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64 Felder: Schachmatt dem Genie

Kampf der Supermächte, Religiösität, Verfolgungstheorien: Eine Arte-Dokumentation über den 2008 verstorbenen Ex-Weltmeister Bobby Fischer.

Der Kalte Krieg war überall. Ost und West kämpften auf allen Ebenen um die Vorherrschaft, sei es im Weltraum oder auf dem Schachbrett. Auf dem kleinen Raum mit seinen Abermillionen Möglichkeiten war die Sowjetunion den USA weit voraus. Sie förderte ihre Großmeister und stellte regelmäßig die Weltmeister. Bis Bobby Fischer kam. Der Sohn einer alleinerziehenden jüdischen Mutter aus New York war mit 15 Jahren US-Meister. 1972 forderte er Weltmeister Boris Spasski heraus, in Reykjavik kam es zum „Match des Jahrhunderts“. Fischer sollte es „den Russen“ zeigen – eine willkommene Ablenkung auch von Watergate und Vietnamkrieg. Doch der eigenwillige Überflieger bot erst einmal ein irres Theater, tauchte ab, so dass sich sogar Außenminister Henry Kissinger einschaltete, reiste schließlich doch an, ließ Spasski beim ersten von 24 geplanten Partien warten, verlor und ließ die zweite Partie ganz sausen. Am Ende gewann er trotzdem. Nach seinem legendären WM-Sieg wurde Fischer noch seltsamer, flüchtete in Religiosität, Verfolgungstheorien und Antisemitismus und starb vor vier Jahren, offensichtlich psychisch krank, auf Island.

„Schach ist mein anderes Ich“, sagte Bobby Fischer in einem Fernsehinterview. Dokumentarfilmerin Liz Garbus erzählt die Geschichte von diesem Genie, das nach schwieriger Kindheit besessen ist von dem raffinierten Spiel, zur Symbolfigur westlicher Überlegenheit wird und tragisch scheitert. Ihr Film „Bobby Fischer Against The World“ hatte im Januar Premiere beim Sundance Film Festival. Gesprächspartner sind Henry Kissinger, Gari Kasparow und Susan Polgar. Organisator Gudmundur Thorarinsson und Schiedsrichter Lothar Schmid schildern das kuriose „Jahrhundert-Match“, langjährige Wegbegleiter wie Fischers Freund Anthony Saidy und Schwager Russel Tary erzählen ihre Sicht vom Triumph und vom Schachmatt des Genies. „Es war, als wäre er im Krieg mit sich selbst“, sagt Saidy über den späten Fischer.tgr

„Zug um Zug in den Wahnsinn“,

Arte, 22 Uhr

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