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Aus Generation Z wird Generation Change. Die Arte-Moderatorin Salwa Houmsi führt durch die „Tracks Night“.

© Franz Becker/ZDF

„Arte Tracks Night“: Verjüngung als Programm

Arte stellt seine großangelegte Umfrage „Es wird Zeit“ in einem Themenschwerpunkt vor und lässt dabei die neue Generation sprechen.

„Weniger alt und weniger weiß.“ Mit diesen Wörtern moderiert Salwa Houmsi einen ihrer vielen Gäste bei der Aufzeichnung der „Arte Tracks Night“ im Prince Charles Berlin an und fasst damit gut den aktuellen Programmschwerpunkt von Arte zusammen.

Im Mai 2020 startete der deutsch-französische Kultursender die große Umfrage „Es wird Zeit!“ in Kooperationen mit internationalen Partnern. Ziel ist es, die Wahrnehmung junger Menschen in Bezug auf die Zukunft des Klimas und der modernen Gesellschaft zu verstehen. Bisher haben 400 000 Menschen, größtenteils aus Frankreich und Deutschland, daran teilgenommen. In den bisherigen Ergebnissen mündet nun ein Programmschwerpunkt, in dem die Auswertungen in kleinen Beiträgen vorgestellt werden, begleitend von Dokumentationen und Sendungen junger Medienschaffender.

Damit nicht über die Köpfe der jungen Generation hinweg gesprochen wird, übernehmen auch junge Gesichter die neunzigminütige Sondersendung vom TV- und Webmagazin „Tracks“.

[„Tracks Night - Es wird Zeit!“, Arte, Freitag, ab 23 Uhr 10]

In der „Arte Tracks Night“ geht es um Polizeibrutalität, die Klimakrise und das rechtpopulistische Polen, aber auch um illegale Partys. Die Sendung geht einen gelungenen Spagat zwischen Politik und Kunst ein, lässt junge Aktivisten in eingespielten Beiträgen und als Gäste zu Wort kommen. So beispielsweise auch UK-Rapper Che Lingo, der mit „My Block“, die britischen Black-Lives-Matter-Proteste prägt und während der Sendung Lieder aus seinem vor kurzem erschienen Debütalbum „The Worst Generation“ performt.

Aus Generation Z wird Generation Change

Die Generation Change, eine Generation, die vieles anders machen möchte“ tauft Salwa Houmsi während der Sendung die neue Generation um und emanzipiert diese von dem deterministischen Begriff Generation Z. Denn es sagen zwar 55 Prozent der Teilnehmenden der Umfrage, dass ihre Zukunft schlechter aussehen wird als die ihrer Eltern, aber der Tatendrang auf Veränderung verschärft sich zunehmend.

„Tracks“ brilliert bereits seit Jahren mit seinen qualitätsstarken Reportagen über aktuelle Popkultur jenseits des Mainstreams und bildet eines der Kernstücke des jungen Programms des Senders. Das vorschreitende Verjüngungsprogramm ist dringend notwendig. Denn Arte ist weiterhin ein Spartensender, über den gerne gesprochen und angegeben, aber nicht viel geschaut wird. „Wenn nur 10 Prozent der Menschen, die uns immer erzählen, dass sie nur Arte schauen, uns awirklich regelmäßig schauten, wären unsere Quoten um mindestens 200 Prozent höher als sie tatsächlich sind“, witzelte Arte am 20 Oktober, dem Weltstatistiktag auf Twitter.

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Zwar schaut die neue Generation kein Fernsehen mehr, das liegt aber nicht bedingt an der Linearität des Fernsehens oder der besseren Auswahl der Streamingdienste. Das stumpfe Scrollen im Instagram-Feed und das ewige Zappen durch Netflix befriedigt keinesfalls und die Qualität der dortigen zuschauerstarken Serien unterscheidet sich oft nicht vom privaten Reality-TV. Vielmehr wird das Fernsehen für die neue Generation Z unattraktiv, da dieses kaum mehr die Bedürfnisse und Wünsche der jungen Generation anspricht und viel zu oft verzerrt repräsentiert.

Arte arbeitet seit Jahren daran, mit frischen Formaten wie „Streetphilosophy“, „Wer nicht fragt, stirbt dumm!“ und „Tracks“ die vom TV Abgekehrten anzusprechen. Neben den authentischen Sendungen, hilft auch die aktive Präsenz auf Sozialen Medien und die benutzerfreundliche Mediatheken-App dabei, dass Arte beliebter wird, auch unter Jugendlichen.

Der Ruf, Programm nur für betuchte Kultivierte zu machen, verschwindet. Wurde auch mal Zeit, dass „ich guck am liebsten Arte“, endlich wahr wird und nicht nur gesagt wird, weil es so gut klingt. Arte, s'il vous plait, continuez la Verjüngungsprogramm!

Jean Michel Dumler

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