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Medien: Freunde für Opel

Im Kampf um Übernahme des Opel-Mutterkonzerns GM sieht "Bild" den Finanzinvestor RHJ vor Konkurrent Magna. Dass Springer-Chef Mathias Döpfner im RHJ-Aufsichtsrat sitzt, schreibt die Zeitung nicht.

Fast täglich wird zurzeit über den Übernahmepoker des Opel-Mutterkonzerns GM berichtet, in dem der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna zusammen mit der russischen Sberbank gegen den amerikanischen Finanzinvestor Ripplewood mit seinem europäischen Ableger RHJ konkurriert. Die Bundesregierung präferiert Magna, aber wer am Ende das Rennen macht, sei noch nicht entschieden, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium – doch die „Bild“-Zeitung will mehr wissen: „Opel-Kampf – Jetzt hat ein US-Investor die Nase vorn“, berichtete das Boulevardblatt am Donnerstag auf Seite 2, was eine Ministeriumssprecherin laut Agentur AP noch am gleichen Tag als „nicht zutreffend“ dementierte.

Schon am Sonntag hatte die „Bild am Sonntag“ (BamS) „exklusiv“ berichtet, dass eine „Wende in der Opel-Schlacht“ anstehe, nachdem RHJ sein Übernahmekonzept nachgebessert hatte. Seither berichten die Zeitungen aus dem Axel Springer Verlag über den vermeintlichen RHJ-Coup. Erst am Freitag wurde ein Interview mit RHJ-Chef Leonhard Fischer in der „Bild“ abgedruckt, in dem er das Übernahmekonzept für Opel erläuterte. „Welt“-Chefredakteur Thomas Schmid befürchtete in einem Kommentar, dass am Ende eine Entscheidung fallen könnte, die „wirtschaftspolitisch nicht verantwortbar ist“.

Was die Leser bisher nicht erfahren haben: Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, ist seit September 2008 Mitglied des Aufsichtsrats bei RHJ. Fischer wiederum ist der Springer-Verlag nicht unbekannt, von Juli 2002 bis April 2007 saß er hier im Aufsichtsrat. Beide Manager sind auch privat miteinander verbunden: In Potsdam haben sie die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Villa Schöningen aus dem 19. Jahrhundert erworben, die sie zu einem Kulturzentrum mit Restaurant umwandeln wollen. Auch „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann kennt Fischer, gemeinsam gründeten sie in Bielefeld die Schülerzeitung „Passepartout“.

Diese Verbindungen hält man bei Springer jedoch nicht für problematisch: „Unsere Chefredaktionen arbeiten absolut unabhängig“, sagt Springer-Sprecherin Edda Fels. Wenn „Bild“ oder „BamS“ eine exklusive Geschichte wie im Fall von RHJ haben, sei dies auf die Recherchekompetenz der Redaktionen zurückzuführen. Mathias Döpfner diene den Redakteuren nicht als Informationsquelle und sei erfahren und seriös genug, „keinerlei Beeinflussung“ auf die Berichterstattung auszuüben. Generell prüfe er seine Aufsichtsratsmandate daraufhin, ob ein Interessenskonflikt mit dem Springer-Verlag entstehen könnte.

Doch selbst wenn keine direkte Einflussnahme ausgeübt wird, könnten die Journalisten in ihrer Glaubwürdigkeit von den Verbindungen ihres Verlagschefs diskreditiert werden – den Lesern werden diese Verbindungen gleich ganz verschwiegen. Allerdings werde jetzt überlegt, in einem der nächsten Artikel über die Opel-Übernahme Döpfners RHJ-Engagement zu erwähnen, sagt die Springer-Sprecherin. Sonja Pohlmann

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