zum Hauptinhalt
Schläft gerne draußen: der amerikanische Bison im Yellowstone-Nationalpark in den Rocky Mountains.

© imago/Nature Picture Library

Berliner Schnauzen: Wie Naturschützer die letzten Bisons retteten

Einst rotteten Siedler ganze Herden in Nordamerika aus. Heute werden junge Tiere wieder ausgewildert. Auch die Kälber im Berliner Zoo sind bald weg.

Einmal mit dem Schwanz wedeln. Dann noch mal. Das war anstrengend, erst mal wieder Entspannung, eine Weile nicht bewegen. Samy macht heute nicht viel, ist ja auch echt heiß. Er dreht den Besuchern den Hintern zu. Birte und Biggy liegen daneben. Viel aktiver als Samy sind sie nicht. Die beiden Kleinen, Beata und Billy, fläzen sich auch am Boden, stehen aber wenigstens ab und zu mal auf und erkunden die Gegend. Familie Bison macht Siesta. Gemächliche Zeitgenossen.

Fünf Präriebisons leben im Berliner Zoo, ein Bulle, zwei Kühe und zwei Kälber. Samy ist der Vater beider Kälber, Birte und Biggy jeweils eine der Mütter. Die Tiere sind weit weg von ihrer ursprünglichen Heimat, einem Gebiet, das sich von den Rocky Mountains bis zur Ostküste der USA erstreckt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebten in den Prärien und Waldgebieten Nordamerikas noch bis zu 60 Millionen Bisons. Landwirtschaft, Jagd und vor allem der Eisenbahnbau der amerikanischen Siedler brachten die Tiere an den Rand ihrer Existenz – 1889 lebten noch etwa 835 Exemplare.

„Man hat sie fast ausgerottet, bevor man sie richtig erforschen konnte“, sagt Marco König, der sie im Zoo betreut. 1907 wurde die American Bison Society in New York gegründet, die versuchte, durch Auswilderungen von Zootieren und der Errichtung von Schutzgebieten den Bestand zu retten. Etwa 50 000 gibt es heute wieder in nordamerikanischen Nationalparks.

Entspannt, selbstsicher und gefräßig

Sie leben normalerweise in losen Verbänden, die Bullen immer etwas abseits der Herde. Im Zoo allerdings, auf engerem Raum, ist das ein bisschen anders. Samy sucht häufig die Nähe der Kühe. „Die Mädels haben untereinander wenig Kontakt, da ist ein bisschen Zickenkrieg“, sagt König. Vor allem Biggy sei sehr dominant – und futterneidisch. „An der Raufe, also dem Gestell für das Futter, gibt es dann Schiebekämpfe, Biggy drückt die anderen weg.“

Bisons sind Dauerfresser, die meiste Zeit verbringen sie kauend. 30 bis 40 Kilo Heu, Gras und Kraftfutter verdrücken sie am Tag, Samy bringt dadurch ungefähr 700 bis 800 Kilogramm auf die Waage, die beiden Damen etwa 500 bis 600. „Samy ist eigentlich recht träge, aber wenn es ums Futter geht, kann er sehr schnell sein“, sagt der Pfleger.

Die Tiere schlafen gerne draußen – so gerne, dass sie sich im Winter auch schon mal einschneien lassen und dann aussehen wie Schneeberge, erzählt König. Er beschreibt Bisons als sehr entspannt, aber auch sehr selbstsicher. „Sie sind sich ihrer Stärke bewusst.“

Die beiden Kälber werden nicht mehr lange in Berlin bleiben, bald kommen sie in einen Tierpark in Österreich. „Die Abhängigkeit von der Mutter dauert etwa neun Monate.“ Jedes Jahr werden junge Bisons aus Berlin an andere Tierparks oder Zoos gegeben, teilweise auch an Auswilderungsprojekte. Macht das den Eltern nichts aus, gibt es Trennungsschmerz? „Eigentlich merkt man da nichts“, sagt König. Es sind wirklich sehr entspannte Tiere.

Bison im Zoo

Lebenserwartung: Bis zu 20 Jahre

Fütterungszeiten: Dreimal täglich mit Heu und Grünfutter

Interessanter Nachbar: Die Pandas

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false