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Harald Martenstein

© Der Tagesspiegel

Harald Martenstein schlägt wieder zu: „Laschet ist ein alter weißer Schussel“

Unser Kolumnist ist aus dem Urlaub zurück und läuft zu großer Form auf. Diesmal kriegt Armin Laschet sein Fett ab. Aber nicht nur er.

Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man schon zwei Monate vor einer Wahl den Namen des künftigen Regierungschefs zu kennen glaubt. Diese Erfahrung haben ja bisher vor allem die Menschen in Staaten wie Kuba oder Russland machen dürfen.

Ja, ich weiß, es kann noch viel passieren. Theoretisch. Seine Bücher (drei) persönlich zu verfassen, hat Armin Laschet sich offenbar nicht nehmen lassen. Eine Doktorarbeit hat er nie geschrieben.

Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, lacht während Bundespräsident Steinmeier (nicht im Bild) ein Pressestatement gibt.

© Marius Becker/dpa

Wer später vielleicht mal in die Politik gehen will, sollte generell auf Doktorarbeiten verzichten, Gartenarbeiten sind für die Karriere ungefährlicher. Dass ihn Angela Merkel mit irgendwas straft (ich weiß nicht, ob „Ignoranz“ oder „Verachtung“ das richtige Wort ist), dürfte Laschet bei den nicht wenigen merkelmüden CDU- Stammwählern eher nützen.

Dass die meisten Medien, in Sonderheit die öffentlich-rechtlichen, statt eines alten weißen Schussels lieber eine junge Trampolinspringerin im Amt sähen, scheint mir offensichtlich. Falls Sie jetzt Belege für diese These einfordern – kein Problem, sehen Sie einfach mal zwei Tage fern, vor allem die Nachrichten.

„Nun muss ich leider ernst werden“

Nun muss ich leider ernster werden. Ist es eine Schande, wenn die mörderische Flutkatastrophe politisch instrumentalisiert und als Rückenwindgeber für die im Bund weit abgeschlagenen Grünen verwendet wird? Ich sehe es nicht so.

„Instrumentalisiert“ werden Tote immer, man denke an den ermordeten George Floyd. Es ist legitim und sogar nötig, nach Ursachen zu fragen und Lösungen zu suchen, das ist schließlich die Aufgabe von Politik.

 Der Klimawandel ist ein globales Problem. Was wir in Deutschland tun oder auch lassen, ist dabei nahezu bedeutungslos.

Harald Martenstein

Natürlich sind die politischen Lager bigott. Wenn ein Mord oder eine Katastrophe sich für die eigene Partei nützen lässt, ist Instrumentalisierung immer okay. Wenn aber die Konkurrenz das Gleiche tut, handelt es sich immer um einen Skandal.

Die große Erzählung zur Flutkatastrophe geht so: Der Klimawandel sorgt dafür, dass solche Katastrophen häufiger vorkommen und größer ausfallen. Folglich müssen wir mit noch mehr Kraft gegen den Klimawandel kämpfen. Und welche große Partei hat wohl das radikalste Klimaprogramm?

Das stimmt alles. Es fehlen nur zwei Sätze. Der Klimawandel ist ein globales Problem. Was wir in Deutschland tun oder auch lassen, ist dabei nahezu bedeutungslos. Diese Tatsache spricht nicht dagegen, hier mehr zu tun als andere und international Druck zu machen.

Für die nächsten Fluten, in drei oder zehn Jahren, ist die Zahl der deutschen Windräder unwichtig. Über die Vernichtungskraft künftiger Fluten entscheidet vor allem das, was wir in naher Zukunft für den Katastrophenschutz tun. Dies führt zu der Frage, welcher der drei Kanzleraspirierenden wohl eine solche Großaufgabe am besten managen könnte: Laschet, Baerbock oder Scholz?

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