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„Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ läuft am Tag der Deutschen Einheit im ZDF.

© Foto: imago

Apanatschi, Ribanna, Ntscho-tschi: Winnetous Frauen

Joachim Huber sieht die Debatte um den Karl-May-Häuptling aus einem ganz anderen Blickwinkel.

Eine Glosse von Joachim Huber

Was machen Sie eigentlich am Tag der Deutschen Einheit um 11 Uhr 30? Sie können, nur zum Beispiel, das ZDF einschalten. Der öffentlich-rechtliche Sender zeigt einen Karl-May-Film mit Pierre Brice und Lex Barker: „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“. Danach wäre eine emotionale Debatte möglich: Dürfen diese Filme noch gezeigt werden?

Heftige Debatte um Winnetou

Zu den Aufregern dieses Sommers gehörte ebendieses Thema. Da tobte rund um Winnetou eine heftige Debatte über kulturelle Aneignung und Rassismus, entstanden durch das Faktum, dass ein Verlag zwei Begleitbücher zu dem Winnetou-Film für Kinder „Der junge Häuptling Winnetou“ zurückgezogen hatte. Manche witterten Cancel Culture, weil hier die Kritiksäge an überlieferte Stoffe angesetzt werde, andere meinten, es müsse endlich Schluss sein mit diesem vom Sachsen Karl May gezeichneten Bild des „edlen Wilden“.

Das ZDF blieb cool und hält an der Ausstrahlung fest. Vom Sender heißt es: „Nach den großen Erfolgen der vorherigen Karl-May-Filme in den 60er Jahren blieb Erfolgsproduzent Horst Wendlandt der bewährten Vorgehensweise treu: Die Vorlage des berühmten Schriftstellers, in diesem Fall die Erzählung ,Halbblut‘, wurde nahezu bis zur Unkenntlichkeit verändert und umgeschrieben; übrig blieben lediglich grundlegende Motive.“ Aha.

Mehr enzyklopädisch ist dieser Begleittext und frei von jeder Erregung und Regung, ob diese (tatsächlich sehr durchschnittlichen) Filme auf den öffentlich-rechtlichen Bildschirmen laufen sollen. Das ZDF nimmt einfach nicht Stellung, sondern wagt den Testlauf: Gibt es noch ein Publikum für Karl-May-Verfilmungen, hagelt es Proteste, gerät der Lieblingssender beim deutschen Publikum ins Schlingern?

Vielleicht geht es eine Nummer kleiner: Väter schauen mit ihren Kindern den Film und erklären dem fassungslosen Nachwuchs, was sie an diesen Kinoerfolgen fasziniert hat. Und an wen sie als Jungmänner ihr Herz verloren hatten: Uschi Glas (Apanatschi) oder Karin Dor (Ribanna) oder Marie Versini (Ntscho-tschi)? Noch so eine Winnetou-Diskussion, die nicht enden will.

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