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10.01.2023: Andrew Tate, britisch-amerikanischer Influencer, verlässt nach einer Verhandlung das Berufungsgericht.

© picture alliance/dpa/AP/Uncredited

Ex-Freundin wirft Influencer Andrew Tate Gewalt vor: „Er hat mich so lange gewürgt, bis ich ohnmächtig wurde“

Gegen den Influencer Andrew Tate wird wegen des Verdachts auf Menschenhandel und Vergewaltigung ermittelt. Nun hat sich eine Britin mit Vorwürfen gegen ihn zu Wort gemeldet.

Andrew Tate war Kickboxer. Anschließend verdiente der amerikanisch-britische Unternehmer sein Geld unter anderem mit Casinos, Webcam-Diensten und als Influencer. Seit Ende Dezember aber sitzen Tate und sein Bruder in Rumänien in Haft. Die Vorwürfe: Menschenhandel und Vergewaltigung. 

Die Masche der Brüder wird in der „BBC“ so beschrieben: Andrew Tate und sein Bruder Tristan sollen mit Frauen Beziehungen eingegangen sein, die angeblich nur vorgetäuscht waren. Tatsächlich soll es darum gegangen sein, die Frauen zu pornografischen Diensten vor Webcams zu zwingen. Dazu sei auch Gewalt angedroht worden. Eine der Frauen, die mit Andrew Tate in einer Beziehung gewesen sein soll, hat nun mit der „BBC“ gesprochen und das Bild einer manipulativen, gewalttätigen Beziehung gezeichnet.

Zunächst habe die britische Frau geglaubt, eine normale Liebesbeziehung mit Andrew Tate einzugehen. Ihrer Darstellung zufolge habe er sie bei Facebook angeschrieben und sei sehr charmant gewesen. Sie sei daher zu ihm in die rumänische Hauptstadt Bukarest gereist.

Später, als die beiden augenscheinlich in einer Beziehung waren, habe Andrew Tate sie dann gefragt, ob sie für ihn arbeiten wolle. Zunächst habe Tate ein unverbindliches Angebot präsentiert, bis er sie schließlich gedrängt habe: „Wenn du mich liebst, machst du es“, zitiert die Frau ihren Ex-Partner Tate bei der „BBC“.

Ex-Partnerin wirft Andrew Tate Gewalt vor

Die Frau habe sich dann auf die Arbeit eingelassen – weil sie Tate nicht habe verlieren wollen, sagt sie. 50 Prozent der Einnahmen aus der Webcam-Arbeit sollen bei Andrew Tate gelandet sein. Die Seite „Celebrity Net Worth“ schätzt Andrew Tates Vermögen auf 50 Millionen US-Dollar.

Andrew Tates Verhalten gegenüber der Frau sei immer kontrollierender geworden und schließlich sogar gewalttätig. Sie berichtet gegenüber der BBC davon, wie Tate sie gegen eine Wand geworfen und geschlagen habe.

Auch beim Sex soll Andrew Tate ein gewalttätiges Verhalten an den Tag gelegt haben. „Ich war so darauf bedacht, ihn zufriedenzustellen und glücklich zu machen. Aber er hat mich mehrfach gewürgt und einmal bin ich dabei ohnmächtig geworden und ich glaube, er geriet dann in Panik, weil er wusste, dass er zu weit gegangen war.“

Eine Sprecherin der Tate-Brüder hat gegenüber der BBC gesagt, die Vorwürfe nicht zu kommentieren.

Die „Liebhaber-Methode“

Die BBC berichtet weiter über ein nun gelöschtes Video auf der Webseite von Andre Tate, in dem er sein Webcam-Geschäft beschrieben habe. Diese Darstellung decke sich mit den Vorwürfen der Frau gegenüber Tate. Tates eigener Beschreibung nach, wie sie bei der BBC zu lesen ist, bestehe sein Job darin, eine Frau dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben – damit sie schließlich vor der Webcam auftrete. Das ist die sogenannte „loverboy method“, die „Liebhaber-Methode“.

