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Gary Cooper als Marshal Kane im Western „Zwölf Uhr mittags“.

© Imago/Mary Evans

Das Zwölf-Uhr-Ultimatum an Hans-Georg Maaßen: Die CDU in der „High Noon“-Falle

So ein Showdown ist ultimative Männer-Theatralik. Mit dem CDU-Ultimatum schwappt außerdem noch ein Kult-Western in Berlins Klingelhöferstraße 8 rüber. Was soll das nur?

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Wenn schon Ultimatum, dann aber auch mit dem berühmtesten Termin ever. Nicht dass es hinterher heißt: Och, ich habe vergessen, wann genau die Frist ablief.

Das Ultimatum, um das es geht, gilt dem CDU-Mitglied Hans-Georg Maaßen, das zuletzt wieder Dinge von sich gab, mit der die Partei nichts mehr zu tun haben möchte. Nun aber wirklich nicht mehr, oder in den Worten von CDU-Chef Friedrich Merz: „Das Maß ist voll.“

Kurz nach diesem Pegelstandsbefund verkündete das gesamte Parteipräsidium eine Frist: Bis Sonntag, den 5. Februar, zwölf Uhr mittags, hat Hans-Georg Maaßen demnach Zeit, seinen Austritt aus der Partei zu erklären.

Sonst passiert wahrscheinlich dies und das an Ausschlussverfahrenpapierkram, aber das muss noch mal gesondert beraten werden.

Vorerst gilt: zwölf Uhr mittags. Dass Hans-Georg Maaßen die Uhrzeit vergisst, ist unwahrscheinlich. Niemand, der weiß, was ein Fernseher ist, würde dieses Fristende vergessen.

Dioe Uhr tickt unerbittlich

„Zwölf Uhr mittags“, im Original „High Noon“, ist ein Western von 1952, der ungefähr in Echtzeit zeigt, wie Gary Cooper als Marshal Kane, der eigentlich der Liebe wegen der Gewalt abgeschworen hat, in der Kleinstadt Haydleyville auf einen Fiesling und dessen Bande wartet, die mit ihm abrechnen wollen. Sie kommen per Zug, dessen Ankunftszeit dürfte leicht zu erraten sein. Um den Countdown zum Showdown zu zeigen, wird immer wieder auch die Bahnhofsuhr gezeigt. Tick, Tick, Tick.

Der Fall Maaßen bedarf keiner Theatraliken mehr, er ist längst bühnenreif.

Ariane Bemmer

Es ist die ultimative Männer-Theatralik. Und mit dem CDU-Ultimatum schwappt die nun rüber in Berlins Klingelhöferstraße 8. Warum nur?

Der Fall Maaßen bedarf keiner Theatraliken mehr, er ist längst bühnenreif. Maaßen, einst – und damals hoffentlich noch nicht so verdreht wie heute – Verfassungsschutzchef, hat mehrfach Worte gewählt, die ihn wie einen Nazi-Verharmloser und AfD-Fan aussehen lassen.

Dass die CDU ihn loswerden will, ist verständlich. Aber hätte sie nicht einfach in guter Bürokratenart das Posteingangsstempel-Ultimatum wählen können (auch wenn zugegeben gerade die Post streikt, aber manchmal versagt ja auch ein Browser)?

Das wäre lässiger gewesen, als das Ringen mit einem unliebsamen Mitglied in Kontext zu bringen mit dem Hollywood-Klassiker, der Gary Cooper einen Oscar einbrachte. Und der den Gunman John Wayne so sauer auf Marshal Kanes Gewaltskepsis machte, dass er den Rumballer-Reißer „Rio Bravo“ drehte, den der ehemalige US-Präsident Bill Clinton während seiner Amtszeit angeblich 17 Mal angeschaut hat. In der Konkurrenz kann der CDU-Streit nur verlieren.

Immerhin: Der Zug, mit dem Kanes Erzfeinde anreisten, war auf die Minute pünktlich. Davon kann die Deutsche Bahn bekanntlich nur träumen. Hier Vergleichbarkeit herzustellen, wäre ein besseres Sujet für Ultimaten.

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