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„Inspector Barnaby“ gilt als eine der mit Abstand erfolgreichsten britischen TV-Reihen. Neil Dudgeon ist zum 50. Mal John Barnaby.

© picture alliance/TT NEWS AGENCY

„Auf ein Wort!“: Jubiläum bei der Kult-Reihe „Inspector Barnaby“

Die Mörderjagd des „Inspector Barnaby“ geht in die 22. Staffel. Selbst die Queen wunderte sich, dass in der idyllischen Grafschaft Midsomer bei den ganzen Morden überhaupt noch jemand lebt.

Mord ist keine Hexerei. Schon gar nicht in Midsomer. In der vermeintlich so beschaulichen südenglischen Grafschaft wird gemordet, was das Zeug hält. Inmitten von saftig grünen Wiesen, rauschenden Wäldern, idyllisch anmutenden Miss Marple-Ortschaften mit roten Telefonzellen und roten Briefkästen wird, und dies nicht nur zur 5 o´clock tea time, unentwegt gemordet.

So auch in den neuen mörderischen Fällen der nunmehr 22. Staffel, die weiterhin solch skurrile Titel tragen wie etwa „Die Piraten von Midsomer“, „Weltuntergang für einen Prepper“, „Die Last der Lügen“ und eben „Mord ist keine Hexerei“. Für Neil Dudgeon, der den titelgebenden DCI John Barnaby seit der 82. Folge – „Unter Oldtimern“ – darstellt, als er die Rolle 2011 von Vorgänger John Nettles übernahm, bedeutet diese neue Staffel zugleich ein Jubiläum: es ist seine 50. „Barnaby“-Folge.

Von niemand geringerem als ihrer Majestät höchstselbst, der verstorbenen Queen Elizabeth, stammt der so schöne Ausspruch, dass es in besagter Grafschaft Midsomer ja eigentlich gar keine Bewohner mehr geben könne, so oft wie dort gemordet würde. Die Queen war bekennende Zuschauerin und Anhängerin der britischen Dauer-Kult-Reihe „Midsomer Murders“, die hierzulande unter dem Titel „Inspector Barnaby“ im 18. Jahr läuft.

Die Reihe um den in der fiktiven Grafschaft Midsomer ermittelnden Detective Chief Inspector Barnaby erfreut sich überaus großer und ebenso kontinuierlicher Popularität – und das seit nunmehr 23 Jahren. Am 23. März 1997 ging es auf dem englischen Sender ITV los, in Deutschland zog das ZDF um Jahre versetzt nach, dort ging „Barnaby“ am 26. Juni 2005 erstmals auf Sendung. Inzwischen hat es die Reihe, die als eine der meistverkauften britischen Fernsehreihen aller Zeiten gilt, auf bislang 136 Filme in 23 Staffeln in gut 25 Jahren gebracht.

„Inspector Barnaby“ kann durchaus als veritables Phänomen angesehen werden: Die 1997 gestartete TV-Reihe ist letztlich vollkommen unbeschadet durch die Zeit gegangen, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, hat die Zäsur des Jahrtausend-Wechsels ebenso überstanden wie sie den Sprung ins digitale Zeitalter mühelos und elegant bewältigt hat. Of course, selbst bei „Barnaby“ hielten irgendwann Mobiltelefon und E-Mail Einzug, dennoch scheint die Ausnahme-Reihe einer vollkommenen Zeitlosigkeit verhaftet, die sie modern wie antiquiert zugleich wirken lässt.

„Inspector Barnaby“ strahlt in diesen unsicheren, unverlässlichen Zeiten eine gewisse Verlässlichkeit aus: „Barnaby“ ist Fixpunkt und Ruhepol. Da mag entfernt auch ein wenig Agatha Christie mit ihren Heroen Miss Marple und Hercule Poirot mitschwingen, hinzu kommt eine kräftige Prise britisches Understatement, ziemlich viel schwarzer, teils absurder Humor, sowie unzählige Tote, die auf mitunter denkbar groteske Art und Weise das Zeitliche segnen. Das Setting – die Reihe wird im noch halbwegs beschaulichen, noch nicht völlig verbauten Süden Englands gedreht – ist dekorativ und hübsch anzusehen, ohne dabei nur ansatzweise in Rosamunde Pilcher- und Inga Lindström-Kitsch zu verfallen. „Inspector Barnaby“ ist im so unruhigen Heute einer globalisierten volatilen Welt ein geradezu beruhigendes eskapistisches Therapeutikum.

Hauptdarsteller Neil Dudgeon in seiner 50. Folge

Kommt DCI Barnaby mitsamt seinem ihn stets begleitenden Assistenten – dieser hat im Laufe der Jahre inzwischen fünfmal die Besetzung gewechselt – zu einem potenziell Verdächtigen oder einer der schon mit tea and biscuits wartenden Zeugin, auf geblümtem Sofa neben flackerndem Kamin wartend, so eröffnet er das nur vermeintlich harmlose Gespräch ebenso verlässlich wie euphemistisch stets mit dem schön prosaischen Ausruf: „Auf ein Wort!“

In einem anlässlich seiner 50. „Barnaby“-Folge unlängst neu geführten Interview bekundete Neil Dudgeon, der diesen Januar 62 wurde, auf das Erfolgsrezept der Reihe angesprochen, denn auch: „Die Menschen auf der ganzen Welt scheinen Krimis zu lieben, und jeder liebt die britische Landschaft mit ihren Herrenhäusern und hübschen Dörfern. Ich denke auch, dass die Abwechslung sehr wichtig ist. Jede Folge hat eine fast völlig neue Besetzung, einen neuen Schauplatz und eine ganz neue Geschichte.“ Er möge das Humorige an der Reihe, das rätselhaft Ausgeklügelte des jeweiligen Falls, so Dudgeon. Und weiter: „Ich habe nicht vor, aufzuhören. Solange die Leute wollen, dass ich in Midsomer weitermache, werde ich das auch gerne tun. Es gibt noch eine Menge Mörder zu fangen!“

Es geht also weiter in Midsomer, mit dem Morden und mit Neil Dudgeon als John Barnaby: 2022 wurde die inzwischen 23. Staffel produziert. Neben den beiden neuen Folgen „Weltuntergang für einen Prepper“ und „Die Last der Lügen“, die das ZDF bereits synchronisiert hat und nun in Erstausstrahlung sendet, sind noch zwei weitere neue Folgen darunter, die mittlerweile 135., „A Gain of Truth“, sowie, in Anlehnung an den gleichnamigen legendären Kino-Kultfilm von Brian de Palma, „Dressed to Kill“.

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