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Dezent-elegantes Ambiente, ein Ort, nicht nur für Fans der veganen Küche: das "Lucky Leek" in Prenzlauer Berg.

© Lucky Leek / promo

Von TISCH zu TISCH - Die Restaurantkritik: Lucky Leek

Vegane Restaurants sind nicht Ihr Ding? Keine Angst vor diesem in Prenzlauer Berg. Denn es bietet inspirierte, sehr feine und sehr frische Küche

Dieses vegane Restaurant ist ein gut eingeführtes Haus und wurde mir schon öfter empfohlen. Dort wirkt die viel gelobte Josita Hartanto. Das Ambiente ist dezent elegant, sowohl unter der großen Markise draußen wie auch im Innern, wo Grünpflanzenreliefs, Scherenschnittbilder, Schmetterlinge und Sinnsprüche den zweistufigen Raum rund um den großen Tresen schmücken. Dunkle Tischtücher, helle Stoffservietten – absolute Wohlfühlatmosphäre.

Sorgfalt muss sein

Die Weinkarte ist ein Traum, sodass man zur Not auch von flüssigen Kalorien satt werden könnte. Der Crémant ist unbedingt zu empfehlen mit seiner fröhlichen Frucht (6,50 Euro). Zwar war die Riesling Spätlese von der Nahe, die unsere erste Wahl gewesen wäre, schon weg, aber der fränkische Rosé mit seinen sommerlichen Johannisbeer-Noten war auch in Ordnung. Die Flasche musste eine Weile halten, denn so blitzschnell kommen die Teller nicht auf den Tisch (31 Euro). Wird eben alles frisch und mit Sorgfalt gemacht.

Vegane Antwort auf Gänsestopfleber

Zunächst ein doppelter Gruß aus der Küche: ein weißer Porzellan-Probierlöffel mit Chinakohl-Salat und kleine, runde Knusperwaffeln mit einem rosafarbenen Kidney-Bohnen-Aufstrich, die vegane Antwort auf Gänsestopfleber. Das war schon einmal sehr gelungen. Zwei Menüs werden angeboten, ein dreigängiges und ein fünfgängiges Chef’s Menü, deren Gänge man aber auch individuell zusammenstellen kann. Die Paprika-Miso-Suppe hatte eine sehr abwechslungsreiche Einlage, einen Kräuter-Dumpling und Knuspernudeln (9 Euro). Mindestens so gut war das Selleriesüppchen mit einer fruchtigen Einlage aus Kirschen und Pfifferlingen und einer knusprigen Teigstange obenauf (10 Euro). Stilistisch ist hier schon der Griff nach den Sternen erkennbar.

Mut zur Würze

Auch die Hauptgerichte waren köstlich. Am allerbesten schmeckten die Nussbällchen, dazu gab es verschiedene Beilagen wie sizilianische Kartoffeln, eingelegten Senfkohl, gut gewürzten Blumenkohl und grüne Salsa. Besonders angenehm fiel mir auf, dass der Mut zum Würzen seit meinem letzten veganen Restauranttest offenbar deutlich zugenommen hat. Gerade bei dieser Küche scheint mir das wichtig zu sein (20 Euro). Gut und sättigend waren die vier Grießknödel mit Schnittlauch. Ein Berg Salat aus Wildkräutern und Blattspinat mit einem fein-säuerlichen Dressing gab dem Gericht eine frische Note (19 Euro).

Schokolade satt

Die „hausgemachten Keesevariationen“ wurden auf einem Brett serviert, dazu gab es Feigenchutney und drei Scheiben etwas zu trockenes Brot (10 Euro). Die sechs veganen „Käse“-Stückchen waren winzig, entfernten sich in Konsistenz und Geschmack aber auch nicht gerade meilenweit von echtem Käse. Durch die Portionierung wirkten sie allerdings kostbarer, und das waren sie in der komplizierten Herstellung sicher auch. Trotzdem gefiel mir das süße Dessert deutlich besser. Ein festes Schokoladenküchlein mit Schokomousse, roter und gelber Fruchtsauce, Sesamkrokant, hausgemachtem Eis, Fruchtragout und allerlei Beeren ließ wirklich nichts vermissen. Dazu gab es noch zwei kleine Krapfen, ein echter Sattmacher zum guten Schluss (10 Euro).

Daumen hoch

Glücklicher Lauch, der unter so kundigen Händen verarbeitet wird. Besonders preiswert war es noch nie, einen zukunftsorientierten Geschmack zu haben. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass einige Generationen später die Kinder gruselnd im Geschichtsunterricht lernen, dass ihre Vorfahren Fleisch gegessen haben, und – wie grausam – Eier und Honig. Von allen veganen Restaurants, die ich bislang probiert habe, hat mir dieses am besten gefallen. Und satt geworden bin ich auch. Mal schauen, was in den Sternen steht.

- Lucky Leek, Kollwitzstr. 54, Prenzlauer Berg, Tel. 66 40 87 10 Mi–So ab 18 Uhr

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