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Salto de Castro, Aerial view of Dam

© Foto: imago images/Saaaaa

Ein Dorf zum Schnäppchenpreis: Spanischer Ort günstiger als Appartement

Mit Kirche und Kneipe: In der Provinz wird ein ganzer verlassener Weiler verkauft. Nun soll er zu einem touristischen Projekt umfunktioniert werden.

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, von der Stadt aufs Land zu ziehen und dort ein neues Leben zu starten. Mit eigenem Haus, Garten, umgeben von einer schönen Landschaft. Und vielleicht auch noch im Süden Europas, wo das Klima gerade jetzt, in der kalten Jahreszeit, oftmals sehr viel angenehmer ist als im europäischen Norden.

In Spaniens tiefer Provinz werden nicht nur viele Wohnhäuser zu günstigen Preisen angeboten, sondern sogar ganze Dörfer. So stand zum Beispiel vor einigen Tagen ein kleiner und von den Einwohnern verlassener Ort namens Salto de Castro im Südwesten Spaniens, gleich an der portugiesischen Grenze, zum Verkauf – für 260.000 Euro.

Die Lust aufs Landleben scheint auch in Spanien zu wachsen, denn der Makler wurde mit Angeboten überrannt. „Wir haben Anfragen aus aller Welt bekommen“, berichtet Romuald Rodríguez, Immobilienberater der bisherigen Dorfeigentümer und Repräsentant von Royal Invest Madrid. „Interessenten aus mehr als 20 Ländern haben uns kontaktiert.” Sie boten bis zu 600.000 Euro für das Geisterdorf.

Interessenten aus mehr als zwanzig Ländern haben uns kontaktiert

Romuald Rodríguez, Immobilienberater

Am Ende bekam ein spanischer Bauunternehmer den Zuschlag. Allerdings nicht für 260.000 Euro. Sondern er musste, wegen der Riesennachfrage, sein Kaufangebot etwas erhöhen, und zwar auf 300.000 Euro. Der Unternehmer, der im Wohnungs- und Hotelbau aktiv ist, will das verlassene Dorf mit einem touristischen Projekt wiederbeleben.

Die nun vereinbarten 300.000 Euro für die ganze Siedlung gelten allerdings immer noch als Schnäppchenpreis. Denn für diese Summe findet man in Spaniens Großstädten Madrid oder Barcelona allenfalls ein winziges Appartement. Doch mit der nun offerierten Ortschaft bekam der Käufer sehr viel mehr als nur eine Wohnung. Denn zum „herrlichen Dorf“, wie es auf dem spanischen Immobilienportal Idealista hieß, gehörten gleich 44 Wohnungen. 

Ebenfalls im Preis inbegriffen waren: „Eine Bar, eine Kirche, eine Schule mit mehreren Klassenzimmern und ein Gasthaus.“ Zudem gehört eine alte Polizeikaserne, ein Schwimmbad und ein Sportplatz zu dem Örtchen, in dem früher einmal 200 Menschen lebten. Das alles mit einem schönen Ausblick auf die unterhalb liegende Castro-Talsperre am Duero-Fluss, der sich malerisch durch den Naturpark Los Arribes del Duero schlängelt.

300.000
Euro kostete einem spanischen Bauunternehmer das Dorf

Der Naturpark rund um das Duero-Tal ist ein beliebtes Ausflugsziel, das wegen seiner ertragreichen Weinberge, aber auch wegen seines Tierreichtums bekannt ist. Störche, Geier und Adler haben in dieser einzigartigen Landschaft ihre Heimat. Das Dorf Salto de Castro liegt in der äußerst dünn besiedelten Provinz Zamora, die wiederum zu Spaniens einsamster, aber flächenmäßig größter Region Kastilien-León gehört.

Doch die Sache hat auch einen Haken: Das Dorf steht seit über 30 Jahren leer. Die Gebäude sind verfallen. Die Grundmauern stehen zwar noch. Aber Plünderer haben alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Die Dächer sind eingefallen, die Wände mit Graffiti übersät. Um das verschlafene Ruinendorf wieder zum Leben zu erwecken, müssen mindestens zwei Millionen Euro investiert werden, schreibt das Branchenportal Idealista.

Jede Aktivität, die die Wirtschaft in dieser Region wiederbelebt, ist willkommen

Sergio López, Bürgermeister von Fonfría

Die bisherigen Besitzer, die das leerstehende Dorf vor zwei Jahrzehnten kauften, hatten auch schon den Plan, die Geistersiedlung in einen Tourismusort zu verwandeln. „Doch die Immobilienkrise im Jahr 2008 stoppte die Pläne”, berichtet Immobilienberater Rodríguez. Inzwischen sei zwar die Krise, in der Banken und Bauunternehmen zusammenbrachen, überwunden. Aber die Dorfeigentümer wollten sich nun zur Ruhe setzen und hätten deswegen das Objekt verkauft.

Ursprünglich war der Ort Salto de Castro für die Arbeiter des Castro-Staudammes mitsamt Stromkraftwerk gebaut worden. Die Anlagen waren hier, am Duero-Fluss, vor 70 Jahren entstanden. 1989 zog der letzte Bewohner aus.

Nun bietet sich also die Chance, dass in diese abgelegene Gegend wieder ein bisschen Leben einzieht. Für Sergio López, Bürgermeister der ebenfalls sehr kleinen und zwölf Kilometer entfernten Nachbargemeinde Fonfría, wäre dies die beste Nachricht seit Langem. „Jede Aktivität, die die Wirtschaft in dieser Region wiederbelebt, ist willkommen.”

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