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Zwei für das Zweite. Marlehn Thieme, Vorsitzende des Fernsehrates in Mainz, und Intendant Thomas Bellut.

© dpa

Beitragserhöhung auf 18,36 Euro erwartet: Zentrum der Freude

Da ZDF sieht sich bei Etat, Fußballrechten und beim Rechtsschutz für alle Mitarbeiter gut aufgestellt.

Am 20. Februar wird die Kommission zur Ermitttlung des Finanzbedarfs von ARD, ZDF und Deutschlandradio (KEF) ihre endgültige Empfehlung zur Beitragshöhe von 2021 an bekanntgeben. Schon jetzt spricht mehr und mehr dafür, dass der vorläufige Bescheid von monatlích 18,36 Euro – aktuell sind es 17,50 Euro – Bestand haben wird. ZDF-Intendant Thomas Bellut jedenfalls rechnet damit und er wird nicht lauthals dagegen protestieren. Bellut anerkennt damit den Abschlag der KEF bei dem von seinem Sender angemeldeten Mehrbedarf und er akzeptiert, dass der künftige Rundfunkbeitrag bei den 16 Ministerpräsidenten und den 16 Länderparlamenten eine 16:0-Mehrheit bekommen muss. „Den geringen Anstieg halte ich für mehrheitsfähig in allen Landtagen“, sagte der ZDF-Chef beim Pressegespräch am Mittwoch in Berlin.

Die künftigen Budgets werden mit Kürzungen in der Programmleistung einhergehen müssen. wobei Bellut markierte, wo der Marktführer im deutschen Fernsehen keinesfalls sparen will: in der Prime Time und nicht bei der Kultur.

Passend zur nichtendenwollenden Spardebatte beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk konnte der Intendant auch streuen, dass das ZDF-Landesstudio Düsseldorf ins WDR-Funkhaus in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt zieht. Dort ist Platz frei geworden, weil der WDR seine aktuelle Berichterstattung in Köln gebündelt hat. Das ZDF wird nach seinem Umzug unter das Dach des WDR seinen derzeitigen Standort in Düsseldorf aufgeben und verkaufen. „Die Vereinbarung von WDR und ZDF ist ein weiteres Beispiel für eine sinnvolle Kooperation öffentlich-rechtlicher Sender“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung.

Skandalfrei ins neue Jahr

Ohne den WDR, seinen Intendantenkollegen Tom Buhrow und die „Umweltsau“-Satire beim Namen zu nennen, freute sich Thomas Bellut darüber, dass sein Sender „skandalfrei ins neue Jahr gestartet ist“. Er ist übrigens nicht besorgt, was den Stand und Zustand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland angeht. Nahe 70 Prozent der Bevölkerung hätten Vertrauen in die (politische) Berichterstattung, gerade im Vergleich mit den Fake-News-Entwicklungen in Russland und in den USA würde dieses „Bollwerk“ für glaubwürdigen Journalismus breit anerkannt.

Der ZDF-Etat für den Erwerb der Sportrechte – im Fernsehrat immer ein „umstrittenes Thema“, wie dessen Vorsitzende Marlehn Thieme sagte – bleibt mit neun Prozent am gesamten Programmetat gedeckelt. Das soll für den angestrebten Lizenzkauf bei der Champions League – Zusammenfassung am Mittwoch und Endspiel – und der Fußball-Bundesliga – drei Livespiele und Aufarbeitung der Samstagspartien im „Aktuellen Sportstudio“ – reichen.

Nicht in die Karten blicken lassen wollte sich Bellut bei der Fußball-EM 2024. Die Telekom hatte sämtliche Liverechte bei der Uefa erworben und will davon einen Teile weiterverkaufen. „Die großen Free-TV-Sender bieten sich an: ARD, ZDF, RTL, ProSiebenSat1. Wir sind in Gesprächen“, erklärte Telekom-Manager Henning Stiegenroth, ohne einen Zwischenstand zu geben: „Wie weit wir sind, kann man nicht sagen.“ Hätte Thomas Bellut auch so sagen können.

Rechtsschutz für Mitarbeiter

Das ZDF fährt nach seinen Worten eine Null-Toleranz-Linie bei Beleidigungen, Schmähungen oder persönlichen Nachstellungen von freien und festangestellten Mitarbeitern. Alle Betroffenen bekämen kompletten Rechtschutz, sagte er. Sie müssten sich lediglich beim Justiziar melden. Das gelte auch für die freien Mitarbeiter sowie bei Angriffen, die auf Äußerungen über den Kurznachrichtendienst Twitter folgen. Eine kleine Einschränkung machte Bellut bei Jan Böhmermann. Der Satiriker klagt vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen, dass Teile seines „Schmähgedichts“ nicht wiederholt werden dürfen. Das muss er auf eigene Rechnung machen, diesen weiteren Schritt geht das ZDF nicht mit.

Laut Bellut haben Beleidigungen oder Schmähungen gegen ZDF-Mitarbeiter nach dem Jahr 2015, als die gesellschaftliche Debatte über Flüchtlinge in Deutschland hochkochte, zugenommen. Deren Zahl habe 2019 im knapp zweistelligen Bereich gelegen. Betroffen gewesen sei beispielsweise ein Kollege, der ein Interview mit AfD-Politiker Björn Höcke geführt habe. Dass ZDF-Chefredakteur Peter Frey eine künftige Talkshow-Einladung an Björn Höcke jüngst ausschloss, wird von Thieme und Bellut übrigens mitgetragen.

Vielleicht eine Überraschung, aber die Zahl der Programmbeschwerden hat keine Konjunktur erfahren, wie die Fernsehratsvorsitzende berichtete. 57 waren es 2018, nur sieben mehr 2019. Was auch überrascht: Keiner der Beschwerden wurde stattgegeben. „Wir haben sie aber mit dem Intendanten intensiv diskutiert“ – der sie wiederum mit den betroffenen Mitarbeitern diskutierte. Das Zweite Deutsche Fernsehen hält auf unbefleckte Empfängnis.

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