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Medien: "Die Zukunft der Printmedien": Denn wir wissen nicht, was sie lesen

Der Leser, das unbekannte Wesen. Wer eigentlich ist das, der da tagtäglich zu seiner Tageszeitung greift, Zeitschriften quer liest und vielleicht einmal monatlich, oder gar nur einmal jährlich die Muße für ein gutes Buch hat?

Der Leser, das unbekannte Wesen. Wer eigentlich ist das, der da tagtäglich zu seiner Tageszeitung greift, Zeitschriften quer liest und vielleicht einmal monatlich, oder gar nur einmal jährlich die Muße für ein gutes Buch hat? Zudem hat er wahrscheinlich einen Internet-Zugang, ist also ein potenzieller User und surft, was der PC hergibt. Das alles macht er unter persönlichen Gesichtspunkten, mit ureigensten Interessen, Neigungen und spezifischen Kenntnissen. "Selektive Mediennutzung" wurde das auf dem zweitägigen Münchner Kongress "Die Zukunft der Printmedien" genannt, der vom "Münchner Kreis" veranstaltet wurde. Der seit 1974 bestehende "Münchner Kreis" nennt sich "eine gemeinnützige übernationale Vereinigung für Kommunikationsforschung", in der verschiedenste Institutionen der Medien, der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Politik interdisziplinär miteinander arbeiten und die Resultate der jeweiligen Kongresse und Konferenzen publizieren.

Um die Situation von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern ging es diesmal, und die Digitalisierung von Informationen und ihr Einfluss auf die Print-Medien standen denn auch im Fokus der Diskussion. Verändert das Internet die Wertschöpfungskette maßgeblich, wirkt es sich negativ auf das Kauf- und Leseverhalten aus? Hat eine Verdrängung der Print-Medien durch die vielfältigen Online-Angebote bis dato nicht statt gefunden, so ist doch zu vermerken, dass die Zahl der verkauften Zeitungen in Deutschland rückläufig ist, wenngleich nur leicht. Während die überregionalen Qualitätszeitungen in ihren Auflagen leicht zulegen, sinken jene der Regional- und Boulevardblätter. Das Wachstum der so genannten Online-Zeitungen wird hingegen als stark bezeichnet. Ein Trend, der anhält.

Bei den Zeitschriften wächst die Anzahl der Titel, doch die Auflagen stagnieren durchwegs: Derzeit werden auf dem deutschsprachigen Markt 847 Publikumszeitschriften bei einer verkauften Gesamtauflage von 124 Millionen angeboten, Tendenz fallend. Die Gründe hierfür seien im Einbruch des Werbemarktes und der zunehmenden Konkurrenz mit anderen Medien - Internet, DVDs, mehr und mehr Fernseh-Kanäle und Radioprogramme - zu suchen, hieß es weiter.

Auch im Buchmarkt ist eine Stagnation zu verzeichnen, obwohl doch angeblich immer mehr Bücher zumindest gekauft werden. Doch betrug die Wachstumsrate zum Zeitpunkt der deutsch-deutschen Wiedervereinigung noch 12,4 Prozent, so sank sie bis 1996 kontinuierlich auf 4,3 Prozent, und derzeit liegt sie gar nur noch bei einem Prozent. Auf der bevorstehenden Frankfurter Buchmesse wird man einmal mehr das Gefühl haben, Bücher würden allenthalben wie Pilze aus dem Boden schießen. Ein leider trügerisches Gefühl, dem Münchner Kongress zufolge. Die Konsolidierung bei Verlagen und im Buchhandel sowie das zunehmend primär von Bestsellern getriebene Geschäft mit Titeln von John Grisham, Stephen King, Danielle Steel & Co. ist da anzuführen. Zumindest die Special-Interest-Segmente wachsen, historische und Science-Fiction-Romane gehen ebenso gut wie Ratgeber zu bewussterem Leben.

Zumindest haben die elektronischen Medien, hat das elektronische Buch, das "E-Book", der tradierten Literatur noch nichts anhaben können. Eine Verdrängung findet hier bisher nicht statt, noch ist die Technik nicht so weit. Dennoch wird auch weiterhin gerätselt, wer überhaupt der Leser, der Käufer gedruckter Produkte ist, und wie er damit umgeht, wie er sie rezipiert.

Trotz aller Erhebungen und Umfragen wird hier teils im Nebel gestochert, auch wird ein Bruch zwischen dem Käufer und dem Leser einer Zeitung oder eines Buches festgestellt: Kaufen die Menschen die Medien nur noch, oder lesen sie sie auch? Und wenn, was lesen sie? Ein Abchecken der Überschriften sei es, angelesen werde nur, was wirklich interessiere. Die Lektüre einer Zeitung beschränkt sich auf einen prozentualen Bruchteil des Angebotes, hieß es beim Kongress in München. Und: Die richtige Selektion in Zeiten der Informationsflut und Reizüberflutung, sie gerate regelrecht zum persönlichen Lernprozess des Lesenden.

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