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Liebesnöte? Anwältin Eva Schatz (ChrisTine Urspruch) und Hanno (Wolfram Grandezka). 

© ARD Degeto/Tom Schulze/ARD Degeto/Tom Schulze

ARD-Komödie: Diskriminierungsgründe zum Wohlfühlen

Zu schön, dass ChrisTine Urspruch trotz kleinem Wuchs zum großen Star wurde. Zu schade, wenn sie dafür in krampfhaft diverser ARD-Unterhaltung wie „Einspruch, Schatz!“ landet.

Man muss Familienfiktionen auch mal loben. Lang ist’s nämlich nicht her, als die sahneweiße Zuckergussunterhaltung nur Abweichungen vom heteronormativen Durchschnitt biodeutscher Filmfiguren duldete, wenn sie Putzkräfte, Ulknudeln, Gangster brauchte, die exakt ein Merkmal der Andersartigkeit hatten: von ausländisch über homosexuell bis behindert. Wer „Einspruch, Schatz! – Ein Fall von Liebe“ (ARD, 22.9., 20.15 Uhr) sieht, könnte sich da glatt im falschen Degeto-Film wähnen.

Dessen kleinwüchsige Titelfigur Eva Schatz, eine Anwältin im Griff der Wechseljahre, vertritt im ersten Fall ihre (schwarze) Freundin, im zweiten die Frau einer toten Mutter, deren (schwuler) Samenspender nebst Großvater das Sorgerecht fürs Kind der (suchtkranken) Witwe will, während Eva mit dem Verteidiger (Wolfram Grandezka) der gegnerischen Partei ins Bett geht, dessen Sohn wiederum eine Tochter ist.

Nackenschmerzen habe ich eigentlich immer, schauen Sie mal den ganzen Tag nach oben.

Eva Schatz (ChrisTine Urspruch) im Degeto-Film

Wer das Wort „Intersektionalität“ nicht kannte: Die ARD ballt hier Diskriminierungsgründe in fast jeder Figur, als wolle sie Preise für Zivilcourage statt Bambis gewinnen. Blöd nur, dass die meisten Regelbrüche im lausigen Drehbuch pure Behauptung bleiben. Evas Affäre mit dem sexy Kollegen etwa ist, bei allem Respekt für ChrisTine Urspruch, sogar noch unglaubwürdiger als Jochen Busses Bundeswehrgeneral a.D., der sein Altenheim terrorisiert.

Schade eigentlich. Wollte Autor Torsten Lenkeit nicht krampfhaft alle sozialen Brüche in eine Dramedy packen – vielleicht hätte Regisseur Thomas Freundner daraus gutes Freitagabend-Entertainment gemacht. So aber ist es zumindest zum Auftakt konstruierter Käse aus einem Leipzig ohne Sachsen, das Helmut Zerletts Wohlfühlsoundtrack in Zuckerwattepapier wickelt.

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