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Dschungelmoderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach.

© dpa

Dschungeltag V: Das Camp gleicht einem Big-Brother-Container

Am fünften Tag ist die Laune der Insassen ziemlich weit unten, es regnet, das Essen ist nicht toll, alle sind gestresst. Das Wetter! Der Hunger! Ramona! Irgendwie läuft das alles nicht. „Das raubt mir die Seele mit diesen Kameras“, sagt Vincent Raven. Und das ist zu merken.

Die Dienstags-Sendung ist zwei Stunden lang – zweeeiii Stuuundeeen! Bestehend aus, gefühlt, einer Stunde Durcheinanderreden im Camp, einer halben Stunde Daniel-Melodram und einer halben Stunde traditioneller Ekelprüfung.

Die verfehlt ihren Zweck nicht: Der Zuschauer verfolgt den stoischen Vincent Raven und die heldenhaft würgende Ramona Leiß beim Verspeisen von Fischaugen und Schweineanus – garantiert nicht langweilig, und mit wirklich geil bescheuertem Weihnachtsmarkt-Motto. „Heiße Kakerlade“! Toll.

Gut für die Muskeln
Bloß: Kennt man natürlich schon, danach weiß man eben einmal mehr, was Menschen für Geld und Aufmerksamkeit alles so vor der Kamera machen – geschenkt. Mehrwert: null. Nährwert: „Gut für die Muskeln.“ (Vincent).

Aber: Die Tatsache, dass Vincent Raven quasi als Zerhacker nach dem eiweißreichen Madenmahl noch ein Schnapsgläschen mit Buschschweinsperma trinkt („muffig, bockig“), löst auf Twitter helle Aufregung aus. Gepostet wird nicht nur eine Menge Buschschwein-Bla („Wie schwul von dem Homo“), sondern auch die sinnige Beobachtung, dass der homophobe und misogyne Vincent ja durchaus der Richtige für diese Aufgabe gewesen ist. Prost, Regie!

Ein Ailton-Kuscheltier!
Sowieso sind natürlich die Kommentare der beiden Weisen von der Hängebrücke das Unterhaltsamste der Sendung. Sonja Zietlows und Dirk Bachs Gagschreiber müssen ein lustiges Kantinenleben haben: „Brigitte Nielsen sieht immer mehr aus wie der späte Rolf Eden“? Juhu! Auch seine erfrischend ernüchterte Selbstreflexivität pflegt das Moderationsteam weiter: „Das ist hier wie eine Stehparty beim Chef: Alle überlegen: Wann darf ich gehen, ohne dass es meiner Karriere schadet?“

Bei allem lustigen Spott klingt da Enttäuschung durch. Das Dschungelcamp ist zurzeit eher ein lahmer Big-Brother-Container. Das Ensemble hat noch nicht zusammengefunden, es bilden sich keine interessanten Fronten. Die Typen mögen eigenwillig sein – interessant sind sie nicht. Jazzy kann erst nicht pupsen („Aua, aua, aua, aua“) und dann doch („Ich hab gepupst!“). Micaela Schäfer hat einen Gummibusen. Rocco Stark und Radost Bokel laufen so mit. Und Kim ... wer? Nur Ailton ist extremely knuffig – im Internet wird bereits nach einer Kuscheltierversion verlangt.

Ich bin ein... naja
Nicht einmal Daniel Lopes’ zögerlicher Kündigungsruf „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ lässt hier irgendwas dramatisch werden. Auch wenn der Star- und Talent-Kandidat zuvor weinend seiner Sehnsucht nach dem Sohn Ausdruck gibt und seine allgemeinen Geldsorgen äußert, lässt sich der Trash-kompetente Zuschauer noch lange nicht emotional anrühren. Sorry, aber das ist echt nicht der Ort.

Vor allem nicht, wenn Lopes dann nach sang- und klanglosem Verschwinden ein, zwei Werbeblocks und Dschungelprüfungen später wieder im australischen Bettenlager steht, und man gar nicht so schnell abwinken kann wie die Twitter-Gemeinde darauf hinweist, dass bei ungenehmigter Camp-Flucht wohl eine Vertragsstrafe von 30.000 Euro fällig wird. Ich bin pleite, lasst mich wieder rein!

Aber noch kann sich was ändern, es war schon zu sehen. Brigitte Nielsen, Martin Kesici, eine gemeinsam bestandene Dschungelprüfung, Freude, Umarmung, ihre Hand auf seiner Brust. Er: „Ich mach das jetzt lieber mal nicht bei dir.“ Noch nicht. Da geht was! Affäre! Leidenschaft! Oder: Missverständnisse! Verletzungen! Gnadenloser Endkampf! Rocky IV! Irgendwas! Los jetzt, Regie!

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