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Das Thema Ebola in den Medien

© dpa

Mit zweierlei Maß?: Afrika-Experte Martin Sturmer kritisiert Berichterstattung zu Ebola als zynisch

Der afrikanische Kontinent hat seiner Einschätzung nach „das Image eines tragischen Helden“: Menschen und Medien schienen nur darauf zu warten, dass dort etwas Krisenhaftes passiere.

Der Afrika-Experte Martin Sturmer bezeichnet die Berichterstattung über die Ebola-Epidemie in Westafrika als zynisch. Das mediale Interesse daran sei erst dann sprunghaft angestiegen, als im August der spanische Priester Miguel Pajares in Madrid verstorben sei, sagte der Österreicher am Donnerstag im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zu diesem Zeitpunkt habe es bereits über 1.000 afrikanische Tote gegeben, über die wiederum nur sporadisch berichtet wurde. „Da werden also Menschenleben mit zweierlei Maß gemessen“, so der Afrikanist.

Nach Ansicht des Experten konzentriert sich die Berichterstattung zudem zu stark auf die westlichen Helfer, so dass der Eindruck entstehe, Afrika selbst sei hilflos. „Afrikanische Helfer und Helden vergessen wir“, so Sturmer. Auch Erfolgsgeschichten wie die Überwindung der Krankheit in Nigeria und dem Senegal stießen kaum auf Interesse.

Entlarvend für unser Selbstbild

Diese Einseitigkeit passe in das vorherrschende Afrika-Bild, so Sturmer. Der afrikanische Kontinent hat seiner Einschätzung nach „das Image eines tragischen Helden“: Menschen und Medien schienen nur darauf zu warten, dass dort etwas Krisenhaftes passiere. „Das ist entlarvend, was unser Selbstbild angeht“, kritisierte er.

Zudem bleibe die öffentliche Aufmerksamkeit marginal, solange ein Problem auf Afrika beschränkt sei. Das zeige sich momentan bei den Konflikten im Südsudan. Diese Betroffenheitsmüdigkeit bestätige sich beim Umgang mit Zahlen. „Hungersnöte, die zehntausend Menschen betreffen, lösen keine Betroffenheit mehr aus“, so der Experte. KNAT/Tsp

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