Autor Ian Buruma über Meinungsfreiheit: „Auch bei Till Lindemann muss man immer noch Künstler und Werk trennen“
Eine Debatte zu unterbinden, sei nie gut, sagt Ian Buruma. Ein Gespräch über verbotene Bücher, katholische Manieren und die Wichtigkeit von Zwischentönen.
Herr Buruma, als Chefredakteur der New York Review of Books haben Sie 2018 den Beitrag des kanadischen Radiomoderators Jian Ghomeshi veröffentlicht, dem rund 20 Frauen sexuelle Gewalt vorgeworfen hatten, aber der vor Gericht freigesprochen worden wurde. Würden Sie als Redakteur heute einen Artikel des Sängers Till Lindemann veröffentlichen?
Das hinge von der Art des Artikels ab und davon, was er zu sagen hätte. Wenn er nur einen Artikel schreiben würde, in dem er seine Unschuld beteuert, fände ich das nicht sehr interessant. Wenn ihn aber ein Gericht für nicht schuldig befände, er aber trotzdem durch die öffentliche Meinung verurteilt werden würde, dann vielleicht.
- showPaywall:
- true
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- true
- showPaywallPiano:
- true