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Weltberühmt wurde Journalist David Frost, als er Ex-US-Präsident Richard Nixon zum Watergate-Skandal befragte.

© AFP

Nixon-Interviewer David Frost ist tot: Der Verführer

Seine Nixon-Interviews zur Watergate-Affäre machten ihn weltberühmt. Jetzt ist der britische Journalist David Frost im Alter von 74 Jahren auf einem Kreuzfahrtschiff verstorben.

Profifußballer wollte er zunächst werden. Vom britischen Fußballclub FC Nottingham Forrest hatte er schon einen Vertrag bekommen, aber dann entschied sich David Frost doch, an der Universität von Cambridge Anglistik zu studieren. Sprache und was sie bewirken kann, sollte sein Lebensthema werden. Denn mit seiner Art zu fragen, ist Frost zu einem der berühmtesten Interviewer seines Landes geworden.

Allerdings startete Frost seine Karriere nicht als knallharter Politikjournalist, sondern mit der Satiresendung „That Was The Week That Was“ in der BBC, in der er Anfang der 60er Jahre das Establishment auf die Schippe nahm. Unerhört war das damals, es hagelte böse Briefe und Proteste im Parlament. 1964 wurde die Sendung abgesetzt aus Sorge davor, dass sie die anstehenden Wahlen ungebührlich beeinflussen könnte. Für Frost folgte daraus keine Frustration, sondern der Antrieb, es weiter auf die Spitze zu treiben. „The Frost Report“ hieß seine neue Sendung, in der auch die berühmte Monthy-Python-Crew um John Cleese zusammenfand. Der US-Sender NBC wollte diesen bemerkenswerten Moderator ebenfalls im Programm haben, und so schaffte es Frost, an acht Abenden pro Woche Shows zu präsentieren: drei in London und, dank des Zeitunterschieds, fünf in New York.

Reuig beichte Nixon bei Frost

Frost, der 1939 in Kent als Sohn eines Methodistenpfarrers geboren wurde, machte seinen Namen zum Programm: „The Frost Report“, „The David Frost Show“, „The Frost Programme“ „Frost on Saturday“, „Frost on Sunday“ und „Breakfast with Frost“ hießen seine diversen Sendungen über die Jahrzehnte hinweg, zuletzt moderierte er auf Al Dschasira „Frost over the World“. Legendär aber wurde Frost mit dem Interview, dass er 1977 mit dem ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon führte. Drei Jahre zuvor war Nixon über den Watergate-Skandal gestürzt. Zwölf Tage lang traf Frost den Ex-Präsidenten zu Gesprächen, 28 Stunden Interviewmaterial kamen zusammen – und der entscheidende Satz, in dem Nixon reuig gestand: er habe das amerikanische Volk im Watergate-Skandal im Stich gelassen. Aus den Aufzeichnungen entstand das Theaterstück „Frost/Nixon“ von Peter Morgan (2006) und der gleichnamige Film von Ron Howard.

Warum durfte der Brite des US-Präsidenten "grillen"?

Warum aber durfte ausgerechnet ein Brite den US-Präsidenten so „grillen“? Frost hatte sich während des Watergate-Skandals mit Kritik an Nixon zurückgehalten. Doch als „naiv“ wurde er vom Nixon-Team nie eingeschätzt, wie er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ einmal sagte. Vielmehr war es wohl Frosts Gesprächsführung, die offensichtlich gefiel. Statt sich aggressiv auf seinen Interviewpartner zu stürzen, hielt sich Frost lieber zurück und schuf dadurch eine Atmosphäre, die es dann auch Nixon erlaubte, seine Beichte im TV vor einem Millionenpublikum abzulegen. „Es ist gefährlich, wenn man sofort eine feindliche Position einnimmt“, erklärte Frost einmal seine Fragetechnik. „Dadurch verschließt man die Menschen nur, statt sie zu öffnen. Man kann eine harte Frage genauso gut auf eine softe Art und Weise stellen.“

Nicht nur Nixon, sondern weitere US-Präsidenten, britische Premierminister wie Margaret Thatcher und Toni Blair, und andere berühmte Menschen wie der gestürzte persische Schah Reza Pahlavi, Boxer Muhammad Ali, Sänger Mick Jagger und Prinz Charles ließen sich von Frost befragen. Den derzeitigen britischen Premier David Cameron wollte Frost in der kommenden Woche interviewen. Doch am Samstag ist er an Bord des Kreuzfahrtschiffes Queen Elizabeth im Alter von 74 Jahren gestorben, vermutlich an den Folgen eines Herzinfarkts.

Was auf seinem Grabstein stehen soll, legte Frost bereits vor Jahren fest. Ein Satz, den Ex-Labour-Chef John Smith einmal über ihn sagte: „Sie haben eine Art, betörende Fragen mit potentiell tödlichem Ende zu stellen.“ Sonja Álvarez

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