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Das Logo von Twitter neben dem Gesicht des Chefs Elon Musk (rechts).

© REUTERS/Dado Ruvic/Illustration/File Photo

Einfach twittern, wenn es Probleme gibt: Musk erklärt Kampf gegen Kinderpornografie zur Chefsache

Das Entfernen von Inhalten, die Kindesmissbrauch zeigen, hat laut Twitter oberste Priorität. Unter dem neuen Chef aber schrumpft das zuständige Team auf einen Mitarbeiter.

Seit etwas mehr als einem Monat ist Elon Musk nun Chef von Twitter – jetzt hat er den Kampf gegen kinderpornographische Inhalte auf seiner Plattform zur Chefsache gemacht. Buchstäblich.

Er appellierte auf Twitter an die Nutzer, dass sie unter seinen Tweet kommentieren sollten, wenn sie kinderpornographische Inhalte melden wollten.

Auch wenn der Aufruf von Elon Musk ein edles Ziel verfolgen mag, so hinterlässt er einen schalen Beigeschmack. Er verschreibt sich einem großen Ziel, aber seine Lösung für das Problem wirkt etwas zu simpel. Musk zeigt sich als Menschenfreund, ruft auf zum gemeinsamen Handeln - und das, nachdem er in den vergangenen Wochen eine Kündigungswelle beim Kurznachrichtendienst ausgelöst hatte.

Laut der US-Techzeitschrift „Wired“ ist auch in dem Team nur noch ein Mitarbeiter übrig, der sich mit dem Entfernen von Inhalten, die sexuellen Kindesmissbrauch darstellen, beschäftigt.

Unklar aber sei, wie groß dieses Team vorher war. Den Recherchen von „Wired“ zufolge wurden jedoch bereits vier Mitarbeiter aus Singapur identifiziert, die auf Kindersicherheit im Internet spezialisiert waren und Twitter öffentlich im November verließen. Wie viele von Musk gefeuert wurden, ist nicht bekannt.

Eine der größten Herausforderungen im Internet

Generell sei das Verhindern von Kinderpornografie eine der größten Herausforderungen überhaupt in Hinblick auf Internetsicherheit, erklärte Carolina Are, die zu Onlinemissbrauch und Zensur in den USA forscht, dem US-amerikanischen Medienunternehmen „dailydot“. Ihrer Ansicht nach brauche es dafür aber eben ein speziell darauf ausgerichtetes Team an professionellen Mitarbeitern - und keine Entlassungen.

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Das Problem vom Umgang mit kinderpornografischen Beiträgen ist bei Twitter ein schon länger bekanntes Thema. Trotz ihrer Null-Toleranz-Richtlinie zu sexueller Ausbeutung von Kindern hatte die Plattform Schwierigkeiten in der Umsetzung.

Elon Musk hat im Oktober 2022 Twitter übernommen (Archivbild).

© IMAGO/Political-Moments

Ein interner Bericht von 2021, der dem Magazin „The Verge“ vorliegt, zeigte, dass die Zahl derartiger Inhalte zunahm, Twitter aber trotzdem nicht in Technologien investierte, die diese ausfindig machen sollten.

Das Magazin berichtete auch über einen anderen Ansatz, wie Twitter mit derartigen Inhalten umgehen wollte. Mithilfe von Monetarisierungen und dem Abschließen von Abonnements sollten Erwachsene einwilligen können, ob und welche Beiträge sie sehen könnten. Im Prinzip die Idee, die auch die Plattform OnlyFans überwiegend für erotische und pornografische Inhalte nutzt.

Die Umsetzung scheiterte. Es wurde befürchtet, dadurch das Problem zu verschlimmern. In einem anderen Bericht von April 2022, der „The Verge“ vorliegt, heißt es: „Twitter ist nicht in der Lage, sexuelle Ausbeutung von Kindern und nicht einvernehmliche Nacktheit in großem Umfang genau zu erkennen“.

Um diese Unterscheidung treffen zu können, brauche es weiterhin noch Menschen. Die Technologie sei noch nicht fortgeschritten genug, um feststellen zu können, wer die Einwilligung tatsächlich getroffen hat.

Viel Arbeit besteht für Twitter auch in Europa

Zwischen den USA und Europa bestehen große juristische, politische und philosophische Unterschiede. Das spiegelt sich auch im Umgang mit den sozialen Medien wider.

Damit Twitter auch den europäischen Vorschriften entspricht, sei noch eine riesige Menge Arbeit zu tun, sagt EU-Kommissar Thierry Breton zu Elon Musk, einer von der EU am Mittwoch veröffentlichen Fassung eines Gesprächs zufolge. Neben einer deutlichen Verstärkung der Überwachung der Inhalte geht es auch um den Schutz der Meinungsfreiheit, transparente Nutzer-Richtlinien, ein entschlossenes Vorgehen gegen Desinformation und eine Begrenzung gezielter Werbung.

Musks Unterstützer werfen der bisherigen Führung von Twitter Zensur vor. Kritiker befürchten dagegen, dass der Kurznachrichtendienst unter dem Tesla-Chef nicht entschieden genug gegen Desinformation, Hasspostings und Falschnachrichten vorgehen wird. (mit Reuters)

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