Sechs Frauen seien in Rumänien als potenzielle Opfer des Menschenhandels der Tate-Brüder identifiziert worden, schreibt die „BBC“. Allerdings hätten zwei der Frauen öffentlich jede Misshandlung durch die Tate-Brüder dementiert. Andere Frauen hätten sich gegenüber der „BBC“ positiv über ihre Zeit mit Andrew Tate geäußert.

Die Frau, die Tate gegenüber der „BBC“ Gewalt vorwirft, vermutet: Manche der Frauen seien von Andrew Tate tatsächlich gut behandelt worden. Andere stünden nach wie vor unter seiner Kontrolle. Bisher wurde keine Anklage gegen die Tate-Brüder erhoben. Die Brüder streiten die Vorwürfe ab.

Vice“ berichtete am 4. Januar, dass Andrew Tate bereits 2015 wegen des Verdachts der Vergewaltigung und des physischen Missbrauchs im Vereinigten Königreich verhaftet worden sei. Daher sei er von der Reality-Show „Big Brother“ ausgeschlossen worden, an der er fünf Tage lang teilgenommen hatte.

Bei den Missbrauchsvorwürfen von 2015 gegen Andrew Tate seien zwei Frauen betroffen gewesen. Doch die britische Polizei habe den Fall erst vier Jahre später an die zuständige Stelle weitergeleitet, den Crown Prosecution Service (CPS). Dort wurde dann davon abgesehen, den Fall weiterzuverfolgen. Es habe keine realistische Aussicht auf eine Verurteilung gegeben, sagte ein Sprecher des CPS gegenüber „Vice“.

Andrew Tate dementierte die bei „Vice“ von zwei Frauen gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Eine davon warf ihm vor, sie 2015 durch emotionale und physische Kontrolle dazu gebracht zu haben, für ihn vor der Webcam aufzutreten. Sie sei mindestens fünfmal von ihm gewürgt worden, sagte sie bei „Vice“. Außerdem habe sie mehrere gewalttätige Attacken von Andrew Tate gegenüber anderen Frauen bezeugt, die für ihn arbeiteten – darunter auch die angebliche Vergewaltigung.

Die Frauen sollen für Tates Webcam-Geschäft gearbeitet haben, das er damals noch von England aus führte, bevor er nach Rumänien umzog.

Andrew Tate: Ein frauenfeindlicher Social-Media-Star

In einem Video, das nach wie vor online abrufbar ist, erklärt Andrew Tate, warum er sein Webcam-Geschäft von England nach Rumänien verlagerte. Einer der Gründe dafür sei, dass er in Osteuropa keine Verurteilung wegen Vergewaltigung fürchten müsse. Der „Bullshit der MeeToo-Ära“ im Westen habe die Sicherheit von Männern zerstört.

In den sozialen Netzwerken, wo Andrew Tate mehrere Millionen Follower hat, fiel er mehrfach mit frauenfeindlichen Äußerungen auf. Er schuf sich ein Image als frauenverachtender Macho, der Besitz, Macht und die männliche Dominanz über Frauen vorlebt. Auf mehreren Plattformen wurden Andrew Tates Accounts gesperrt, so auch auf Twitter – wo sein Account nach der Übernahme des Dienstes durch Elon Musk inzwischen jedoch wieder abrufbar ist.

Auch das sonstige Geschäftsgebaren von Andrew Tate passt ins Bild: Im Internet boten Andrew und sein Bruder Tristan Tate kostenpflichtige Kurse an, in denen sie den Absolventen „Geld, Reichtum, schnelle Autos und unterwürfige Frauen“ versprachen, wie „Der Standard“ schreibt. 

Jüngst geriet Andrew Tate in die Schlagzeilen, als er die Klimaaktivistin Greta Thunberg mit einem Tweet provozierte. Tate gab mit seiner teuren Autosammlung und den verursachten Emissionen an und wollte Thunbergs Mailadresse, damit er ihr eine vollständige Liste seiner Autos schicken könne. Thunberg antwortete: „Ja, kläre mich bitte auf. Schicke mir eine Mail an smalldickenergy@getalife.com.“ Thunbergs Antwort ging viral und hat bis heute 3,9 Millionen „Gefällt mir“-Angaben gesammelt.

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