zum Hauptinhalt
Hilfe, mein Kind lässt sich nicht optimieren!

© Gestaltung: Seuffert/ Tagesspiegel/Freepik (2); Mauritius; Getty Anbieter/Credit

Tagesspiegel Plus

Elternkolumne „Anonym und abgekämpft“: Soll ich mein Kind zum Klavierüben zwingen?

Unser Autor möchte unbedingt, dass seine Söhne ein Instrument spielen lernen, wie es sich in Prenzlauer Berg gehört. Aber die Kinder leisten Widerstand.

Eine Kolumne von Robert Uthofft

Jetzt klimpert er wieder. „Freude, schöner Götterfunken“, die Ein-Finger-Version. Es tut fast nicht mehr weh. Unser Jüngster, gerade ist er elf Jahre alt geworden, spielt es immer, wenn der Klavierlehrer da ist. Einmal die Woche traktieren sie zusammen das Keyboard, das wir damals für seinen fast zehn Jahre älteren Bruder gekauft hatten. Der spielte „Ballade pour Adeline“, wenn der Klavierlehrer danebensaß. Ansonsten stand das Keyboard ungenutzt rum. „Ich hasse Üben“, hat der Große gesagt, der Kleine hat sich das gemerkt.

Eigentlich wollten wir mit dem Musikunterricht die Entwicklung unserer Kinder positiv beeinflussen. Ein Instrument zu lernen, so dachten wir, fördert die Kreativität und soll sogar die rechte und die linke Gehirnhälfte besser zusammenbringen. Man kann also nicht völlig ausschließen, dass das Geklimper auf synaptischer Ebene irgendetwas ausgerichtet hat. Ansonsten müssen wir uns eingestehen, dass wir bei den Jungs vor allem ein Talent gefördert haben: jederzeit neue Ausreden aus dem Ärmel zu schütteln. „Ich kann das schon“ – wenn es doch so wäre. „Mach ich später!“ Wer‘s glaubt. Und der Klassiker: „Ich hab noch so viele Hausaufgaben auf!“ – die dann mit derselben Sorgfalt missachtet werden.

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
showPaywallPiano:
true