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Julian Reichelt bei Kurt Krömer im Verhörraum. 

© rbb/Carolin Ubl

„Streicheln ist ja schon Ihr Ding“: Kurt Krömer nimmt Ex-„Bild“-Chefredakteur Reichelt in die Zange

Julian Reichelt war zu Gast bei „Chez Krömer“. Vom etwaigen Kokain-Konsum bis hin zum Machtmissbrauch – Talkmaster Kurt Krömer ließ kein Thema aus.

Der Talk dieser Woche zweifelsohne: „Chez Krömer“ im RBB. Kaum zu glauben, dass sich der Rauch dieses, nennen wir es mal, Gespräches aus dem Studio schon verzogen hat.

Von der Kampagne gegen die Willkommenskultur über etwaigen Kokain-Konsum bis hin zum Compliance-Verfahren gegen den Ex-Bild-Chefredakteur und dessen Rausschmiss bei der Boulevardzeitung - Kurt Krömer ließ sich keinen Reiz zum Thema Reichelt entgehen. Er zeigte wieder einmal, wieso dieses Talk-Format ein Aushängeschild im TV-Programm des kriselnden RBB ist. Fast wäre es dabei zum Eklat gekommen.

Der Reihe nach: Es ging recht höflich los. Danke für die Einladung, Sie rauchen ja auch? Reichelt gab sich alle Mühe, Krömer mit Charme den Wind aus den Segeln zu nehmen. Schließlich ließ sich dem Gastgeber von Anfang an im Gesicht ablesen, was er davon hielt, was ihm die „Katze“, sprich sein Produzent Friedrich Küppersbusch, vor die Tür gelegt hat: Gar nichts.

Ist der Gast Freund oder Arschloch?

Ist der Gast Freund oder Arschloch? Das war hier lange nicht mehr so eindeutig. Die Arme vor sich verschränkt, fast wie eine Verschanzung: Reichelt nahm den Infight an, dem ihm sein Gegenüber anbot. Gauland-Zitate, ominöse bis gefährliche „Bild“-Schlagzeilen; es dauerte gut 15 Minuten, bis Krömer mit dem Thema um die Ecke kam, das am meisten interessieren dürfte: die Vorwürfe von Machtmissbrauch und #MeToo gegen Reichelt.

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Das Ganze mit dem Moderations-Übergang der Woche, da kann sich Lanz noch eine Scheibe abschneiden: Nachdem Krömer seinen Gast mit Hundefotos überraschte, stellte er die Frage: „Streicheln ist ja schon Ihr Ding.“ Wie war das mit den Frauen im Axel-Springer-Verlag?

Auch Krömer gelang es allerdings trotz hartnäckigen Fragens und einer anonymisierten Zeugin nicht, Reichelt mehr zu den Hintergründen des Compliance-Verfahrens zu entlocken. Hatte der ehemalige Chefredakteur der „Bild“-Zeitung nun sexuelle Verhältnisse zu Mitarbeiterinnen des Verlages?

Reichelt ging in die Gegenoffensive. Er betrachte das Ganze als „verleumderische, abstoßende Berichterstattung“, die sich seines Privatlebens bemächtigt hat. Dazu sage er nichts, außer hier auf die Frage: „Nehmen Sie Drogen?“. Reichelt: „Nein“. Umso mehr zu Krömer (sogar zu seinen Depressionen). Der mache sich „auf ekelhafte Weise zum willigen Vollstrecker“ einer Kampagne.

Die öffentlich-rechtlichen Medien bekamen auf diesem Wege auch noch eins ab. Am Ende stand der Moderator auf, ging aus dem Verhörraum und ließ seinen Gast sitzen.

Vielleicht sah Reichelt damit allzu sehr wie ein Opfer aus. Vielleicht wurde auch nicht jeder Behauptung widersprochen (ist das Privatleben Reichelts wirklich privat, wenn es um diese Art von Vorwürfen, um Machtgefälle geht?).

Vielleicht ist das aber auch Klagen auf höchstem Niveau. Chapeau, Kurt Krömer. Dem RBB und seinen Zuschauern ist zu wünschen, dass es diesem Format noch viele weitere Staffeln mit viel Rauch im Studio gönnt. Und von Katzen etwas vor die Tür gelegt wird.

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