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Die Aufwertungsmaschine: Wenn Michael Michalsky für Lidl entwirft, sieht das so aus.

© Lidl

Discountermode: Im Bett mit Michalsky

Wolfgang Joop, Guido Maria Kretschmer und jetzt Michael Michalsky - deutsche Designer arbeiten allzu gern mit Billig-Discountern zusammen.

Das neue Produkt hat sich versteckt, zwischen „Lego-Abräumschiebern“ und allerlei anderem buntem Schnickschnack, den sicher niemand gebraucht hat, als sie oder er den Laden betreten hat. Ganz unten im Grabbeltisch in einer Zehlendorfer Filiale des Discounters „Lidl“ blitzt das Konterfei von Michael Michalsky, eingerahmt in einen Eurostückgroßen schwarzem Kreis – auf einer weißen Pappbanderole ist ein Bettlaken eingewickelt. Pech, wer sich erst am Donnerstagabend auf die früh morgens eröffnete Jagd nach der angebotenen „Home Collection“ des Berliner Designers gemacht hat, der Run war anscheinend groß. Das „Jersey-Spann-Bettlaken“ gibt es nur noch in grau und rosa. Für 11,99 Euro kann man sich ein Stück Michalsky aufs Bett ziehen.

Jeder muss ja sehen, wo er bleibt oder hingeht. Michael Michalsky geht zu Lidl, es ist eine neue Etappe, die ihn vom ambitionierten Berliner Designer über „Germany’s next Topmodel“ nun also dahin gebracht hat, wo selbst seine Ex-Chefin Heidi Klum vor ein paar Jahren schon Kleidungsstücke angeboten hat. Die Riesennische Discounter ist sicher nicht der finale Traum eines jeden Designers mit Visionen, im Massenverkaufsmarkt der Homeorder-TV-Sender oder eben Discounter da tummelt sich die Liga um Guido-Maria Kretschmer, Jette Joop und auch ihr Vater Wolfgang.

Die breite Masse soll ich wohlfühlen

Michael Michalsky postuliert die Heimtextilien mit seinem Namen als ein Geschenk an die breite Masse, sogar in einem für die Kampagne angefertigtem Fernsehspot. Die Leute sollten sich „cozy“ fühlen in diesen nicht so ganz einfachen Zeiten, hat er gesagt. Und sicher hat Michalsky wohl nicht vergessen, dass er einst auch nicht viel Geld für attraktive Mode ausgeben konnte. „Als ich Teenager war, hat man gespart, bis Schlussverkauf war, dann hat man die Boutiquen abgeklappert und sich überlegt, was man gern hätte“, hat er vor ein paar Jahren in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ erzählt.

Nun können sich seine Fans also auch für wenig Geld mit Designer-Bettwäsche ausstatten, die guten Stücke werden zwischen 4,99 und 29,99 Euro in den Filialen sowie im Online-Shop angeboten. In der Kollektion gibt es neben der Bettwäsche, auch Dusch- und Handtücher sowie Bademäntel. Angeboten wird die Ware in drei Pastelltönen, neben rosa und grau noch in der Wohlfühlfarbe creme.

Ein simples Spannbettlaken soll mit dem Konterfei eines Designers aufgewertet werden.

© privat

Hergestellt wurde aus Baumwolle (98 Prozent), Satin und Mikrofaser. Produziert wurde laut Herstellerangabe auf dem Etikett „unter sicheren und sozialverträglichen Arbeitsbedingungen“ – nach welchen Standards auch immer das geschah, der schmale Preis lässt nichts Gutes erahnen.

Nicht nur im Bett sollen es die Kunden bei Michalsky gemütlich haben. Auch die Kleidung soll bequem sitzen, heißt es bezüglich der angebotenen Jogginghose. Die Hose sei „eindeutig eine Bereicherung der Mode-Landschaft“, hat Michalsky im Interview einer Nachrichtenagentur gesagt. Zum Glück lebt ja Karl Lagerfeld nicht mehr, wobei. Obwohl: Das mit Lidl hätte der nicht mitbekommen.

Nun gut, die Michalsky-Kollektion wird bald von den Grabbeltischen verschwunden sein. Ob sie dann den Menschen wirklich etwas wert sein wird, wird sich wohl erst zeigen, wenn sie tatsächlich bei den Oline-Auktionshäusern gehandelt wird. Bei Ebay regte sich einen Tag nach dem Verkaufsstart noch nichts, da könnte das Produkt tatsächlich zum Ladenhüter werden.

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