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Welche Sommerkleidung ist im Büro okay?

© Getty Images/Martin Poole

Flip-Flops, Feinripp, Freizeitshorts: Welche Sommerkleidung ist im Büro okay?

Die Temperaturen steigen. Klar, dass man da im Homeoffice kein Hemd aufbügelt. Aber was trägt man im heißen Büro? Drei Fachleute geben Stilberatung.

Nicht jeder kann von zu Hause aus arbeiten. Wenn bei sommerlicher Hitze die Fahrt ins Büro ansteht, stellt sich immer wieder die Frage: Was ziehe ich bloß an? Wie luftig darf es sein? In unserer Serie „3 auf 1“ geben drei Expert:innen TIpps für angemessene und zeitgemäße Kleiderwahl. Alle bisherigen Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Für eine neue Kleidungskultur!

Im Lockdown haben die Menschen monatelang die bequemste Kleidung getragen, die sie in ihren Schränken und Onlineshops finden konnten. Und die Geschichte der Mode lehrt uns, dass Menschen eine Bequemlichkeit, die sie einmal genossen haben, nicht wieder aufgeben: Nachdem man das Korsett abgeschafft hatte, konnte man es nie wieder einführen.

Von der Auftrittspufferung von Sneakern und Badelatschen gibt es kein Zurück zum Klackern von High Heels und Ledersohlen. Wer erlebt hat, dass Online-Meetings im Sweatshirt auch keine schlechteren Ergebnisse liefern, schraubt sich nicht mehr in enge Anzüge und steife Krägen. Der postpandemische Arbeitnehmer boxt die Lockerung des Dresscodes genauso rigoros durch wie den höheren Homeoffice-Anteil.

Ja, Jogginghose, Flip-Flops, Tank Top oder Shorts können jetzt im Büro getragen werden. Aber eben nicht die Jogginghose, in der man alle acht Staffeln Game Of Thrones geguckt hat; nicht die Flip-Flops, die man schon breitgetreten hat; nicht das Tank-Top, in dem man manchmal schläft; und nicht die Shorts, mit denen man sonst den Rasen mäht.

Grundsätzlich gilt: Je bequemer ein Kleidungsstück ist, desto hochwertiger und gepflegter sollte es sein. Statt den Untergang einer Kleidungskultur zu beklagen, könnte man also auch das Entstehen einer neuen Kleidungskultur feiern. Nämlich einer Kultur der Distinktion und Raffinesse in der Sportswear.


Zieht euch was Ordentliches an!

Wer sich gehen lässt, schwitzt nicht weniger. Er sieht nur schlechter aus dabei. Insgesamt sind die Regeln lockerer geworden. Bloße Beine unterm kurzen Kleid sind nicht mehr tabu, und für die Herren gibt es inzwischen sogar gepflegte Anzüge mit Bermuda-Shorts. Man sollte bei allen Lockerungen aber nie vergessen, dass Arbeitskleidung eine Art schützende Uniform ist, die auch abkühlend wirken kann, wenn es bei hohen Temperaturen und entsprechend gereizter Stimmung im Büro mal hoch hergeht.

Uneitle Männer sind oft angenehme Kollegen. Bevor sie sich für Sandalen entscheiden, sollten sie dennoch selbstkritisch ihre Zehennägel inspizieren. Sofern sie in einem netten Team im Großraum ohne weiteren Kundenkontakt werkeln und es keine Vorgaben des Arbeitgebers gibt, sind längere Shorts inzwischen denkbar. Sie sollten aber bitte keinerlei Ähnlichkeit mit Badehosen haben.

Gerade in heißen Ländern sind Seidenstrümpfe zum Kleid noch verbreitet. Wer sich darin unwohl fühlt, kann immer noch zum längeren Rock greifen, der auch Luft fächeln kann. Zu viel bloße Haut zu offenbaren, bedeutet häufig auch, dass man sich Blößen gibt. Glücklich, wer einen Job hat, in dem das keine Rolle spielt.


Macht doch, was ihr wollt!

Ehrlich – macht doch, was ihr wollt. Viel mehr fällt mir nicht ein, wenn es darum geht, ob Flip-Flops und kurze Hosen im Büro getragen werden sollten. Um darüber ernsthaft zu diskutieren, müsste sich in vielen Firmenräumen erst einmal das Binnenklima ändern, viele Gebäude sind einfach nicht für immer heißer werdende Sommer gemacht. Da ist es doch besser, luftig gekleidete Menschen um sich zu haben als schwitzende in Anzug und hoch gezogenen Socken.

Wie es ohne den Einbau von Klimaanlagen gelingen kann, Arbeitsplätze – und dringend auch öffentliche Stadträume – klimagerecht zu temperieren, ist eine viel wichtigere Frage, als ob Shorts an den Strand oder in die Stadt gehören. Dazu kommt, dass all das Unperfekte, was zutage tritt, wenn mehr Haut zu sehen ist, ein schöner Kontrast zu all den glattgezogenen Körperbildern ist, die gerade haufenweise digital produziert werden. Da sind behaarte Beine und Achseln eine wunderbare Gegenbewegung – und ein heilsamer Realitätscheck, der durchaus etwas Tröstendes hat.

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