollegen Nikolaus Tanz (Jannik Schümann) neu kennenlernt, obwohl der bereits in Tunis mit ihr gemeinsam in Geiselhaft geriet. Bei der Titelfigur passt es hinten und vorne nicht mehr. Ein schönes Durcheinander.

„Die Diplomatin - Das Botschaftsattentat“, ARD, Samstag, 20 Uhr 15. „Entführung in Manila", 7. Mai, 20 Uhr 15

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