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Ehemaliges KZ Konzentrationslager Sachsenhausen im Landkreis OHV.

© imago images/Jürgen Ritter/Jürgen Ritter via www.imago-images.de

Hausordnungen verschärft: KZ-Gedenkstätten beklagen Zunahme von Übergriffen

In ehemaligen Konzentrationslagern wurden zuletzt häufiger Wände mit Hakenkreuzen beschmiert und Gedenktafeln beschädigt. Die Täter seien mitunter dem rechten Spektrum zuzuordnen.

„Die Zahl der Vorfälle nimmt spürbar zu“, sagt Oliver von Wrochem, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in Deutschland. Vandalismus durch Hakenkreuz-Schmierereien, Beschädigungen von Gedenktafeln oder Leugnung der NS-Verbrechen würden ein Problem in einer ernsthaften Dimension darstellen, fügt von Wrochem im Interview mit den „Neuen Osnabrücker Zeitung“ weiter aus.

Die Täter seien häufig im rechten Spektrum zu verorten, fügte er hinzu: „Menschen mit rechter Gesinnung scheuen sich nicht länger, KZ-Gedenkstätten zu besuchen und hier offen rechtsextremistisches Gedankengut zu äußern.“

Viele Einrichtungen hätten auf diese Entwicklung mit einer Verschärfung der Hausordnung reagiert: „Personen, die verbotene Symbole tragen, sich offen antisemitisch oder geschichtsrevisionistisch äußern, werden des Geländes verwiesen.“

In Deutschland ist es zu häufig folgenlos, sich antisemitisch, rassistisch, antiziganistisch oder geschichtsrevisionistisch zu äußern. 

Oliver von Wrochem, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in Deutschland

Derartige Vorfälle würden zur Anzeige gebracht, so von Wrochem weiter: „Oft wird aber sehr subtil agiert. Etwa, indem Fragen zur Geschichte gestellt werden, die suggerieren, es habe den Holocaust nicht gegeben, oder die NS-Verbrechen relativieren.“

Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten sieht bei der Zunahme der Vorfälle einen Bezug zu den jüngsten Wahlerfolgen der AfD: „Eine in Teilen rechtsextremistische Partei schneidet bei Wahlen gut ab. Und in Deutschland ist es zu häufig folgenlos, sich antisemitisch, rassistisch, antiziganistisch oder geschichtsrevisionistisch zu äußern. Das alles hat Auswirkungen.“

Mit Blick auf die Anti-Israel-Demonstrationen und antisemitische Haltungen auch unter Migranten sagte von Wrochem: „Bislang habe ich in Gedenkstätten, die an NS-Unrecht erinnern, keine vermehrten Vorfälle beobachtet, die sich unmittelbar darauf zurückführen lassen.“ Es sei aber nicht auszuschließen, dass sich dies noch ändert: „Die gesellschaftlichen Entwicklungen wirken sich immer auf die Gedenkstättenarbeit aus, und Gedenkstätten müssen Antworten finden auf diese Herausforderungen.“ (KNA)

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