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Im Fokus: YouTube-Videos.

© picture alliance/dpa

Fake News im Netz: Youtube soll Hinweise von Mitarbeitern ignoriert haben

Youtube hat laut Medienbericht jahrelang die Bitten von Mitarbeitern ignoriert, Videos mit extremistischen Inhalten oder Verschwörungstheorien zu entfernen.

Youtube hat offenbar jahrelang die Bitten seiner Mitarbeiter ignoriert, Videos mit extremistischen Inhalten oder Verschwörungstheorien von der Plattform zu entfernen, schreibt bloomberg.com. Das Unternehmen habe ein größeres Interesse daran gehabt, die Klickzahlen der Videos zu steigern, als die Verbreitung von Videos mit verstörenden Inhalten einzudämmen, berichten 20 ehemalige und derzeitige Youtube-Mitarbeiter. Das interne Ziel sei es gewesen, täglich eine Milliarde Stunden Sehdauer zu erreichen.

Youtube-Chefin Susan Wojcicki, seit Februar 2014 CEO des Unternehmens, habe sich nicht für die Fehlinformationen und gefährlichen Inhalte interessiert. Ihre Aufgabe war ihrer Ansicht nach nur, "das Unternehmen zu leiten". Mitarbeiter, die nicht den Moderationsteams angehört haben, wurden geraten, Youtube nicht nach Videos mit verstörenden Inhalten zu durchsuchen. Rechtsanwälte hätten erklärt, das Unternehmen müsse in höherem Umfang haften, wenn bekannt wird, dass die Mitarbeiter diese Videos kennen.

Geht Wachstum über Sicherheit? Handeln Internetfirmen tatsächlich erst unter Druck? Laut Bloomberg-Bericht soll sich diese, Stichwort Priorisierung, ausschließlich an Klickzahlen orientierte Unternehmensphilosophie erst in den vergangenen Jahren mit der aufkommenden Fake-News-Debatte auch rund um die Trump-US-Wahl 2016 geändert haben. Das Portal zitiert Youtube-Chief-Product-Officer Neal Mohan, der der "New York Times" sagte, dass Youtube große Fortschritte im Aufstöbern und Entfernen von gefährlichen und extremistischen Inhalten gemacht hätte.

Eine schwierige Aufgabe: Bei Youtube werden jede Minute 400 Stunden Material hoch geladen. Eine Youtube-Sprecherin wies darauf hin, dass das Unternehmen sich seiner Verantwortung bewusst sei und in den vergangenen beiden Jahren verstärkt Lösungen für dieses Problem mit den gefährlichen Inhalten (Desinformation, politischer Extremismus, jugendgefährdende Inhalte) gesucht habe, zum Einen mittels technischer Innovation, zum Anderen durch eine steigenden Anzahl von Mitarbeitern.

Andererseits werden die Absender solcher inkriminierender Inhalte immer subtiler. Dazu passt der aktuelle Lagebericht „Islamismus im Netz 2018“. Demnach nutzen islamistische Gruppierungen in Deutschland verstärkt „Lifestyle“-Themen und Twitter-Kampagnen wie „#NichtOhneMeinKopftuch“, um Kinder und Jugendliche für ihr extremistisches Weltbild zu gewinnen. Hinrichtungsvideos und andere drastische Gewaltdarstellungen waren auf ihren Kanälen dagegen zuletzt etwas seltener zu sehen.

Jugendschutz.net habe im vergangenen Jahr im Bereich der islamistischen Netz-Propaganda nach eigenen Angaben 872 Verstöße registriert. Von Youtube seien 99 Prozent der gemeldeten Verstöße gelöscht worden, teilte das Zentrum mit.

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