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Medien: Feldjägern die Menschlichkeit abgesprochen: Wiglaf Droste beteuert Unschuld!

Insgeheim hatte "taz"-Autor Wiglaf Droste wohl mit einem Freispruch gerechnet, statt mit einer Geldstrafe auf Bewährung. "Ich bin unschuldig und trotzdem werde ich freigesprochen", kalauerte der Satiriker am Montag vor der Urteilsverkündung durch das Landgericht Berlin.

Insgeheim hatte "taz"-Autor Wiglaf Droste wohl mit einem Freispruch gerechnet, statt mit einer Geldstrafe auf Bewährung. "Ich bin unschuldig und trotzdem werde ich freigesprochen", kalauerte der Satiriker am Montag vor der Urteilsverkündung durch das Landgericht Berlin. Droste, der die bei einem Bundeswehrgelöbnis gegen Demonstranten eingesetzten Feldjäger in einer taz-Kolumne als "Kettenhunde" und "Waschbrettköpfe" bezeichnet hatte, war im vergangenen Jahr vom Amtsgericht wegen Beleidigung von Bundeswehrsoldaten zu einer Geldstrafe von 2100 Mark verurteilt worden. In der gestrigen Berufungsverhandlung blieb Richter Abel unter dem Strafmaß des Amtsrichters, indem er die Geldstrafe für die Beleidigung der Bundeswehrsoldaten in eine Verwarnung mit Vorbehalt reduzierte.

Der Richter sagte in der Urteilsbegründung, dass er die Bezeichnung "Waschbrettköpfe" oder "Kettenhunde" für Feldjäger nicht als beleidigend empfinde. Inzwischen müssten sich andere Berufsgruppen, wie zum Beispiel Polizisten zum Teil schärfere Titulierungen gefallen lassen. Die eigentliche Beleidigung sah er in dem Satz: " ... man fragt sich, wie jemand, der als Mensch geboren ist, so etwas werden könne: ein Kettenhund". Dieser Relativsatz sei allerdings beleidigend, weil Droste in der Verknüpfung von Menschen und Tieren weit über Ironie und Polemik hinaus gegangen sei und den Feldjägern generell die Menschlichkeit abspreche. Dennoch habe sich Wiglaf Droste lediglich einer Beleidigung an der untersten Grenze der Strafbarkeit schuldig gemacht. Der Richter berücksichtigte insbesondere den Zorn des Angeklagten über das Verhalten der Feldjäger. Droste hatte geltend gemacht, dass er lediglich das inhumane Verhalten der Feldjäger kritisieren wollte. Der Autor war Augenzeuge geworden, wie beim Bundeswehrgelöbnis 1999 eine Gruppe Feldjäger gegen nackte Frauen vorgegangen sei, die gegen das Gelöbnis protestieren wollten. Damals hätten sich bis zu fünf Uniformierte auf eine Nackte gestürzt und sie über den Boden geschleift, sagte Droste.

Peter Murakami

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