ARD-Doku über Trans*Teenager: Im Feindesland zuhause

Rechte brauchen keine Gegner, Rechte brauchen Feinde. Erzfeinde oder Erbfeinde am besten, also ultimative Rivalen, die rechte Weltbilder angeblich nicht nur angehen, sondern angreifen. Ob sie links sind, schwarz, woke, feministisch, schwul oder immer wieder gerne: jüdisch – egal. Hauptsache fremdartig genug, um reaktionäre Reihen zu schließen. Fremdartig wie Beau.

Vor 17 Jahren als Mädchen in Florida geboren, fühlt er sich schon lange als Junge und manifestiert es mit der regelmäßigen Einnahme von Testosteron – sofern man ihn lässt. Denn der republikanische Gouverneur Ron De Santis hat „Trans*Teens“ (ARD Mediathek) wie Beau im Sunny-State zum Staatfeind erklärt. In der gleichnamigen Doku reist Kerstin Klein – leider viel zu kurze – 45 Minuten folglich durch ein Kriegsgebiet.

Wenn wir kämpfen, bringen wir uns in Gefahr, und wenn wir nicht kämpfen, bringen wir uns in Gefahr.

Beau, ein Trans*Teenager

Beiderseits der Fronten trifft sie dabei Liberale und Konservative, Emanzipations- und Gotteskämpfer, die transfeindliche Republikanerin Dawn im Country-Club und die Transgender-Demokratin im Gesundheitsministerium. Die Reporterin legt dabei zwar ständig ihre journalistische Neutralität ab und äußert offen Empathie mit den Betroffenen in die Kamera. Doch das macht den Film auch eindringlicher. Und beängstigender.

Schließlich belegt „Trans*Teens“, wie wenig sich Amerikas rechter Mainstream noch um die Gesetze der Logik schert und Freiheiten für sich fordert, die er Andersdenkenden verweigert. Dass chirurgisch angepasste Frauen vielerorts bewaffnet zur Uni dürfen, unter Strafandrohung aber nur aufs Männerklo, macht den leicht didaktischen Untertitel – „Im Sturm der US-Politik“ – also absolut stichhaltig – und die Doku zum Anschauungsmaterial einer feindseligen Gesellschaft.