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id van Bergen

© RTLIngr

Quotenschlacht: Ekel-Duell zwischen ZDF und RTL

Jahrelang traute sich keiner, dem Quotengiganten "Wetten dass...?" Paroli zu bieten. Das hat sich geändert: Privatsender RTL zeigte "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) und das Finale des Dschungelcamps zeitgleich mit "Wetten dass…?" Gottschalk konterte mit Ex-Dschungel-Queen Desiree Nick auf der Couch und einer "Kot-Wette".

Seit gefühlten Monaten wird bei RTL nun schon mit Torten geschmissen: Der Privatsender feiert seinen 25. Geburtstag. Seine Aushängeschilder Günther Jauch, Sonja Zietlow oder Oliver Geißen werfen den Zuschauern Kuchen entgegen, Jubiläums-Shows und Jahresrückblicke mit Hausfreund Dieter Bohlen und Co. scheinen kein Ende zu nehmen. Dass auch Sat.1 gerade 25-jähriges Bestehen feiert, bekommt dagegen kaum einer mit. Während RTL feiert, streiken die Sat 1 Mitarbeiter gegen den verordneten Umzug von Berlin nach München.

RTL strotzt vor Selbstbewusstsein. Der Sender schreckte schon vor einem Jahr nicht davor zurück, das Finale des Dschungelcamps und die Casting-Ausgabe von "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) zeitgleich mit dem Quotengiganten "Wetten dass…?" zu zeigen. Ähnlich auch in diesem Jahr. Das ZDF war vorbereitet und versuchte sein Glück mit schrägen Wetten und einem Staraufgebot.

Ekelwette als Bildungsauftrag?

Zu Gast auf Gottschalks Couch saßen gestern neben Tom Cruise, Christian Berkel, Jerry Hall, Toni Garrn und anderen die ehemalige Dschungel-Königin Desiree Nick. Nach einem Quotenhit sah es anfänglich trotzdem nicht aus: Walküre-Star Tom Cruise zog es vor, so gut wie gar nicht zu sprechen. Vor allem Comedian Michael Mittermeier und Ex-Dschungel-Queen Desireée Nick sorgten für wenigstens ein bisschen Witz und Spannung. Bei der Entertainerin und "Dschungel-Queen mit Weltklasse" (FAZ) weiß man schließlich nie, was passiert, was sie sagt. So erwähnte Nick neben Gottschalk prompt das Dschungelcamp und ihre Favoritin Ingrid van Bergen, die dort am Ende auch die Nase vorn hatte.

Während im Dschungel bei RTL Känguru-Hoden verspeist wurden, konterte das ZDF mit einer Ekel-Wette. Zwei Wett-Teilnehmer behaupteten, den Kot von 32 unterschiedlichen Tieren allein am Geruch erkennen zu können. Gottschalk zu Mittermeier auf die Frage, wie die das gemacht haben, "dass die Tiere genug scheißen"? "Wir haben denen Bilder von den Dschungelkandidaten gezeigt und dann pffft." In der "Bild am Sonntag" danach befragt, ob die Wette seine persönliche Antwort auf RTL gewesen sei, antwortete der Showmaster: "Schließlich müssen unsere Kandidaten keine Sterne aus dem Tierkot fischen, sondern die richtige Tiersorte am Geruch erkennen. Damit nehmen die beiden Tierpfleger ihren Beruf ernst und wir unseren Bildungsauftrag."

Werberelevante Zielgruppe wendet sich ab

Seit dem Start im Jahr 1981 erreicht die ZDF-Show mit Thomas Gottschalk ein Millionenpublikum, andere Sender geben sich meist unterwürfig und senden harmlose Spielfilme und Wiederholungen. So zeigten Sat 1 und Pro Sieben gestern zur "Primetime" um 20.15 den Mädchenfilm "Sehnsüchtig" mit Beau Josh Hartnett oder die bereits unzählige Male gezeigte Komödie "Starsky & Hutch."

Doch RTL beweist, dass die Kräfteverhältnisse sich verschoben haben. Schon seit längerem schwächelt "Wetten dass…?". Im November erreichte Gottschalk mit seiner Show erstmals weniger als zehn Millionen Zuschauer, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden zuletzt nur noch weniger als 30 Prozent Marktanteil erreicht - 2006 waren es noch über 40 Prozent. Am Samstagabend sahen nur knapp mehr als drei Millionen der 14- bis 49-Jährigen den ZDF-Klassiker, gerade einmal schwache 24 Prozent. Ein schwacher Trost dürfte es gewesen sein, dass Gottschalk insgesamt die Nase vorn hatte: 10,63 Millionen Menschen sahen "Wetten dass..?, das entspricht 33,4 Prozent aller Zuschauer ab drei Jahren.

Gottschalk bettelt in der Zeitung um Unterstützung

Privatsender RTL hingegen kann sich der Unterstützung der kaufkräftigen jüngeren Klientel sicher sein: Schon DSDS erreichte mit 3,55 Millionen jüngerer Zuschauer einen Marktanteil von 29,0 Prozent. Und das Dschungelcamp ist so stark wie seit der ersten Staffel nicht. Noch im vergangenen Jahr erreichten die ersten 15 Folgen im Schnitt 3,17 Millionen der 14- bis 49-jährigen Zuschauer. Dieses Jahr sind es 3,62 Millionen. Am Samstag sahen 4,63 Millionen der 14- bis 49-Jährigen zu, wie Dirk Bach und Sonja Zietlow im Dschungel über ihre Stars witzelten. In der Zielgruppe also ein satter Marktanteil von 37,5 Prozent. Der Sieger bei den jüngeren Zuschauern ist also eindeutig RTL. Insgesamt sahen bis zu 7,17 Millionen Zuschauer zu, was einem Marktanteil von 24,4 Prozent entspricht.

Ähnlich sah es im vergangenen Jahr aus. In der "Bild"-Zeitung vom Samstag bettelte Gottschalk in seiner Kolumne daher regelrecht unterwürfig um Zuschauer. Er bat die Dschungel-Camp Zuschauer in der RTL-Werbepause nicht sinnlos auf der Fernbedienung rum zu drücken, sondern sofort zu "Wetten dass" zu schalten. "Schenkt mir diese paar Minuten. Ihr hattet ja ohnehin vor umzuschalten, weil Ihr das bei der Werbung immer tut." Außerdem gäbe es bei ihm Tom Cruise und Coldplay, anstatt die 77-jährige Dschungel-Camp-Teilnehmerin Ingrid van Bergen. Dschungelcamp-Moderatorin Sonja Zietlow lästerte im Dschungelcamp: "Was der Thomas Gottschalk fürs ZDF, ist der Känguruhoden für RTL - ein lieb gewonnenes haariges Ding." Immerhin bleibt Gottschalk der Gesamtsieg – doch die jüngeren Zuschauer wenden sich trotz Topstars und Ekel-Wetten ab.

Yoko Rückerl, Nicole Scharfschwerdt

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